Königin Margot. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Königin Margot - Александр Дюма страница 43
»Sprich doch!«
»Ist,« versetzte die Königin lachend, »daß ich mich einer Vertraulichkeit enthalten würde, wenn der Stein, von dem mein Bruder Karl sprach, geschichtlich wäre.«
»Gut,« rief Henriette, »Du hast einen Hugenotten gewählt. Sei unbesorgt: um Dein Gewissen zu beruhigen, verspreche ich Dir, bei der ersten Gelegenheit auch einen zu wählen.«
»Ah, es scheint, Du hast diesmal einen Katholiken genommen.«
»Mordi!« versetzte die Herzogin.
»Gut, gut, ich begreife.«
»Und wie ist unser Hugenott?«
»Ich habe ihn nicht gewählt; dieser junge Mensch ist mir nichts, und wird mir wahrscheinlich nie etwas sein.«
»Aber wie ist er denn? Das hindert Dich nicht, es mir zu sagen, denn Du weißt, wie neugierig ich bin.«
»Ein armer, junger Mann, schön, wie der Nisus von Benvenuto Cellini, … der sich in meine Gemächer geflüchtet hat.«
»Oho! Du hattest ihn nicht ein wenig berufen?«
»Armer Junge! Lache nicht zu sehr, Henriette; denn in diesem Augenblicke schwebt er vielleicht noch zwischen Leben und Tod.«
»Er ist also krank?«
»Er ist schwer verwundet.«
»Ein verwundeter Hugenott ist besonders in den Tagen, in denen wir uns befinden, sehr lästig; und was wirst Du mit dem Verwundeten machen?«
»Er ist in meinem Cabinet; ich verberge ihn und will ihn retten.«
»Er ist schön, er ist jung, er ist verwundet. Du verbirgst ihn in Deinem Cabinet? Du willst ihn retten? Dieser Hugenott wird sehr undankbar sein, wenn er nicht zu dankbar ist.«
»Ich fürchte, er ist das bereits mehr, als ich wünschte.«
»Und er interessirt Dich, dieser arme, junge Mann?«
»Nur aus Menschenfreundlichkeit.«
»Oh, die Menschenfreundlichkeit, meine arme Königin, ist stets gerade die Tugend, die uns Frauen zu Grunde richtet.«
»Ja, und Du begreifst, wie jeden Augenblick der König, der Herzog von Alençon, meine Mutter und sogar mein Gemahl, in meine Wohnung kommen können.«
»Du willst mich also bitten, Deinen kleinen Hugenotten zu behalten, so lange er krank ist, unter der Bedingung, Dir denselben zurückzugeben, wenn er genesen ein wird?«
»Lacherin!« sagte Margarethe, »nein, ich schwöre Dir, daß ich die Dinge nicht auf so ferne vorbereite. Nur wäre ich Dir in der That dankbar, wenn Du ein Mittel finden könntest, den armen Jungen zu verbergen, wenn Du das Leben erhalten könntest, das ich gerettet habe. Du bist frei im Hotel Guise, Du hast weder einen Schwager, noch einen Gemahl, der Dich bespäht oder Dir Zwang anlegt, und überdies hast Du hinter Deinem Zimmer, wo zu Deinem Glücke, meine liebe Henriette, Niemand einzutreten berechtigt ist, ein dem meinigen ähnliches großes Cabinet. Leihe mir dieses Cabinet für meinen Hugenotten, und wenn er geheilt ist, öffnest Du ihm den Käfig, und er fliegt aus.«
»Dagegen erhebt sich nur eine Schwierigkeit, liebe Königin, der Käfig ist besetzt.«
»Wie, Du hast also auch Einen gerettet?«
»Gerade das ist es, was ich Deinem Bruder antwortete.«
»Ah, ich begreife. Deshalb sprachst Du so leise, das ich Dich nicht hören konnte.«
