Die Frau in Weiss. Уилки Коллинз

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Die Frau in Weiss - Уилки Коллинз

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schickte.«

      »In beiden Fällen liegt nicht der geringste Zweifel vor. Aber was hörten Sie über ihren gestrigen Ohnmachtsfall?«

      »Nichts. Die Ursache desselben ist ein vollkommenes Geheimniß. Es war niemand Fremdes im Zimmer. Der einzige Besuch war der unserer Milchmagd, die, wie ich Ihnen schon sagte, eine Tochter von Mr. Todd ist, und die Unterhaltung war die gewöhnliche, über Ortsneuigkeiten. Sie hörten sie, anscheinend ohne die geringste Ursache, einen Schrei ausstoßen, und sahen sie dann bis zum Tode erbleichen. Mrs. Todd und Mrs. Clements brachten sie oben hinauf, und Mrs. Clements blieb bei ihr. Man hörte sie bis spät nach der gewöhnlichen Schlafenszeit zusammen sprechen, und ganz früh heute Morgen nahm Mrs. Clements Mrs. Todd bei Seite und überraschte sie über alle Beschreibung mit der Ankündigung, daß sie sie verlassen müßten. Die einzige Erklärung, welche Mrs. Todd aus ihrer Freundin herausbringen konnte, war, daß sich etwas ereignet habe, woran Niemand auf dem Gehöfte die Schuld trage, das aber so ernster Art sei, daß Anna Catherick in Folge dessen Limmeridge zu verlassen beschlossen habe. Es war nutzlos, auf deutlichere Erklärung zu dringen. Mrs. Clements schüttelte nur den Kopf und bat, daß man sie um Anna Catherick’s willen nicht ferner befragen wolle. Alles, was sie wiederholen konnte – wobei man sah, daß sie selbst ernstlich bewegt war – bestand darin, daß Anna abreisen und sie dieselbe begleiten und der Ort, nach dem sie sich jetzt hinwenden würden, jedermann ein Geheimniß bleiben müsse. Ich verschone Sie mit der Erzählung von Mrs. Todd’s gastfreundlichen Vorstellungen und Weigerungen. Dieselben endeten damit, daß sie mit Beiden vor mehr als drei Stunden nach der Eisenbahnstation fuhr. Sie versuchte unterwegs Alles Mögliche, um Mrs. Clements zu bewegen, sich deutlicher auszusprechen, aber ohne allen Erfolg. Und sie fühlte sich so verletzt und beleidigt durch die rücksichtslose Hast ihrer Abreise und den unfreundlichen Mangel an Vertrauen zu ihr, daß sie Beide vor der Station absteigen ließ, ohne ihnen Adieu gesagt zu haben. Das ist genau, was sich zugetragen hat. Suchen Sie in Ihrem Gedächtnisse, Mr. Hartright, und sagen Sie mir, ob sich gestern Abend auf dem Begräbnißplatze irgend etwas ereignet hat, daß diese sonderbare Abreise der beiden Frauen heute Morgen erklären konnte.«

      »Ich möchte mir erst die seltsame Veränderung in Anna Catherick erklären, welche die Leute auf dem Gehöfte erschreckte, mehrere Stunden nachdem sie und ich auseinander gegangen waren und nachdem Zeit genug verflossen, um sich von irgend einer Aufregung, die ich das Unglück hatte, ihr zu verursachen, zu erholen. Haben Sie besonders gefragt, worüber man sich eben im Zimmer unterhielt, als sie ohnmächtig wurde?«

      »Ja. Aber Mrs. Todd’s Aufmerksamkeit scheint gestern Abend während der Unterhaltung in ihrem Wohnzimmer zum Theil durch ihre häuslichen Angelegenheiten in Anspruch genommen gewesen zu sein. Sie konnte mir blos sagen, daß es ›eben die Neuigkeiten‹ waren, womit sie vermutlich meinte, daß sie sich Alle wie gewöhnlich unterhielten.«

      »Das Gedächtniß der Milchmagd mag besser sein als das ihrer Mutter,« sagte ich. »vielleicht wäre es gut, Miß Halcombe, wenn Sie mit dem Mädchen redeten, sobald wir nach Hause kommen.«

      Miß Halcombe handelte, sowie wir im Hause anlangten, nach meinem Vorschlage. Sie führte mich nach den Nebengebäuden herum, und wir fanden das Mädchen in der Milchkammer, wo sie mit bis an die Achseln aufgestreiften Aermeln eine Milchschale ausspülte und fröhlich bei ihrer Arbeit sang.

      »Ich bringe diesen Herrn, um ihm Deine Milchkammer zu zeigen, Hanna,« sagte Miß Halcombe, »sie ist eine von den Sehenswürdigkeiten des Hauses und macht dir alle Ehre.«

      Das Mädchen erröthete, machte einen Knix und sagte verlegen, sie hoffe, daß sie immer ihr Möglichstes thue, um Alles hübsch sauber und ordentlich zu halten.

