Ein tiefes Geheimniss. Уилки Коллинз

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Ein tiefes Geheimniss - Уилки Коллинз страница 20

Ein tiefes Geheimniss - Уилки Коллинз

Скачать книгу

meine Augen?«

      »Sind braune Augen, große Augen, wachsame Augen, die sich fortwährend umschauen, Augen, die bald sehr sanft, bald wieder sehr lebendig sein können. Zärtliche und helle Augen, gerade wie in dem gegenwärtigen Augenblick, aber fähig, auf einen sehr leichten Anreiz hin, sich ein wenig zu weit zu öffnen und etwas allzufunkelnd entschlossen auszusehen.«

      »Dann hüte dich, ihnen dieses Aussehen jetzt mitzuteilen! Was gibt es unter den Augen?«

      »Eine Nase, die nicht ganz groß genug ist, um mit ihnen in richtigem Verhältnis zu stehen – eine Nase, die einen leichten Hang besitzt, das zu sein, was man eine –«

      »O sprich dieses abscheuliche Wort nicht aus! Schone meine Empfindlichkeit wenigstens insoweit daß du es ins Französische übersetzest. Sage retroussé und gehe über meine Nase so schnell als möglich hinweg.«

      »Nun, dann muß ich bei dem Munde stehen bleiben und gestehe, daß dieser der Vollkommenheit so nahe als möglich kommt. Die Lippen sind von lieblicher Form, von frischer Farbe und von unwiderstehlichem Ausdruck. Sie lächeln auf meinem Bilde und ich bin überzeugt, daß sie auch jetzt mich anlächeln.«

      »Wie konnte sie auch anders, wenn sie so gelobt werden? Meine Eitelkeit flüstert mir übrigens zu, daß ich am besten tun werde, wenn ich meine Katechisation hier schließe. Wenn ich von meiner Gesichtsfarbe spreche, so werde ich bloß hören, daß sie von der dunkeln Gattung und daß niemals Rot genug darin ist, ausgenommen, wenn ich gehe oder reite, oder verlegen oder zornig bin. Wenn ich eine Frage über meinen Wuchs riskiere, so werde ich die furchtbare Antwort erhalten: Du bist auf gefährliche Weise zur Wohlbeleibtheit geneigt. Wenn ich sage: Wie kleide ich mich? So wird man mir sagen: Nicht bescheiden genug; du liebst die bunten Farben wie ein Kind. – Nein, ich will lieber keine Fragen mehr wagen. Doch, Eitelkeit beiseite, Lenny, ich bin so froh, so stolz, so glücklich, zu finden, daß du das Bild meines Ich so deutlich in der Erinnerung bewahren kannst. Ich werde nun alles Mögliche tun, um so auszusehen und mich so zu kleiden, daß ich mit deiner letzten Erinnerung an mich übereinstimme. Mein innigst Geliebter, ich will dir Ehre machen – ich will versuchen, ob ich nicht machen kann, daß man dich um dein Weib beneidet. Du verdienst hunderttausend Küsse dafür, daß du deinen Katechismus so gut gekonnt – und hier hast du sie.«

      Während Mistreß Frankland ihrem Gatten den Lohn seines Verdienstes auszahlte, machte sich das Geräusch eines schwachen, höflich bedeutsamen Hustens in einem Winkel des Zimmers schüchtern hörbar.

      Mit der Schnelligkeit, die alle ihre Handlungen kennzeichnete, sich augenblicklich herumdrehend, sah Mistreß Frankland zu ihrem Schrecken und ihrer Entrüstung sich Miß Mowlem gegenüber, welche dicht an der Schwelle stand – mit einem Brief in der Hand und einem Erröten sentimentaler Aufregung auf ihrem geziert lächelnden Gesicht.

      »Unglückliche! Wie können Sie sich unterstehen, hereinzukommen, ohne erst anzupochen!« rief Rosamunde, indem sie mit dem Fuße stampfend aufsprang und in einem Augenblick von der Höhe der Zärtlichkeit auf die Höhe des Zornes übersprang.

      Miß Mowlem zitterte schuldbewußt vor den funkelnden zornigen Augen, die sie durch und durch schaueten, ward sehr bleich, hielt entschuldigend den Brief hin und sagte in ihrem schüchternsten Tone, es täte ihr sehr leid.

      »Leid!« rief Rosamunde, indem sie durch die Entschuldigung noch mehr erbittert ward, als sie durch die Überrumpelung gewesen und dies durch ein zweites Stampfen mit dem Fuße zu erkennen gab. »Wer fragt danach, ob es Ihnen leid tut oder nicht – ich mag nichts davon wissen. In meinem Leben bin ich nicht so beleidigt worden – niemals, Sie gemeines, neugieriges, spionierendes Geschöpf !«

      »Rosamunde! Rosamunde! Ich bitte, vergiß dich nicht!« mischte sich Mr. Franklands ruhige Stimme ein.

