Verbergen und Suchen. Уилки Коллинз
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Читать онлайн книгу Verbergen und Suchen - Уилки Коллинз страница 23
Die Frau des Clowns hatte während Herrn Blyths Anreden, Ausrufungen und Bitten ganz blass und still gesessen. Sie schien nach seiner Entfernung ganz außer Stande zu sprechen und sah sich nur sehr bestürzt nach dem Doktor um.
»Bitte, Frau Peckover. beruhigen Sie sich«, sagte Doktor Joyce, »und schenken Sie dem, was ich im Begriff bin, Ihnen mitzuteilen, gütigst Ihre Aufmerksamkeit. Vor allen Dingen will ich Sie bitten, Herrn Blyths sonderbares Betragen zu entschuldigen, das Sie erschreckt und erstaunt hat. Er hat eine ungewöhnlich erregbare Natur, die ihn oft verwirrt macht, aber ich kann Sie versichern, dass er es ehrenhaft und aufrichtig in allem meint, was er sagt. Sie werden dies besser verstehn, wenn Sie mir erlauben wollen, Ihnen ruhig den Vorschlag auseinanderzusetzen, welchen er soeben so unverhofft und so verwirrt in seinen eigenen Worten gemacht hat.«
»Einen Vorschlag, mein Herr!« rief Frau Peckover leise aus, erschreckter als zuvor aussehend »einen Vorschlag! O, mein Herr! Sie wollen doch nicht etwa von mir verlangen, dass ich mich von meiner kleinen Marie trennen soll?«
»Ich will von Ihnen nicht verlangen, was Ihr eigener guter Verstand und Ihr gütiges Herz missbilligen mag. Mein Freund, Herr Blyth, fühlt eine solche Zuneigung zu Ihrer kleinen Marie und einen solchen Wunsch, ihr in ihrem großen Unglücke zu helfen, dass er sie zu sich und als seine eigene Tochter annehmen will.«
»Verlangen Sie nicht von mir, dass ich dazu »ja« sage, mein Herr!« bat Frau Peckover mit Tränen in ihren Augen. »Verlangen Sie alles andere von mir, um meine Dankbarkeit für Ihre Güte gegen uns zu beweisen, aber wie kann ich mich von meiner kleinen Marie trennen? Sie können das Herz nicht haben, das von mir zu verlangen!«
»Ich habe ein Herz, Frau Peckover, um den tiefen Schmerz zu empfinden, welchen Sie bei der bloßen Idee, sich von dem Kinde zu trennen, fühlen müssen, aber gerade des Kindes halber muss ich Sie nochmals bitten, Ihre Gefühle zu beherrschen. Und noch mehr als das, ich muss Sie bei der Liebe, die Sie für dasselbe fühlen, bitten, dem Ihnen im Namen des Herrn Blyth gestellten Antrage ein williges Gehör zu schenken.«
»Ich würde es ja gern tun, wenn ich nur könnte, mein Herr – aber gerade weil ich es so sehr liebe, kann ich es nicht! Außerdem ist Herr Blyth mir ein vollkommener Fremder.«
»Ich lasse diesen Einwurf Ihrerseits gelten, Frau Peckover, aber erlauben Sie mir, Ihnen ans Herz zu legen, dass ich mich nach einer Erfahrung von zwanzig Jahren für die Rechtlichkeit seines Charakters und die Ehrlichkeit seiner Absichten verbürgen kann. Sie könnten hierauf antworten, dass ich ebenfalls ein Fremder bin, aber ich bitte Sie, meine Würde und meine Stellung als die besten Beweise annehmen zu wollen, dass ich Ihres Vertrauens nicht unwürdig bin. Wenn Sie die kleine Marie zu ihrer Belehrung in ein Taubstummen—Institut schicken, so werden Sie ebenfalls unbedingtes Vertrauen in den Vorstand einer solchen Anstalt setzen müssen.«
»O mein Herr! denken Sie nicht, dass ich Ihnen nicht trauen will – Ihnen, der Sie so freundlich und gütig gegen uns gewesen sind – und noch dazu einem Geistlichen —«
»Ich will Ihnen offen und ehrlich sagen«, unterbrach sie der Rektor, »was für Vorteile Herrn Blyths Vorschlag für das Kind in Aussicht stellt. Er hat keine eigene Familie und seine Frau, die arme Dame, ist, wie er es Ihnen schon angedeutet hat, für ihr ganzes Leben dem Siechtum verfallen. Wenn Sie nur die Sanftmut und die Geduld sehen könnten, mit der sie ihr Leiden erträgt, dann würden Sie einsehen, dass die kleine Marie von niemandem mit freundlicherm Herzen bewillkommt werden könnte als von Madam Blyth. Obgleich Herr Blyth keineswegs ein reicher Mann ist, so befindet er sich doch in einer unabhängigen Lage und kann ihr alle Bequemlichkeiten des Lebens bieten.«
