Herz und Wissen. Уилки Коллинз

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Herz und Wissen - Уилки Коллинз

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für einen Unsinn schwatzt das Kind da? Ich möchte wissen, wie sich die Affen in diesem großen Gebäude amüsieren.«

      Die wohlerzogene Maria ließ sich herab, ihr auch dies zu erklären.

      »Sie haben Seile, an denen sie sich schwingen können, und die Besucher füttern sie durch die Gitter der Käfige. Ferner sind zu ihrem Zeitvertreib Baumäste angebracht, die ohne Zweifel viele von ihnen an die ungeheuren tropischen Wälder erinnern, in denen sie, wie uns die Reifenden berichten, herdenweise von Baum zu Baum wandern.«

      Teresa erhob die Hand als Zeichen, daß sie innehalten möge. »Sie marschieren mit Siebenmeilenstiefeln, junges Fräulein. Erwägen Sie, was ich fassen kann, ehe Sie mich in solchem Tempo vollpfropfen.«

      Maria war verwirrt, verlor aber noch nicht den Muth. »Verzeihen Sie«, wandte sie ein; »ich fürchte, ich verstehe Sie nicht recht.«

      »Dann geht es Ihnen gerade so wie mir, entgegnete die Duenna rauh. »Ich verstehe Sie auch nicht. Ich für meine Person betrete dies Haus gewiß nicht. Man kann von keinem Christen erwarten, daß er sich um Bestien kümmert – aber was recht ist, ist recht, so lange die Welt steht. Wenn die Affen, wie ich gehört habe, widerliche Thiere sind, nicht einmal zum Essen gut genug, so ist das noch kein Grund, sie aus ihrer Heimath fortzuschleppen und in einen Käfig zu sperren. Sollen wir durchaus Geschöpfe in der Gefangenschaft sehen, dann mögen es solche sein, die es verdient haben – Spitzbuben und Dirnen. Die Affen haben es nicht verdient. Gehen Sie nur – ich werde solange an der Thür warten.«

      Nach diesem mit bitterster Emphase vorgebrachten Proteste, dem Ausdruck einer tief wurzelnden, feindlichen Abneigung, die das Mitgefühl mit den eingesperrten Thieren nur als nächstliegendes Mittel ergriffen hatte, setzte sich die Alte triumphierend auf die nächste Bank.

      Eine mit nur gewöhnlichen Kenntnissen ausgerüstete junge Dame hätte der alten Frau das Privilegium des letzten Wortes gelassen. Miß Minerva’s Schülerin aber, die gleichsam die Belehrung aus allen Poren schwitzte, war ja in einem Augenblicke wie durch ein eisiges Sturzbad erkältet worden. Hat doch selbst die größte irdische Vollkommenheit ihre schwachen Stellen, und Maria verlor die Geduld.

      »Sie werden mir erlauben«, sagte sie, »Sie daran zu erinnern, daß der Wissenstrieb uns veranlaßt, die Gewohnheiten uns neuer Thiere zu studieren. Wir bringen sie in Käfige —«

      Jetzt aber verlor auch Teresa die Geduld.

      »Wahrhaftig, Sie sind mir auch ein neues Thier«, rief sie gereizt. »Solch ein Kind habe ich ja in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Madame Gouvernante setzen Sie doch, bitte, dies Mädchen in einen Käfig. Mein Wissenstrieb wünscht, einen mir neuen Affen zu studieren.«

      Es war ein Glück für Teresa, daß sie Carmina’s Günstling und Freundin war und als solche rücksichtsvoll behandelt werden mußte. Miß Minerva erstickte den Streit mit größtem Takte. Teresa auf die Schulter klopfend und Carmina lächelnd ansehend, sagte sie: »Die würdige alte Dame! welchen Humor sie hat! Es steckt Energie im Volke, Miß Carmina. Man sehe nur mit welch’ Wunderbarem Nachdruck es seinen Ideen Ausdruck giebt! Nein – kein Wort der Vertheidigung wenn ich bitten darf. Maria, meine Liebe, nimm Deine Schwester bei der Hand; wir werden folgen.« Dabei legte sie ihren Arm mit dem glücklichsten Gemisch von Vertraulichkeit und Achtung in den Carmina’s und nickte der Alten mit der Herzlichkeit einer gutgelaunten Freundin zu.

      Teresa kam nicht in die Lage, durch langes Warten noch weiter gereizt zu werden, denn schon nach einigen Minuten kam Carmina zurück und setzte sich zu ihr auf die Bank.