»Höre, Margarethe, es ist eine bewunderungswürdige Geschichte, nicht minder schön, nicht minder poetisch, als die Deinige. Nachdem ich Dir sechs von meinen Wachen gelassen hatte, kehrte ich mit den sechs andern in das Hotel Guise zurück und sah dem Plündern und Brennen eines Hauses zu, das von dem Hotel meines Bruders nur durch die Rue des Quatre-Fils getrennt ist, als ich plötzlich Frauen schreien und Männer fluchen hörte. Ich gehe auf den Balcon vor und sehe zuerst ein Schwert, dessen Feuer ganz allein die Scene zu erleuchten schien. Ich bewundere dieses furchtbare Schwert: ich liebe die schönen Dinge! … Dann suche ich natürlich den Arm zu unterscheiden, der es in Bewegung setzt, und der Körper, dem dieser Arm gehört. Mitten unter dem Geschrei, unter den Streichen unterscheide ich endlich den Mann, und sehe … einen Helden, meine Königin, einen Telamonios Ajax; ich höre eine Stimme, eine Stentorstimme; ich begeistere mich und zittere am ganzen Leibe, bebe bei jedem Schlag, von dem er bedroht ist, bei jedem Streich, den er führt. Das war eine Gemüthsbewegung von einer Viertelstunde, meine Königin, wie ich sie nie gefühlt, wie ich sie nie nur möglich gehalten habe. Ich stand keuchend, starr, stumm, als plötzlich mein Held verschwand.«
»Wie dies?«
»Unter einem Steine, den ihm eine alte Frau zuschleuderte. Dann fand ich, wie Cyrus, meine Stimme wieder, und rief: Zu Hilfe! Herbei! zu Hilfe! Unsere Wachen erschienen, ergriffen ihn, hoben ihn auf und trugen ihn in das Zimmer, das Du für Deinen Schützling von mir verlangst.«
»Ach! ich begreife diese Geschichte um so mehr, theure Henriette, als sie beinahe die meinige ist.«
»Nur mit dem Unterschied, meine Königin, daß ich, meinem König und meiner Religion dienend, Herrn Annibal von Coconnas nicht wegzuschicken brauche.«
»Er nennt sich Annibal von Coconnas?« versetzte Margarethe, in ein Lachen ausbrechend.
»Nicht wahr, das ist ein furchtbarer Name?« sprach Henriette. »Nun wohl, derjenige, welcher ihn führt, ist desselben würdig. Mordi! welch ein Kämpe! und wie viel Blut hat er vergossen! Nimm Deine Maske vor, Königin, wir sind am Hotel.«
»Warum soll ich meine Maske vornehmen.«
»Weil ich Dir meinen Helden zeigen will.«
»Ist er schön?«
»Er kam mir während des Kampfes herrlich vor. Allerdings ereignete sich dies bei Nacht und beim Schimmer der Flammen. Ich gestehe, diesen Morgen beim Tageslichte schien er mir ein wenig zu verlieren. Doch glaube ich, Du wirst mit ihm zufrieden sein.«
»Mein Schützling ist also vom Hotel Guise zurückgewiesen? Das thut mir leid, denn es ist der letzte Ort, wo man einen Hugenotten suchen würde.«
»Keineswegs, ich lasse ihn diesen Abend hierher bringen. Man legt den Einen in den Winkel rechts, den andern in den Winkel links.«
»Aber wenn sie sich, der Eine als einen Protestanten, der Andere als einen Katholiken erkennen, werden sie sich verschlingen.«
»Oh! es ist keine Gefahr, Herr von Coconnas hat einen Hieb in das Gesicht bekommen, daß er beinahe nichts sehen kann. Dein Hugenott hat einen Stich in die Brust erhalten, daß er sich beinahe nicht zu rühren vermag. Und dann schärfst Du ihm ein, er solle völliges Stillschweigen in Beziehung auf die Religion beobachten, und Alles wird auf das Beste gehen.«
»Gut, es sei.«
»Treten wir ein. Das ist abgemacht!« »
»Ich danke,« sagte Margarethe, ihrer Freundin die Hand drückend.
»Hier, Madame, werdet Ihr wieder Majestät,« sprach die Herzogin von Nevers, »erlaubt mir, Euch die Honneurs des Hotel Guise zu machen, wie sie der Königin