Der Page des Herzogs von Savoyen. Александр Дюма
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der Page des Herzogs von Savoyen - Александр Дюма страница 18
Für wen erklärte sich Carl der Gute? Für den Schwager oder für den Neffen? Die Frage war wichtig.
Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde der Herzog von Savoyen der Verbündete des Kaisers und der Feind Franz I.
Der Herzog von Savoyen hatte in der That dem Kaiser Carl V. als Pfand seiner Treue seinen ältesten Sohn, Ludwig, Prinzen von Piemont, gegeben; er hatte sich geweigert von Franz I., das Band des heiligen Michael und eine Compagnie mit zwölftausend Thalern Gehalt anzunehmen; er hatte Ländereien besetzt, die ein Lehen der Dauphins waren; er verweigerte Frankreich die Huldigung wegen Faucigny; er hatte schriftlich gegen den Kaiser seine Freude über den Sieg von Pavia und die Gefangennehmung des Königs Franz I. ausgesprochen und endlich dem Connétable von Bourbon in dem Augenblicke Geld geliehen, als dieser durch sein Land reiste, um sich durch Benvenuto Cellini bei der Belagerung von Rom tödten zu lassen.
Man mußte sich vergewissern.
Zu diesem Zwecke schickte Franz I. den Präsidenten des Parlamentes von Paris, Wilhelm Poyet, mit dem Auftrage nach Turin, von dem Herzog Carl Zweierlei zu verlangen: erstens die Erlaubniß zum Durchmarsche des französischen Heeres durch Savoyen und Piemont, und zweitens die Uebergabe der Plätze Montmeillan, Chivas, Veillane und Vercelli.
Dagegen erbot sich Franz ihm Ländereien in Frankreich zu geben und seine Tochter Margarethe mit dem Prinzen Ludwig von Piemont zu vermählen.
Carl III. schickte zur Verhandlung mit Wilhelm Poyet den piemontesischen Präsidenten Purpurat, welcher ermächtigt war, den Durchmarsch der französischen Truppen durch Savoyen und Piemont zu gestatten, aber wegen Uebergabe der vier Plätze anfangs ausweichend, bei weiterem Drängen aber ablehnend zu antworten.
Die Verhandlungen zwischen den beiden Bevollmächtigten wurden hitzig, so daß Poyet, als er auf die guten Gründe Purpuratis nichts mehr entgegnen konnte, ausrief:
»Es geschieht aber, denn der König will es.»
»Um Vergebung,« antwortete Purpurat, »dieses Gesetz finde ich in unsern Landesgesetzen nicht.«
Er stand auf und überließ die Zukunft der Allmacht des Königs von Frankreich und der Weisheit des Höchsten.
Die Unterhandlungen wurden abgebrochen und als der Herzog Carl im Februar 1535 sich in dem Schloß zu Vercelli befand, wurde ein Herold zu ihm gebracht, der ihm von Seiten Franz I. den Krieg erklärte.
Der Herzog hörte ihn ruhig an und als derselbe die kriegerische Botschaft beendigt hatte, sagte er mit ruhiger Stimme:
»Lieber Freund, ich habe dem Könige von Frankreich immer nur Dienste geleistet und glaubte, die Namen »Bundesgenosse,« »Freund,« »Diener« und »Oheim« verdienten ein anderes Verfahren. Ich habe alles gethan, was ich thun konnte, um in Eintracht mit ihm zu leben und nichts versäumt, um ihn wissen zu lassen, wie Unrecht er hat, sich gegen mich zu erzürnen. Ich weiß wohl, daß meine Streitmacht mit der seinigen nicht verglichen werden kann, da er denn aber durchaus nicht auf den Beistand hören will und entschlossen zu seyn scheint, meiner Staaten sich zu bemächtigen, so saget ihm, er werde mich an der Grenze finden und ich hoffe mit Hilfe meiner Verbündeten und Freunde mich zu vertheidigen. Uebrigens kennt der König, mein Neffe, meine Devise: Dem fehlt nichts, welchem Gott bleibt.«
Er schickte darauf den Herold zurück, nachdem er ihm einen sehr kostbaren Anzug und ein Paar Handschuhe voll Thaler hatte geben lassen.
Nach einer solchen Antwort hatte man nichts zu thun als sich zum Kriege vorzubereiten.
Zuerst brachte Carl III. seine Gemahlin und sein Kind in Sicherheit in seinem Castell zu Nizza.
Die Abreise dahin wurde demnach als nahe bevorstehend angekündigt.
