El Salteador. Александр Дюма
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El Salteador
Erster Teil
Erstes Capitel.
Die Sierra Nevada
Von den Bergketten, die Spanien nach allen Richtungen durchziehen, von Bilbao nach Gibraltar, von Alicante nach dem Cap Finisierre, ist unbestritten, wegen ihres malerischen Aussehens wie wegen ihrer geschichtlichen Erinnerungen, die poetischste die Sierra Nevada, welche der Sierra de Guaro folgt, von der sie nur durch das reizende Thal abgetrennt ist, in welcher eine Quelle des kleinen Flusses Orgiva liegt, der sich zwischen Almunecar und Motril in das Meer ergießt.
Hier ist selbst in unsern Tagen Alles noch arabisch: die Sitten, die Trachten, die Städtenamen die Bauwerk, obgleich die Mauren seit dritthalbhundert Jahren das Reich der Almohaden verlassen haben.
Dies Gebiet, das ihnen der Verrath des Grafen Julian überlieferte, war aber auch das Lieblingsland der Söhne des Propheten. Andalusien, das zwischen Afrika und Europa liegt, ist gleichsam ein Verbindungsglied zwischen beiden, das die Schönheiten des Einen und den Reichthum des Andern theilt, nicht aber das Traurige und Strenge; man sieht da die üppige Vegetation der Metidscha, von den frischen Wassern der Pyrenäen bewässert; man kennt weder die glühende Sonne von Tunis, noch die Kälte Rußlands. Heil Andalusien, der Schwester Siciliens, der Nebenbuhlerin der »glücklichen Inseln.«
Lebt, liebt und sterbet so heiter, als wenn Ihr in Neapel wäret, Ihr Glücklichen, die Ihr in Sevilla, Granada oder Malaga wohnet!
Ich sah aber auch in Tunis Mauren, die mir den Schlüssel ihres Hauses in Granada zeigten.
Sie hatten ihn von ihren Vätern geerbt und gedachten ihn ihren Kindern zu hinterlassen.
Wenn jemals ihre Kinder in die Stadt Aben-al-hamars zurück kommen, werden sie die Straße und das Haus, das sie bewohnten, wieder finden, ohne daß die zweihundertundvierundvierzig Jahre, die von 1610 —1854 vergangen sind, eine große Veränderung da bewirkt haben, außer daß sie die Bevölkerung von einer halben Million auf achtzigtausend Seelen verringert, und der ererbte Schlüssel würde aller Wahrscheinlichkeit nach die Thüre eines Hauses öffnen, das entweder leer oder unbewohnt ist oder bessert träge Bewohner sich nicht die Mühe genommen haben das Schloß ändern zu lassen.
Wahrhaftig, nichts Spanisches hat auf dem Boden gekeimt, dessen natürliche Vegetation die Palme, der Cactus und die Aloe ist, nichts, nicht einmal der Palast, den der fromme Carl V. da zu bauen anfing, um nicht die Wohnung der Emire und Kalifen einzunehmen, der von der Alhambra überragt wird und unter dem spöttischen Blicke dieser Nebenbuhlerin es nie über ein Stockwerk Höhe bringen konnte.
Alle diese Wunder der Kunst und der Civilisation, welcher die jetzigen Bewohner nie gleichkommen werden, umfaßte das Königreich Granada, der letzte Ueberrest und die letzte Form der Herrschaft der Araber in Spanien, und es streckte sich an der Küste des Mittelmeeres von Tarifa bis Almazarron, d. h. etwa hundertundfünfundzwanzig Stunden lang hin, während es von Motril bis Jaën, d. h. fünfunddreißig bis vierzig Stunden, in das Land hineinreichte.
Die Sierra de Guaro und die Sierra Nevada durchschnitten es in zwei Drittheilen seiner Ausdehnung.
Von dem Gipfel des Malahacen, seiner höchsten Spitze, konnte das Auge zugleich die doppelte Grenze erschauen, im Süden das Mittelmeer, die weite blaue Fläche, die sich von Almunecar bis Algier streckt, im Norden die Vega von Granada, den unermeßlichen grünen Teppich von Huelva bis zur Venta de Cordenas. Im Osten und Westen sodann die endlose Verlängerung der unermeßlichen Kette mit schneebedeckten Gipfeln, die den plötzlich erstarrten Wogen eines zum Himmel aufgethürmten Oceanes glichen. Unten endlich, rechts und links von diesem Eismeere, ein doppelter Ocean von Bergen, die allmälig in Hügel übergehen, welche anfangs mit staubigen Flechten, dann mit röthlicher Haide, dann mit dunklen Fichten, dann mit grünen Eichen, dann mit Bäumen aller Art und grünen Gebüschen bewachsen sind.