»Sprechen Sie nicht weiter, mein Herr, Sie würden mir das Herz brechen, wenn ich mich von ihr trennen sollte.«
»Sie werden es mir später Dank wissen, Frau Peckover, dass ich Ihre Standhaftigkeit so auf die Probe stelle, wie ich es jetzt tue. Hören Sie mich ein wenig länger an, damit ich Ihnen die Bedingungen, welche Herr Blyth vorschlägt, mitteilen kann. Er will nicht nur gestatten, sondern wünscht sogar sehr – wenn Sie das Kind seiner Sorgfalt anvertrauen – dass Sie, so oft sie wollen, Zutritt zu ihm haben sollen. Er will seine Adresse in London bei Ihnen zurücklassen und stets aus Gründen, die ebenso ehrenwert für Sie als für ihn selbst sind, Ihre Reisekosten bestreiten, so oft Sie das Kind zu sehen wünschen. Er will stets Ihr älteres Recht auf Ihre Liebe und seine Pflichten gegen Sie anerkennen, Ihnen jede Erleichterung bieten, welche in seiner Macht steht, dass Sie stets mit ihr korrespondieren können; und wenn das Leben, welches sie in seinem Hause führt, ihr nur im Geringsten nicht zusagt, so verpflichtet er sich – wenn Sie es beide wünschen, sie Ihnen zurückzugeben. Dies sind die Bedingungen, Frau Peckover, welche er vorschlägt, und ich kann Ihnen aufs Feierlichste auf meine Ehre als Geistlicher und Gentleman beteuern, dass er die genaue Erfüllung einer jeden dieser Bedingungen heilig halten wird.«
»Ich sollte sie gehen lassen, mein Herr – ich zeigte dadurch, wie dankbar ich für Herrn Blyths Großmut bin, aber wie kann ich es, da ich sie so lange als mein eigenes Kind betrachtet habe? O verehrte Frau, legen Sie ein gutes Wort für mich ein! Ich scheine zu selbstsüchtig, weil ich sie nicht hingeben will. Bitte, legen Sie ein gutes Wort für mich ein!«
»Wollen Sie mich statt dessen ein Wort für die kleine Marie sagen lassen?« erwiderte Frau Joyce. »Wollen Sie bedenken, dass Herrn Blyths Vorschlag ihr einen sichern Schutz bietet gegen jenen unmenschlichen Schurken, welcher sie schon gemisshandelt hat und noch oft misshandeln wird, ohne dass Sie es verhindern, bitte, bedenken Sie das, Frau Peckover!«
Die arme Frau zeigte durch einen neuen Tränenstrom, wie schmerzlich ihr dieser Gedanke war.
»Halten Sie uns nicht für unbedacht und gefühllos«, sprach der Rektor, »wenn wir Ihnen Herrn Blyths Anerbieten so dringend empfehlen. Wir halten es aufrichtig für unsere Pflicht, zu Mariens Besten so zu handeln. Denken Sie nur über ihre Lage nach, wenn sie im Zirkus bleibt und heranwächst! Würde Ihre ganze wachsame und bewunderungswürdige Güte hinreichend sein, sie vor Gefahren zu beschützen, auf welche ich kaum anzuspielen wage? Vergegenwärtigen Sie sich den Tag, an welchem die kleine Marie zur Jungfrau wird herangereift sein, und ich will es verantworten, Frau Peckover, dass Sie dem wichtigen Anerbieten meines Freundes volle Gerechtigkeit haben widerfahren lassen.«
»Ich weiß, es ist ganz wahr, mein Herr, ich weiß, dass ich ein undankbares, selbstsüchtiges Geschöpf bin – aber geben Sie mir nur ein wenig Zeit zum Nachdenken.«
Doktor Joyce war gerade im Begriff, seinen Stuhl dichter zu Frau Peckover heranzuziehen, bevor er antwortete, als die Tür aufging und der ehrenhafte Vance leise in das Zimmer trat und auf einen zornigen Blick des Rektors sprach:
»Ich bitte um Verzeihung, mein Herr! Aber hier wartet ein Mann im Vorsaal, welcher aussagt, er käme wegen eines wichtigen Geschäftes und müsste Sie sogleich sprechen.«
»Wer ist es, und wie heißt er?«
»Er nennt sich Jubber, mein Herr.«
Frau Peckover sprang mit einem lauten Schrei von ihrem Stuhle auf: »Bitte, mein Herr, lassen Sie ihn, um Gottes Barmherzigkeit willen, ja nicht in den Garten kommen, wo die kleine Marie ist! O, was soll ich tun! O, barmherziger Himmel! Was soll ich tun?« jammerte sie.
»Überlassen Sie alles mir und setzen Sie sich wieder nieder«, sagte der Rektor gütig. Dann wandte er sich an Vance: »Führen Sie Herrn Jubber in das Garderobezimmer und sagen Sie, ich würde sogleich bei ihm sein.«
»Nun, Frau Peckover«, fuhr Doktor Joyce in der ruhigsten Weise fort, »ehe ich diesen Mann spreche, habe ich Ihnen drei wichtige Fragen vorzulegen. Zuerst,