Der Mondstein. Уилки Коллинз

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Der Mondstein - Уилки Коллинз

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einer der seltensten Genüsse geworden.

      Als ich den Wagen vor die Hauptthür führte, fand ich nicht nur Herrn Franklin, sondern auch Herrn Godfrey und den Oberbeamten Seegreaf auf den Stufen der Treppe meiner wartend. Weiteres Nachdenken hatte den Herrn Oberbeamten, nachdem er in den Zimmern und Sachen der Domestiken vergeblich nach dem Diamanten gesucht, allem Anschein nach zu einem neuen Beschluß geführt. Indem er immer noch bei seiner Ansicht, daß Jemand im Hause den Edelstein gestohlen habe, beharrte, war unser erfahrener Beamter jetzt weiter zu dem Schluß gelangt, daß der Dieb (er hütete sich wohl, Penelope zu nennen, wenn er auch vielleicht an sie dachte) im Einverständniß mit den Indiern gehandelt habe, und proponirte demgemäß seine Untersuchungen jetzt auf die Jongleurs im Gefängniß von Frizinghall zu erstrecken. Als Herr Franklin von dieser neuen Wendung der Angelegenheit gehört, hatte er sich erboten, den Beamten nach der Stadt zu fahren, von wo aus er ebenso leicht wie von der Station nach London telegraphiren konnte. Herr Godfrey, der noch ebenso fest wie früher an Herrn Seegreaf glaubte und lebhaft wünschte, dem Verhör der Indier beizuwohnen, hatte um Erlaubniß gebeten, den Beamten nach Frizinghall begleiten zu dürfen.

      Einer der beiden unteren Polizeibeamten sollte für den Fall, daß sich inzwischen irgend etwas ereignete, bei uns bleiben, der andere sollte mit dem Oberbeamten nach der Stadt zurückkehren. So waren also die vier Plätze im Ponywagen gerade besetzt. Bevor er die Zügel ergriff, um wegzufahren, nahm Herr Franklin mich noch einen Augenblick bei Seite.

      »Ich werde mit dem Telegraphiren nach London warten,« sagte er, »bis ich sehe, was das Verhör der Indier ergiebt. Nach meiner festen Ueberzeugung tappt dieser dickköpfige Lokal-Polizeibeamte noch eben so sehr im Dunkeln wie früher und will nur Zeit gewinnen. Die Idee, daß irgend Jemand von unseren Domestiken mit den Indiern im Bunde sei, ist meiner Ansicht nach eine unerhörte Albernheit. Halten Sie sich zu Hause, Betteredge, bis ich zurückkomme, und sehen Sie zu, ob Sie über Rosanna Spearman in’s Klare kommen können. Ich verlange von Ihnen nichts, was Sie in Ihrer eigenen Achtung herabsetzen oder das arme Mädchen schwer kränken müßte. Ich bitte Sie nur, sie schärfer als gewöhnlich zu beobachten. Wir wollen die Sache vor meiner Tante so leicht wie möglich nehmen, aber sie ist von größerer Bedeutung, als Sie denken.«

      »Ich weiß,« sagte ich, in der Meinung, daß er von dem Werth des Diamanten rede, »daß es sich um 20,000 Pfund handelt.«

      »Es handelt sich vielmehr darum, Rachels Gemüth zu beruhigen,« erwiderte Herr Franklin, »ich bin sehr besorgt um sie.«

      Mit diesen Worten ließ er mich plötzlich stehen, wie wenn er jede weitere Unterhaltung zwischen uns abschneiden wollte. Ich glaubte seine Gründe zu verstehen. Eine Fortsetzung unseres Gesprächs hätte mir vielleicht Das offenbaren können, was Fräulein Rachel ihm auf der Terrasse anvertraut hatte. Und so fuhren sie ab nach Frizinghall.

      Ich wünschte in Rosanna’s eigenem Interesse ein Paar Worte im Vertrauen mit ihr zu reden, aber die passende Gelegenheit wollte sich nicht darbieten. Sie kam erst zur Theestunde wieder hinunter; sie war unruhig und aufgeregt bekam, wie sie es nennen, einen hysterischen Anfall, mußte auf Mylady’s Ordre etwas flüchtiges Salz nehmen und ward wieder zu Bett geschickt. Der Tag schleppte sich trübselig hin; Fräulein Rachel blieb auf ihrem Zimmer und erklärte, sie sei zu krank, um zum Essen herunter zu kommen. Mylady war so bekümmert über ihre Tochter, daß ich es nicht über mich gewinnen konnte, ihre Besorgniß noch durch den Bericht über das zu steigern, was Rosanna zu Herrn Franklin gesagt hatte. Penelope beharrte bei dem festen Glauben, daß ihr demnächst der Proceß gemacht und sie wegen Diebstahls verurtheilt und transportirt werden würde. Die andern weiblichen Domestiken nahmen ihre Zuflucht zu ihren Bibeln und Gesangbüchern und sahen essigsauer dabei aus, wie es nach meiner Beobachtung meistens den Leuten zu begegnen pflegt, wenn sie sich zu ungewohnten Tageszeiten frommen Uebungen hingeben. Ich selbst konnte mich nicht einmal dazu entschließen, meinen Robinson Crusoe aufzuschlagen. Ich ging in den Hof und setzte, da mich sehnlichst nach ein wenig heiterer Gesellschaft verlangte; meinen Stuhl an das Hundehaus und unterhielt mich mit den Hunden. Eine halbe Stunde vor Tischzeit kamen die beiden Herren von Frizinghall zurück, wo sie mit dem Oberbeamten Seegreaf verabredet hatten, daß er am nächsten Tage wieder zu uns kommen sollte. Sie hatten Herrn Murthwaite, dem indischen Reisenden, in seiner Wohnung in der Nähe der Stadt einen Besuch gemacht. Auf Herrn Franklin’s Ersuchen hatte er sich bereit finden lassen, ihnen mit seiner Kenntniß des Indischen behilflich zu sein, indem er als Dolmetscher bei den beiden Indiern, die kein Englisch verstanden, fungirte. Die sehr gründliche und langdauernde Untersuchung hatte zu nichts geführt, indem sie auch nicht den Schatten eines Anhaltspunktes für die Annahme ergab, daß die Jongleurs im Einverständniß mit unseren Domestiken ständen. Nach diesem negativen Resultat hatte Herr Franklin sein Telegramm nach London abgesandt, von wo wir erst morgen weitere Nachrichten erwarten konnten.