Heut zu Tage gehen drei Straßen – eine von Motril, eine von Velez-Malaga, eine von Malaga aus – über die Schneesierra und führen von der Meeresküste nach Granada, die eine über Joyena, die andere über Alcaacin, die dritte über Colmenar.
In der Zeit aber, in welcher diese Geschichte beginnt, d. h. in den ersten Tagen des Juni 1519, gab es jene Straßen noch nicht, oder ihre Stelle wurde vielmehr durch schwach betretene Fußwege bezeichnet, welche nur die Füße der Maulthiere und ihrer Treiber mit kecker Sicherheit betraten. Diese Wege zogen sich durch Schluchten und ihre Höhen hinauf und hinab, man hätte sagen können nur um die Geduld der Reisenden aus die Probe zu stellen. Manchmal zog sich ihre schmale Spirallinie um einen steil emporsteigenden Felsen und dann hing der Reisende mit seinem sorglosen Thiere buchstäblich über dem Abgrunde, in den sein Blick mit Grauen hinab schaute. Je steiler der Pfad sich aufwärts zog, um so heißer wurde auch der Fels und um so mehr zagte der Fuß des Menschen oder des Thieres auf dem Granit auszugleiten, den die Tritte der Carawanen allmälig glatt wie Marmor gemacht hatten.
Sobald das Adlernest, Alhama, erreicht war, wurde der Weg zwar bequemer und stieg sanft abschüssig – angenommen, man kam von Malaga und ging nach Granada – in das Thal Joyena hinab, aber dann folgte einer gewissermaßen körperlichen Gefahr eine andere, welche der Phantasie fortwährend vorschwebte, wenn sie auch bis zum Augenblicke ihres Erscheinens unsichtbar blieb. Sobald die beiden Seiten des Weges gangbar wurden, und in ihrem dichten Gebüsch einen Zufluchtsort gewährten, standen zahlreiche Kreuze mit schauerlichen Inischriften an diesen Seiten.
Diese Kreuze bezeichneten die Gräber der Reisenden, welche von den zahlreichen Räubern ermordet worden waren, die sich in jenen Zeiten bürgerlicher Unruhen vorzugsweise in den Gebirgen von Cordova und Grenada, d. h. in der Sierra Morena und in der Sierra Nevada aufhielten.
Die Inschriften auf diesen Kreuzen ließen auch keinen Zweifel über die Todesart derjenigen zu, welche darunter schliefen. Als wir dreihundert Jahre nach den Reisenden, welche sogleich vor den Lesern erscheinen werden, dieselben Gebirge durchwanderten, sahen wir Kreuze gleich den erwähnten und von den schaurigen Querhölzern derselben schrieben wir Aufschriften ab, die keineswegs beruhigend lauten, wie:
Hier
wurde ein Reisender ermordet.
Betet für seine Seele!
Hier
wurden Vater und Sohn ermordet;
sie ruhen in einem und demselben Grabe.
Gott sey ihnen gnädig!
Die gewöhnlichste Aufschrift aber heißt:
A qui mataron un hombre.
d. h. »hier haben sie einen Menschen ermordet.«
Diese Art Todtenhecke zog sich anderthalb bis zwei Stunden weit, nämlich durch die ganze Breite des Thales. Dann ging man über einen kleinen Fluß, der an dem Dorfe Cacin hinfließt, um sich in den Xenil zu ergießen, und gelangte in den zweiten Theil der Sierra.
Dieser zweite Theil war allerdings minder rauh und minder beschwerlich zu übersteigen. Der Weg verlor sich in einem unermeßlichen Fichtenwalde und hatte die engen Schluchten, wie die steilen Felsenzacken hinter sich gelassen. Man merkte, daß man in mildere Gegenden gelangt war, und nach einer anderthalbstündigen Reise an einem schattenreichen Berge hin erblickte man ein wahres Paradies, nach welchem es auf einem sanften Hange, auf grünem Rasenteppich hinab ging, das mit gelb und duftig blühendem Ginster und Erdbeerbäumen bedeckt, deren Beeren allerdings roth sind wie Erdbeeren, deren etwas seifiger Geschmack aber mehr an den der Banane als an jenen der Frucht erinnert, welcher sie gleichen.
An diesem Punkte seiner Wanderung konnte der Reisende befriedigt und erfreut aufathmen, denn nun schien er von der doppelten Gefahr befreit zu seyn, der er entgangen war: entweder