      »Bist Du der Thiere schon überdrüssig, mein Liebling?«

      »Mehr als das – der Geruch hat mich fort getrieben! Liebe Teresa, warum sprachst Du aber auch so rauh mit Miß Minerva und Maria?«

      »Weil ich sie hasse! weil ich die ganze Sippe hasse! War denn Dein armer Vater in seinen letzten Augenblicken von Sinnen, daß er Dich zu diesen abscheulichen Menschen schickte?«

      »Gestern sagtest Du ja aber das gerade Gegentheil von der Familie!« rief Carmina die sie mit Erstaunen angehört hatte.

      Teresa ließ in Verwirrung den Kopf hängen, denn ihr wohlgemeinter Versuch, Carmina mit dem neuen Leben, in das dieselbe eingetreten, zu versöhnen, war jetzt dadurch, daß sie ihr Temperament nicht hatte bändigen können, als eine Täuschung enthüllt, und es blieb ihr nun weiter nichts übrig, als die Wahrheit zu gestehen und Carmina wenn möglich zu Warnen, ohne sie zu sehr zu beunruhigen.

      »In meinem ganzen Leben werde ich nie wieder eine Lüge in den Mund nehmen«, erklärte sie. »Siehst Du, ich mochte Dir nicht den Muth nehmen, und meine Meinung ist ja schließlich auch vielleicht gar nicht richtig. Aber es ist einmal meine Ansicht und bleibt es. Ich hasse diese beiden, Herrin sowohl als Gouvernante, gleich sehr. So! nun ist’s heraus. Bist Du mir deshalb böse?«

      »Ich bin Dir nie böse, meine gute Teresa, nur fühle ich mich ein wenig bedrückt. Du mußt nicht sagen, daß Du Leute hassest, die Du erst seit ein oder zwei Tagen kennst! Miß Minerva ist jedenfalls sehr freundlich gegen uns beide gewesen und ich schäme mich schon, daß ich anfangs gegen sie eingenommen war.«

      Teresa ergriff die Hand ihrer jungen Herrin und streichelte dieselbe theilnahmsvoll. »Arme Unschuld, wenn Dir doch meine Erfahrung zur Seite stände! Es giebt unter allen Geschöpfen gute und schlechte, und ich sage Dir, die Gallilee’s gehören zu den letzteren! Auch der Musiklehrer, den ich heute Morgen sah, sieht wie ein Schurke eins. Du wirst mir sagen, der arme alte Herr sei jedenfalls harmlos, und ich will Dir darin nicht widersprechen; aber ich frage Dich, was hilft mir ein Mann, der so widerstandslos ist wie Wasser? O ja, ich mag ihn wohl leiden, aber ich mache einen Unterschied. Auch Zo gefällt mir; aber was ist ein Kind, besonders wenn ihm solch ein Scheusal von Gouvernante das unglückliche Köpfchen mit lauter Gelehrsamkeit ganz wirr gemacht hat? Nein, mein Herzblatt nur eine Person unter der ganzen Sippe tröstet mich, wenn ich an den Tag des Scheidens denke. Ah! es kommt etwas Farbe in die Wangen hier? Du kleiner Schlaukopf! Du weißt, wen ich meine. Das nenne ich mir einen Mann! Wenn ich so jung und so schön wäre wie Du —«

      Ein warnendes Zeichen von Carmina ließ sie verstummen, denn Ovid kam eilig auf sie zu. Derselbe sah etwas beunruhigt aus und entschuldigte sich, ohne den Namen des Doctors dabei zu erwähnen, was seiner Cousine, die sich bereits für denselben interessierte, auffiel. Mochte er Benjulia wirklich nicht leiden, und hatte eine Mißhelligkeit zwischen beiden stattgefunden?

      »War der lange Doctor so interessant?« wagte sie zu fragen.

      »Nicht im mindesten!« antwortete er, als ob ihm das Thema unangenehm wäre – und doch kam er selbst wieder auf dasselbe zurück: »Nebenbei gesagt, haben Sie Benjulia’s Namen je zu Hause in Italien gehört?«

      »Nein, nie! Kannte er meine Eltern?«

      »Wie er sagt, ja.«

      »O, stellen Sie mich ihm vor.«

      »Wir müssen uns etwas gedulden, da er heute dem Affen den Vorzug giebt. Wo sind Miß Minerva und die Kinder?«

      Teresa zeigte nach dem Affenhause, zog dann Ovid beiseite und raunte ihm zu: »Sehen Sie sich mit ihr die Vögel weiter an; ich werde aufpassen, daß die Gouvernante Sie nicht stört. Erklären Sie sich ihr – gestehen Sie ihr Ihre Liebe, Herr Doctor!«

      Wie aber konnte Ovid einem jungen Mädchen das er erst ein oder zwei Tage kannte, schon eine Liebeserklärung machen?

      »Ich freue mich unendlich, wieder bei Ihnen zu sein«, sagte er ihr offenherzig, als sie nach einer Minute der Alten aus dem Gesichte waren. »Waren Sie wohl halb so erfreut, als Sie mich zurückkommen

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