Der Schiffs-Capitain. Александр Дюма

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Der Schiffs-Capitain - Александр Дюма

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aufhat, als um zu essen, so bemerkte doch der Graf die Verschiedenheit ihrer Herrkunft, die man leicht an dem allgemeinen und charakteristischen Physiognomien erkannte. Sein Begleiter bemerkte eine Verwunderung, und als hätte er sie ausgesprochen, antwortete er darauf und zwar mit einem amerikanischen Accente, den Manuel schon erkannt hatte und der bewies, daß er jenseits der Meere geboren war:

      »Ja, ja, wir haben hier manch' hübsches Probestück von allen Völkern der Welt, und wenn eine Sindfluth Noa's Kinder, wie einst Adams Söhne entführte, fände man ein Korn von jeder Nation in unserer Arche. Sehen sie die drei Gesellen, die mit ihren Nachbarn eine Portion Rostboeuf gegen eine Zehe Knoblauch vertauschen? es sind Galicier, die wir am Vorgebirge Ortegal auf genommen haben, und die sich nicht eher schlagen würden, ehe sie zum heiligen Jacob gebetet hätten, dann aber sich eher wie ihr Märtyrer würden in Stücke schneiden lassen, als um einen Schritt weichen. Die andern, die den Tisch auf Unkosten ihrer Aermel polieren, sind wackere Holländer, die sich noch immer über das Unrecht nicht zufrieden geben können, welches die Entdeckung des Vorgebirges der guten Hoffnung ihrem Handel zufügt. Sie sehen auf den ersten Anblick wie Bierkrüge aus, aber so wie zur Schlacht aufgespielt wird, werden sie schnellfüßig wie Basken; wenn sie mit ihnen sprechen, werden sie ihnen von ihren Voreltern erzählen, da sie von sich selbst Nichts zu erzählen haben; werden ihnen sagen, daß sie von jenen berühmten Seeleuten herstammen, die, wenn es in den Kampf ging, statt der Flagge einen Besen aufsteckten; aber davon werden sie schweigen, daß ihnen die Engländer an einem schönen Tage ihre Besen nahmen und Ruthen für sie daraus machten. – Jener Tisch dort, der ganz leise zischelt, da er nicht laut werden darf, besteht aus Franzosen. Die Ehrenstelle nimmt der von ihnen erwählte Chef ein, ein Pariser von Geburt, Cosmopolit aus Geschmack, Fecht-, Stock-, Tanzmeister; immer vergnügt, singt er beim Manoeuver, schlägt sich singend, und wird auch wohl singend sterben, wenn ihm nicht ein hänfnes Halsband die Kehle zuschnürt, was ihm wohl geschehen kann, wenn er das Unglück hätte, John Bull in die Hände zu fallen. Auf diese Seite, sehen sie diese Reihe knochiger, vierschrötiger Köpfe: nicht wahr, das sind fremde Vorbilder für sie? die aber kein Amerikaner, der zwischen der Hudsonsbay und dem Golfe von Mexico geboren ist, für etwas Anderes erkennen wird, als für Bären des Flusses Erie, oder Seekälber von Neuschottland; drei oder vier sind einäugig, welches von ihrer Art sich unter einander zu schlagen herkommt; sie rollen das Haar ihres Gegners zwischen den Zeige- und Mittelfinger, und mit dem Daumen drücken sie ihm das Auge aus. Es giebt deren, die sich sehr geschickt darin eingeübt haben, und nie ihren Zweck verfehlen. Auch wenn es ans Entern geht, unterlassen sie selten, ihre Lanze oder ihr Messer wegzuwerfen und Mann gegen Mann mit dem ersten Engländer, der ihnen aufstößt, zu kämpfen, so daß sie ihn mit einer Schnelligkeit und Geschwindigkeit einäugig machen, die man nur gern ansieht. Sie sehen, daß ich nicht log, als ich ihnen von einer vollständigen Sammlung sagte.«

      – »Aber,« versetzte der Graf, der diese lange Aufzählung mit einem gewissen Interesse angehört hatte, »wie fängt ihr Kapitän es an, sich mit diesen so verschiedenen und hier auf einem Punkte vereinigten Menschen zu verständigen?«

      – »Fürs Erste versteht der Kapitän alle ihre Sprachen; im Sturme und in der Schlacht, wo er seine Muttersprache spricht, weiß er ihr aber einen solchen Accent zu geben, daß man das Gehorchen begreift. Aber sehen sie, die Cajüte des Backbords geht auf: er ist ohne Zweifel zu ihrem Empfange bereit.«