      »Lenny, mein Geliebter, ich kann nicht anders! Dieses Geschöpf könnte einen Engel wütend machen. Sie hat uns belauert solange wir hier sind – ja, das haben Sie getan, Sie ungebildetes, rohes Frauenzimmer! Ich argwohnte es schon längst – nun bin ich überzeugt. Sollen wir unsere Türen verschließen, um uns vor Ihnen zu sichern? – Wir werden unsere Türen nicht verschließen. Bringen Sie unsere Rechnung. Wir kündigen hiermit. Mr. Frankland kündigt Ihnen – nicht wahr, du kündigst, Lenny? – Ich werde alle deine Sachen selbst einpacken; sie soll nichts davon anrühren. Gehen Sie hinunter und machen Sie unsere Rechnung und sagen Sie Ihrer Mutter, daß wir kündigen. Mr. Frankland sagt, er wolle sich nicht ohne weiteres in seinem Zimmer überfallen und neugierige Frauenzimmer an seinen Türen horchen lassen. Und ich sage das auch. Legen Sie diesen Brief auf den Tisch – wenn Sie ihn nicht vielleicht auch öffnen und lesen wollen. Legen Sie ihn hin, Sie keckes Frauenzimmer, und bringen Sie die Rechnung und sagen Sie Ihrer Mutter, daß wir das Haus sofort verlassen werden.«

      Bei dieser furchtbaren Drohung rang Miß Mowlem, welche von Natur nicht bloß neugierig, sondern auch sanft und schüchtern war, verzweiflungsvoll die Hände und brach in einen Tränenstrom aus.

      »O gütiger, barmherziger Himmel!« rief Miß Mowlem, indem sie in ihrer Verzweiflung die Decke anredete, »was wird meine Mutter sagen! Was wird nun aus mir werden! O Madame, ich glaubte, ich hätte angepocht – ich habe auch wirklich angepocht. O Madame, ich bitte demütigst um Verzeihung – ich will sie nicht wieder stören. O, Madame, meine Mutter ist eine arme Witwe und dies ist das erste Mal, daß wir diese Zimmer vermietet haben und wir haben unser ganzes Geld in die Möbel gesteckt. O Madame, o Madame, wie wird es mir ergehen, wenn Sie unser Haus verlassen!«

      Hier vermochte Miß Mowlem nicht weiter zu sprechen und krampfhaftes Schluchzen trat an die Stelle der Worte.

      »Rosamunde!« sagte Mr. Frankland. Es lag diesmal ein Ausdruck von Kummer ebenso wie von Zurechtweisung in seiner Stimme.

      Rosamundes leises Ohr bemerkte diese Veränderung in seinem Tone sofort. Als sie nach ihm herumschaute, wechselte sie die Farbe, ihr Köpfchen senkte sich ein wenig und ihr ganzer Ausdruck änderte sich augenblicklich. Sie stahl sich mit sanft wehmütig blickenden Augen an die Seite ihres Gatten und hielt ihre Lippen liebkosend dicht an sein Ohr.

      »Lenny!« flüsterte sie, »habe ich dich gegen mich erzürnt ?«

      »Ich kann dir niemals zürnen, Rosamunde,« antwortete er ruhig. »Ich wünsche bloß, Geliebte, daß du dich ein wenig eher beherrscht hättest.«

      »Ach, das tut mir so leid – so leid, so leid!«

      Die frischen, weichen Lippen näherten sich seinem Ohre noch mehr, während sie diese reuigen Worte flüsterten und die schlaue kleine Hand kroch zitternd um seinen Hals herum und begann mit seinem Haar zu spielen.

      »Es tut mir so leid und wie schäme ich mich vor mir selbst. – Aber so etwas hätte gewiß auch jeden andern Menschen ärgerlich gemacht – meinst du nicht auch, Geliebter? Und du wirst mir verzeihen – nicht wahr, Lenny, wenn ich dir verspreche, mich nie wieder so schlecht zu benehmen. – Wegen der albernen flennenden Närrin an der Tür mach dir keine Sorge,« fuhr Rosamunde fort, indem sie einen leichten Rückfall erfuhr, während sie sich nach Miß Mowlem umschaute, welche unbeweglich reuig an der Wand stand und das Gesicht mit einem eben nicht sehr weißen Taschentuche bedeckt hielt.

      »Ich will die Sache mit ihr schlichten; ich will ihrem Weinen ein Ende machen! Ich will sie hinausführen, ich will alles Mögliche in der Welt tun, was freundlich gegen sie ist, dafern du mir nur verzeihst.«

      »Ein paar höfliche Worte, weiter ist nichts nötig – nichts weiter als ein paar höfliche Worte,« sagte Mr. Frankland etwas kalt und gezwungen.

      »Na, weinen Sie nur nicht mehr,« sagte Rosamunde, indem sie stracks auf Miß Mowlem zuging und ihr ohne weitere Umstände das Tuch von dem Gesichte zog. »Hören Sie doch auf! Es tut

Скачать книгу