      So viel über die Geschichte des Tages, welcher dem Geburtstage folgte.

      Zwölftes Capitel

      Die Nacht vom Donnerstag auf Freitag ging vorüber, ohne daß sich irgend etwas Bemerkenswerthes ereignete. Der Freitag Morgen aber brachte zwei neue Momente: Erstens versicherte der Bäckerjunge, er sei Rosanna Spearman Tags zuvor am Nachmittage begegnet, wie sie, dicht verschleiert, auf dem Fußwege über das Moor nach Frizinghall zu gegangen sei. So auffallend es war, daß Jemand sich über die Person Rosanna’s, die durch ihre verwachsene Schulter nur zu kenntlich war, getäuscht haben sollte, so mußte sich unser Bäckerjunge doch geirrt haben, denn Rosanna war ja, wie der Leser weiß, den ganzen Donnerstag Nachmittag auf ihrem Zimmer gewesen.

      Das zweite Novum brachte der Postbote. Als unser würdiger Herr Candy am Abend des Geburtstags beim Wegfahren gegen mich äußerte, daß die Haut eines Arztes wasserdicht sein müsse. war dies wieder eine der Unglücklichen Bemerkungen gewesen, deren er an jedem Tage schon so viele gemacht hatte. Trotz seiner wasserdichten Haut war die Nässe doch nicht ohne üble Folgen für ihn geblieben. Er hatte sich erkältet und lag jetzt im Fieber. Die letzten Nachrichten, die der Postbote brachte, meldeten, daß er im Fieber phantasire und eben so geläufig im Delirium rede wie sonst in gesunden Tagen. Der kleine Doctor that uns Allen sehr leid, Herr Franklin aber schien seine Krankheit ganz besonders Fräulein Rachel’s wegen zu bedauern. Nach dem, was ich ihn zu Mylady beim Frühstück sagen gehört hatte, schien er zu fürchten, daß, wenn die Ungewißheit über den Mondstein noch länger dauere, Fräulein Rachel sehr bald und dringend ärztlichen Rathes bedürfen werde.

      Das Frühstück war noch nicht lange vorüber, als ein Telegramm von Herrn Blake sen. in Antwort auf das seines Sohnes erfolgte. Es benachrichtigte uns, daß er durch Vermittlung des ihm befreundeten Polizeichefs den rechten Mann für uns gefunden habe. Er hieß Polizeisergeant Cuff und wir durften ihn mit dem Morgenzuge erwarten.

      Als Herr Franklin den Namen dieses Polizeisergeanten las, fuhr er aus. Er hatte, glaube ich, während seines Aufenthalts in London von dem Advokaten seines Vaters einige sonderbare Anecdoten über den Cuff gehört. »Ich fange an zu hoffen« sagte er, »daß wir uns dem Ende unserer ängstlichen Unsicherheit nähern. Wenn nur die Hälfte der Geschichten wahr ist, die ich über die Geschicklichkeit Cuff’s in der Enthüllung von Geheimnissen gehört habe, so hat er seines Gleichen in England nicht.« Wir wurden Alle aufgeregt und ungeduldig, als die Zeit herankam, wo wir diesen durch seine Gewandtheit berühmten Mann erwarten konnten. Der Oberbeamte Seegreaf der sich zur festgesetzten Zeit einstellte, schloß sich, sobald er von der bevorstehenden Ankunft des Polizeisergeanten hörte, mit Papier, Feder und Tinte in ein Zimmer ein, um sich Notizen für den Bericht zu machen, den er unzweifelhaft zu erstatten haben würde.

      Ich wäre gern an die Station gegangen, um Cuff abzuholen, aber an Mylady’s Wagen und Pferde war selbst für den berühmten Cuff nicht zu denken; und der Ponywagen war bereits für eine spätere Stunde von Herrn Godfrey bestellt. Dieser Letztere bedauerte es auf’s Lebhafteste, daß er genöthigt sei, seine Tante in einem so peinlichen Augenblick zu verlassen, und war freundlich genug, die Stunde seiner Abreise bis zu dem letzten Zuge zu verschieben, damit er noch zuvor hören könne,

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