Verbergen und Suchen. Уилки Коллинз
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Dies ist alles, mein Herr, was ich über das zu sagen habe, wie ich zuerst mit der kleinen Marie zusammen traf, und ich wünsche, dass ich es hätte auf eine Weise erzählen können, die sich besser für solche Zuhörer eignet.«
Siebentes Kapitel – Die Erzählung – Zweiter Teil
Als die Frau des Clowns ihre Erzählung geendet hatte, wurde zur Erörterung von denen, die sie mit angehört hatten, nur wenig hinzugesetzt. Sie waren durch das, was sie angehört hatten zu sehr ergriffen, um außer abgebrochenen leisen Worten etwas hervorbringen zu können. Frau Joyce führte ihr Taschentuch mehr als einmal nach ihren Augen. Ihr Gatte murmelte einige herzliche Worte des Mitleids und des Dankes – jedoch auf eine ungewöhnlich schmerzliche Weise. Valentin sagte nichts, aber er zog seinen Stuhl dicht zu Frau Peckover heran, wandte sein Gesicht ab, damit es von niemandem bemerkt werden sollte, nahm ihre Hand in eine der seinigen und klopfte sie sanft mit der andern. Hierauf sahen sie alle in derselben Stimmung, und wie es schien, mit demselben Gefühl nach dem Garten.
»Würde ich zu viel verlangen, Frau Peckover«, sagte Frau Joyce nach langem Stillschweigen, »wenn ich mich erkundigte, worin der Unfall bestand, welcher das arme kleine Wesen so unglücklich machte? Ich weiß, dass sich davon ein Bericht auf dem Zettel des Zirkus befindet, aber —«
»Ich denke, meine Liebe«, wandte der Rektor ein, sich an seine Frau wendend, »dass es kaum denkbar ist, von Frau Peckover eine Erfüllung Deines Wunsches zu erwarten. Sie hat sich schon einmal für unsere Neugierde aufgeopfert, um jetzt noch von ihr zu verlangen, dass sie zum zweiten Male Erinnerungen wiederhole, welche sie sicherlich betrüben müssen.«
»Es ist mehr als betrübend, nur an jenen schrecklichen Unfall zu denken«, sagte Frau Peckover, »und besonders, da ich nicht umhin kann, mir selbst einigermaßen die Schuld davon beizumessen. Wenn die Dame aber zu wissen wünscht, wie es zuging, so will ich es ihr gern erzählen.
Zuerst muss ich Ihnen sagen, dass es mir mit der kleinen Marie während der ersten sechs Jahre ihres Lebens weit besser erging, als ich jemals gedacht hatte. Sie wuchs so hübsch heran, dass sie vornehme Leute immer beachteten und sich nach ihr erkundigten, und beinah an jedem Orte, wo der Zirkus sich hinwandte, machte man ihr Geschenke, welche reichlich dazu beitrugen, sie zu ernähren und zu kleiden. Und auch unsere eignen Leute schmeichelten ihr und liebten sie. Diese ganzen sechs Jahre verstrichen für uns so angenehm, wie es nur immer sein konnte; es war nur erst, als sie beinah sieben Jahr alt war, dass ich gottlos und töricht genug war, meine Einwilligung zu ihrer Teilnahme an unsern Aufführungen zu geben.
Man setzte mir arg zu und quälte mich, bis ich einwilligte. Jubber sagte zuerst, er wünschte, dass sie im Zirkus mitritte, worauf ich jedoch »nein« sagte, obgleich ich mich in jenen Tagen schrecklich vor ihm fürchtete. Bald darauf aber kam Jemmy zu mir, der damals noch nicht Clown war, und sagte, er fürchte, er würde seine Stelle verlieren, wenn ich nicht wegen der kleinen Marie nachgäbe. Das machte mich sehr stutzig, denn ich wusste nicht, was wir hätten anfangen sollen, wenn mein Mann aus seinem Engagement gekommen wäre. Und außerdem bestand das arme liebe Kind selbst wie wahnsinnig darauf, auf dem Pferde in der Luft zu schweben, da sie immer bat und flehte, man möchte eine kleine Reiterin aus ihr machen. Alle die Übrigen im Zirkus plagten mich und lachten mich aus und mit einem Worte, ich gab zuletzt gegen mein Gewissen nach, aber ich konnte nicht anders.