      In der That erschien ein Knabe in der Tracht eines Midshipmans, ging zu den beiden Officieren und fragte Manuel: ob er Graf von Auray sei, und als er es bejahte, bat er ihn, ihm zu folgen. So gleich kehrte der Officier, der seine Rolle so gewissenhaft erfüllt hatte, aufs Verdeck zu einem Posten zurück. Manuel aber trat mit einer von Unruhe und Neugier vermischten Aufregung auf die Thüre zu: so sollte er den Kapitän Paul endlich sehen! Es war ein Mann, der fünfzig bis fünfundfünfzig Jahre alt zu sein schien und dem die Gewohnheit, sich auf dem Zwischendecke auf zu halten, mehr als das Gewicht der Jahre gekrümmt hatte. Er trug die königliche Seeuniform mit der pünktlichsten Strenge: ein königsblauer Rock mit Scharlachaufschlägen, rother Weste und Unterkleidern, graue Strümpfe, Jabot und Manschetten. Sein en boudin aufgerolltes Haar war weiß gepudert und hinten, dicht am Kopf, mit einem Bande befestigt, dessen Enden herunter flatterten. Sein dreieckiger Hut und sein Degen lagen neben ihm, auf dem Tische. Im Augen. blicke, wo Manuel auf der Schwelle erschien, saß er auf dem Schafte einer Kanone, stand aber auf, als er ihn erblickte.

      Der junge Graf fühlte sich wie eingeschüchtert bei dem Anblicke dieses Mannes; in seinen Augen lag ein forschender Strahl, der bis in die Seele dessen zu dringen schien, den er ansah. Vielleicht war auch dieser Eindruck um so mächtiger, da er sich mit einem Gewissen hier vorstellte, das ihm über die sonderbare Handlung, die er vollziehen wollte, Vorwürfe machte, weil er den Kapitän zu seinen Mitschuldigen, wenigstens Vollzieher derselben zu machen kam. Als ob Beide gegen einander etwas Abstoßendes empfunden hätten, begrüßten sie sich jetzt höflich, aber mit Zurückhaltung.

      – »Ich habe die Ehre, mit dem Herrn Grafen von Auray zu sprechen?« fragte der Kapitän Paul.

      – »Und ich mit dem Kapitän Paul?« antwortete der junge Mann, und Beide verbeugten sich zum zweiten Male.

      – »Darf ich fragen,« begann jetzt der alte Officier, »welchem glücklichen Zufalle ich die Ehre des Besuchs des Erben eines der ältesten und schönsten Namens der Bretagne verdanke?«

      Nochmals verbeugte sich Manuel, um zu danken, dann sagte er nach einer Pause, als fiele es ihm schwer, das Gespräch einzuleiten:

      »Kapitän, man hat mir gesagt, daß ihre Bestimmung der Golf von Mexico sei?«

      »Und hat den Herrn Grafen nicht getäuscht Ich denke nach New-Orleans zu segeln und zu Cayenne und in der Havanna anzulegen.«

      – »Das trifft sich herrlich, Kapitän, und es wird nicht außer ihrem Wege liegen, wenn sie sich, wie ich hoffe, der Ausführung einer Ordre unterziehen, deren Ueberbringer ich bin.«

      »Sie haben mir eine Ordre mitzutheilen, Herr Graf? und von wem?«

      »Von dem Ministerium der Marine.«

      – »Eine an mich persönlich gerichtete Ordre?« versetzte der Kapitän mit zweifelhaftem Tone.

      »Das gerade nicht, mein Herr; aber an jeden Kapitän der königlichen Marine, der nach Südamerika unter Segel geht.«

      »Und was betrifft sie, Herr Graf?«

      »Hier ist sie!« antwortete Manuel, zog die Ordre hervor und übergab sie ihm.

      Er nahm sie, und sich dem Fenster nahend, um von dem letzten Lichte des Tages sich leuchten zu lassen, las er laut:

      »Das Ministerium des Seewesens und der Colonieen befiehlt jedem Kapitän oder Lieutenant, der ein Fahrzeug des Staates commandiert und nach Südamerika oder den Golf von Mexico unter Segel gehen wird, einen gewissen Lusignan an Bord zu nehmen und in Cayenne auszusetzen, da er zur Deportation auf immer verurtheilt ist. Während der Ueberfahrt erhält der Verurtheilte in seiner Kajüte zu essen, hat aber Nichts mit der Equipage zu schaffen.«

      »Ist die Ordre in gehöriger Form?« fragte der Graf.

      »Vollkommen, mein Herr,« erwiderte der Kapitän.

      »Und sind sie geneigt, sie auszuführen?«

      »Steh ich nicht unter der Ordre des Marineministeriums?«

      »So kann man ihnen den Gefangenen zusenden?«

      »Wenn sie wollen, Herr Graf. Nur so bald als möglich, denn ich denke nicht lange an diesem Gestade zu bleiben.«

      »Ich werde auf Eile bedacht sein.«

      »War das

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