      »Wir kommen eben von Deines Vaters Hause her,« fuhr Miß Halcombe fort. »Du warst gestern Abend dort, wie ich höre, und fandest Besuch vor?«

      »Ja, Miß.«

      »Eine der Anwesenden wurde ohnmächtig, wie man mir erzählt hat? Wurde irgend etwas erzählt oder gethan, das sie erschrecken konnte? Du erzähltest doch nicht etwa irgend etwas Fürchterliches, wie?«

      »O nein, Miß,« sagte das Mädchen lachend, »wir sprachen nur von den Neuigkeiten.«

      »Deine Schwestern erzählten dir die Neuigkeiten von Todd’s Ecke, vermuthlich?«

      »Ja, Miß.«

      »Und Du erzähltest ihnen dafür die Neuigkeiten in Limmeridge House?«

      »Ja, Miß. Und ich weiß es ganz gewiß, daß Nichts gesagt wurde, was das arme Geschöpf erschrecken konnte, denn ich sprach gerade in dem Augenblicke, wo ihr unwohl wurde. Mir wurde ganz schlecht zu Muthe, als ich es sah, Miß, da ich noch niemals Jemanden habe ohnmächtig werden sehen.«

      Ehe Miß Halcombe dem Mädchen noch fernere Fragen vorlegen konnte, wurde dieses abgerufen, um an der Thür einen Korb mit Eiern entgegenzunehmen. Als sie uns verließ, flüsterte ich Miß Halcombe zu:

      »Fragen Sie sie, ob sie gestern Abend zufällig erwähnte, daß Besuch in Limmeridge House erwartet werde.«

      Miß Halcombe bedeutete mich mit einem Blicke, daß sie mich verstanden, und that die Frage, sowie das Milchmädchen zurückkehrte.

      »O ja, Miß, ich erwähnte das,« sagte dieses ganz einfach. »Die Neuigkeiten von dem erwarteten Besuch und von dem Falle mit der scheckigen Kuh waren Alles, was ich ihnen zu erzählen hatte.«

      »Hast Du Namen genannt? Hast Du gesagt, daß wir Sir Percival Glyde am Montag erwarten?«

      »Ja, Miß – ich erzählte, daß Sir Percival Glyde am Montag kommen werde. Ich hoffe, es war Nichts Böses darin, und daß ich kein Unheil damit angerichtet habe?«

      »O nein, Nichts Böses. Kommen Sie, Mr. Hartright, wir werden Hanna im Wege sein, wenn wir sie noch länger bei der Arbeit stören.«

      Sowie wir wieder allein waren, standen wir stille und sahen einander an.

      »Zweifeln Sie jetzt, Miß Halcombe?«

      »Sir Percival Glyde soll meinen Zweifel entweder beseitigen, – oder Laura Fairlie niemals seine Frau werden.«

      XIV

      Als wir zur Vorderseite des Hauses herum gingen, kam uns ein Fiaker von der Eisenbahnstation auf dem Fahrwege entgegen. Miß Halcombe wartete an der Hausthür, bis der Fiaker vor derselben hielt, und trat dann vor, um einen alten Herrn, der gewandt herausgesprungen, sowie der Tritt herabgelassen war, die Hand zu geben. Mr. Gilmore war angelangt.

      Ich betrachtete ihn, als wir einander vorgestellt wurden, mit einem Interesse und einer Neugierde, die ich kaum verbergen konnte. Dieser alte Mann sollte in Limmeridge House bleiben, nachdem ich es verlassen hatte; er sollte Sir Percival Glyde’s Erklärung hören und Miß Halcombe’s Urtheil mit seiner Erfahrung zu Hilfe kommen; er sollte bleiben, bis die Heiratsfrage bestimmt sei, und seine Hand sollte, falls diese Bestimmung bejahend ausfiele, den Contract aufsetzen, der Miß Fairlie unwiderruflich an die von ihr eingegangene Verpflichtung band. Selbst damals schon, wo ich doch im Vergleiche zu dem, was ich jetzt weiß, erst sehr wenig wußte, betrachtete ich den Advocaten der Familie mit einem Interesse, wie ich es nie zuvor irgend einem Manne gegenüber gefühlt hatte, der mir so völlig fremd war.

      Dem Aeußern nach war Mr. Gilmore gerade das Gegentheil von der conventionellen Idee, die man sich von einem alten Advocaten macht. Seine Gesichtsfarbe war blühend; sein weißes Haar ziemlich lang und sorgfältig gebürstet; sein schwarzer Rock, Weste und Beinkleid saßen ihm vortrefflich; sein weißes Halstuch war sorgfältig geknüpft, und seine lavendelfarbenen Handschuhe

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