Da hielt es Emanuel Philibert für Zeit, seine Mutter zu vermögen, Leone aus der Bauernfamilie wegzunehmen, bei der man ihn überhaupt nur vorläufig gelassen hatte. Man war schon damit einig, den Knaben wie Scianca-Ferro zum Genossen des Prinzen zu machen.
Die Herzogin Beatrice war, wie schon gesagt, eine kluge Frau. Alles was sie an dem Verwaisten bemerkt hatte, die feinen Züge, die zarten Hände, die gewählte Sprache, brachte sie zu dem Glauben, es liege dahinter irgend ein großes Geheimniß. Die Herzogin war ferner eine religiöse Frau; sie sah darin, daß Emanuel das Kind nach einer Gefahr gefunden hatte, einen Fingerzeig Gottes; sie meinte, jetzt, da das Unglück ihrem Hause sich nahe und der Engel der finstern Nächte ihrem Gemahl, ihr selbst und ihrem Sohne den Weg in das Exil zeige, sey es die Zeit nicht den Verwaisten zurückzuweisen, der einmal als Mann ihr Freund seyn könne. Sie gedachte des Boten Gottes, der als gewöhnlicher Wanderer auf der Schwelle des blinden Tobias erschienen war, dem er später durch die Hände des Sohnes Licht und Freude zurückgegeben. Statt also dem Verlangen Emanuels entgegen zu seyn, ging sie bereitwillig auf dasselbe ein und ermächtigte, mit der Erlaubniß des Herzogs, ihren Sohn, die Nachricht selbst seinem Schützlinge zu bringen.
Leone sollte die Reise nach Nizza mit den beiden andern Kindern machen. Emanuel wartete nur bis zum andern Tage, Leone die angenehme Nachricht zu bringen. Gleich bei Tagesanbruch ging er in den Stall, sattelte sich selbst sein kleines Pferd, überließ Scianca-Ferro das Uebrige und ritt so schnell sein Pferd laufen konnte nach Oleggio.
Er fand Leone in Trauer. Der Arme hatte gehört, daß seine reichen und mächtigen Beschützer nun auch vom Unglück bedroht würden. Man hatte von der Abreise des Hofes nach Nizza gesprochen, das heißt in eine Gegend, von welcher das Kind nie etwas gehört, und als Emanuel athemlos und freudig zugleich ankam, weinte Leone, als habe er die Mutter zum zweiten Male verloren.
Die Kinder aber sehen vorzugsweise durch die Thränen der Engel und wir übertreiben nicht, wenn wir sagen, daß Emanuel dem weinenden Leone wie ein Engel erschien.
Mit wenigen Worten wurde alles gesagt, erklärt, verabredet und auf die Thränen folgte Lachen. Es gibt bei den Menschen eine Zeit – es ist die glückliche – wo Weinen und Lachen sich berühren wie die Nacht und die Morgenröthe.
Zwei Stunden nach Emanuel kam Scianca-Ferro mit dem ersten Knappen des Prinzen und zwei Dienern an und einer derselben führte den Zelter der Herzogin. Man gab dem Bauer, welcher Leone sechs Wochen bei sich gesehen hatte, eine gute Summe Geldes. Das Kind nahm herzlichen Abschied, aber wenn auch mit Thränen, so doch auch mit Freude. Emanuel half Leone auf das Pferd und wollte dasselbe auch selbst am Zügel führen, damit seinem Schützlinge ja nichts geschehe.
Scianca-Ferro war auf diese neue Freundschaft nicht eifersüchtig, sondern galoppirte an der Seite hin und her und lächelte dem Freunde seines Freundes mit dem Jugendlächeln zu, das alle Zähne und das ganze Herz zeigt.
So gelangte man nach Vercelli. Der Herzog und die Herzogin empfingen Leone freundlich und er gehörte von nun an zur Familie.
Den nächsten Tag bereits brach man nach Nizza auf, wo man ohne Unfall anlangte.
VIII.
Der Knappe und der Page
Unsere Absicht ist es gar nicht – denn Andere haben es viel besser gethan, als wir es thun könnten – die Geschichte der großen Rivalität zu erzählen, welche im Anfang des sechzehnten Jahrhunderts so viel Unglück und Elend erzeugte. Gott hat uns eine bescheidene, aber zugleich doch auch angenehmere und für unsere Leser unterhaltendere Aufgabe gestellt. Wir werden also in der nachfolgenden Erzählung nur, die Gipfel der großen Ereignisse sehen, die gleich den hohen Gipfeln der Alpen sich über die Wolken in schneebedeckten Zacken erheben.
Franz I.