Dennoch machte ich die Bedingung, dass sie nur dem solidesten, nüchternsten Manne und dem besten Reiter von der ganzen Gesellschaft anvertraut werden sollte. Auf den Zetteln wurde er »Muley« genannt, und man bemalte sein Gesicht, damit er wie ein Türke oder etwas dem ähnlichen aussehen sollte, aber sein wirklicher Name war »Yapp«,und auf seine Weise war er ein sehr guter, vorsichtiger Mann und selbst Familienvater. Er und Jubber erdachten zusammen den Plan, dass er einen Sohn der Wildnis vorstellen sollte, welcher, um sein Leben zu retten, mit der kleinen Marie als seinem einzigen Kinde aus der Wüste entfloh. Man färbte ihr Gesicht dunkel, damit es dem seinigen ähnlich sehen sollte, und legte ihr ein ausländisches weißes Kleid an, schnallte einen roten Gürtel um ihre Taille, an welchem sich eine Handhabe befand, an der sie Yapp festhalten konnte. Nachdem er zuerst dem Publikum hatte den Glauben beibringen müssen, dass er und das Kind in Gefahr wären, gefangen und erschossen zu werden, sollte er ihm nachher begreiflich machen, dass sie der Gefahr glücklich entronnen waren; er sollte sie im Triumphe mit ausgestreckten Armen in die Höhe heben, indem er während der ganzen Zeit immer im Zirkus herumgaloppierte. Er war ein fürchterlich starker Mann und konnte es so leicht ausführen, wie ich dieses Stückchen Pflaumenkuchen zu Munde führe.
Die arme liebe Kleine, sie überwand bald die erste Furcht bei der Aufführung und sehnte sich fast wahnsinnig nach derselben, was ich niemals gern sah, weil es ihrer Natur nicht zusagte. Yapp sagte, sie hätte das Herz eines Löwen und würde einst die schönste Reiterin auf der Welt werden. Ich war sehr unglücklich darüber und verbrachte eine sehr traurige Zeit, da ich immer ein Unglück befürchtete. Eines Abends – sie war ein wenig über sieben Jahr alt —
O verehrte Frau! Wie ich diese fürchterliche Nacht überlebte, weiß ich nicht. Ich war ein sündhaft elendes .Geschöpf, nicht lieber verhungert zu sein, als das Kind einer solchen Gefahr auszusetzen, aber ich wurde so arg in Versuchung geführt und dazu verleitet, Gott weiß es. Achten Sie nicht auf mein Weinen, ich will schon sehen, wie ich es zu Ende bringe. Der Halter – nein, ich meine die Handhabe, die Handhabe an dem Halter, ließ plötzlich los, gerade zuletzt, gerade im schlimmsten Augenblicke, wo er sie nicht auffangen konnte! —
Niemals, o niemals, niemals, werde ich diesen fürchterlichen Angstschrei vergessen, welcher von sämtlichen Zuschauern ausgestoßen wurde, sowie den Anblick des erblassten kleinen Wesens, welches bewusstlos, totenstill auf den Brettern lag. Es war an jenem Abend nicht so voll wie gewöhnlich, und sie fiel auf einen leeren Platz zwischen den Bänken. Ich wurde von den Pferden, als ich zu ihr laufen wollte, niedergeworfen – ich war ganz von Sinnen – und wusste nicht, wohin ich ging – Yapp war unter die Pferde gefallen und hatte sich arg verletzt, indem er sie aufzufangen versuchte. – Die Pferde liefen wild im Zirkus herum – fast wie toll von dem Lärm, welcher sie rings umgab. Ich versuchte mich wieder aufzurichten, viele Leute rannten an mir vorbei und ich sah, wie mein unschuldiger Liebling weggetragen wurde. Ich fühlte, wie man mich mit den Händen zurückziehen wollte, aber ich stahl mich weg und gelangte mit den Übrigen ins Vorzimmer.
Da lag sie – meine eigne, liebe, kleine Marie, deren armen Mutter ich versprochen hatte, für sie zu sorgen, blass und still auf einem alten Koffer und mein zusammengerollter Mantel diente ihr als Kopfkissen. Eine Masse. Leute und ein Doktor, der ihren Kopf genau untersuchte, standen um sie herum. Und Yapp unter ihnen, von zwei Leuten gehalten, mit einem ganz von Blut beflecktem Gesichte. Ich war weder im Stande zu sprechen noch mich zu bewegen; ich fühlte nicht einmal, dass ich noch atmete, bis der Doktor aufhörte und sich umsah. Da aber durchrieselte uns alle zusammen ein mächtiger Schauder, wie wenn wir nur eine statt zwanzig und mehr Personen gewesen wären.
»Sie