Verbergen und Suchen. Уилки Коллинз

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Verbergen und Suchen - Уилки Коллинз

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style="font-size:15px;">      »Sie heißt Peckover«, sagte Valentin, »sie ist eine achtbare, verheiratete Frau, reitet auch nicht mit im Zirkus herum und hat das arme Kind nach dem eigenen Wunsch ihrer Mutter gepflegt.«

      »Wir werden entzückt sein, es morgen zu sehen«, sagte der Doktor, der ein warmes Herz für die leidende Menschheit hatte, »oder nein, warte! Nicht morgen! Übermorgen! Kuchen und Schokolade um zwölf Uhr – wie, meine Liebe?«

      »Das ist recht! Gott segne sie«, rief Valentin aus, »ich will Frau Peckover aufsuchen und es ihr wissen lassen.«

      »Ich will morgen das Pferdeportrait fertig machen und des Abends wieder nach dem Zirkus gehen.« Mit diesen Worten verschwand er.

      »Verdreht! verdreht!« rief der Doktor. »Lieber alter Valentin!«

      »Ich fürchte, seine Grundsätze sind sehr locker«, sagte Frau Joyce, deren Gedanken noch immer bei der unglücklichen Anspielung von Florindens Beinen verweilten.

      Als Herr Blyth sich am nächsten Morgen in den Ställen zeigte und an dem Portrait der Mutterstute zu arbeiten fortfuhr, zerbrach er sich nicht länger den Kopf, wie er Licht und Schatten verteilen oder den Hintergrund im Tone dunkel halten sollte. Seine Gedanken waren alle bei dem taubstummen Kinde und Frau Peckover; er kleckste unbekümmert weiter, gerade wie es ihm geheißen wurde, ohne jemals ein Wort des Widerspruchs zu äußern. Als es Abend wurde, hatte er seine Arbeit vollendet. Der Gutsherr sagte, es wäre eins der besten Pferdeportraits, das jemals angefertigt sei.

      Nachdem Valentin von Rubbleford zurückgekehrt war, ging er sogleich nach dem Zirkus und setzte sich, soweit es ihm möglich war, gerade wieder dahin, wo er am vorigen Abend gesessen hatte.

      Das Kind wurde wiederum von allen Zuschauern applaudiert und vollbrachte seine Leistungen wiederum verständig und anmutig, bis es sich dem Platze nahte, auf dem sich Valentin befand. Es erschrak, als es sein Gesicht wiedererkannte und ging einen Schritt vorwärts, um näher an ihn heranzukommen; aber Herr Jubber, welcher sah, dass die Leute in dem vordern Raume ihre Hände in die Höhe hielten, um es auf die Schiefertafel schreiben und Karten herumgeben zusehen, hielt es sogleich fest. Des Kindes Aufmerksamkeit schien durch den Anblick des Fremden, welcher seine Hand am letzten Abend so feurig geküsst hatte, gestört zu sein; es fing an, verwirrt auszusehen, wollte anfangen zu weinen und beging einen großen und handgreiflichen Fehler bei dem .ersten Kunststücke, das es ausführte.

      Die gutmütigen Zuschauer lachten und einige von ihnen schrieben auf ihre Schiefertafel: »versuche es noch einmal, kleines Mädchen«, Herr Jubber brachte eine Entschuldigung vor, indem er sagte, dass der außerordentliche Enthusiasmus, womit sein Zögling aufgenommen worden wäre, seine Nerven erschüttert hatte; darauf bedeutete er der Taubstummen mit einem gütigen Lächeln, aber mit einem sehr finstern Ausdrucke in seinen Augen, ein anderes Kunststück zu versuchen. Es gelang ihr; aber sie zeigte noch so viel Schwanken, dass Herr Jubber, welcher einen andern Missgriff befürchtete, sie mit sich fortführte, da sich eine passende Gelegenheit zum Abgang darbot. Als das Kind bei der Barriere vorbei geführt wurde, betrachtete es Valentin sehr aufmerksam.

      Schrecken gab sich in des Mädchens Augen kund, sichtbar genug, um von einigen harmlosen Leuten neben Herrn Blyth bemerkt zu werden. »Das arme kleine Ding! Es scheint sich vor dem Manne in der schönen grünen Jacke zu fürchten«, sagte Einer. »Und nicht ohne Ursache, glaub ich!« fügte ein Anderer hinzu. »Sie wollen doch wohl nicht sagen, dass er viehisch genug sein könnte, ein Kind wie dies zu misshandeln? Es ist unmöglich!« rief ein Dritter aus.

      In diesem Augenblicke trat der Clown in den Zirkus. Kurz vorher, als er das wohlbekannte »Hier sind wir« brüllte, glaubte Valentin, ein lautes sonderbares Weinen hinter der roten Gardine zu hören. Er war sich dessen nicht ganz bewusst, aber die bloße Vermutung ließ sein Blut erstarren. Er lauschte ängstlich eine Minute. Es war jedoch keine Aussicht für ihn vorhanden, sich zu überzeugen, ob sein Verdacht begründet wäre. Das Orchester hatte eine lärmende Tanzmelodie aufgespielt und der Clown produzierte seine ergötzlichen Sprünge unter großem Gelächter.

      »Das mag meine Schuld sein«, sagte Valentin. »Dies was?-« er fürchtete sich, die Untersuchung weiter fortzusetzen. Sein rotes Gesicht wurde plötzlich blass, und er verließ den Zirkus mit dem Entschlusse, den Vorgang hinter der roten Gardine zu entdecken.

      Er ging von außen um das Gebäude herum und verbrachte einige Zeit, ehe er eine Tür finden und um Einlass bitten konnte. Zuletzt kam er an einen Durchgang, über dessen äußerm Eingang einige zerrissene Pferdedecken hingen.

      »Sie können hier nicht herein«, sagte ein schmutziger Bursche, welcher plötzlich in Hemdsärmeln von innen heraus kam.

      Herr Blyth legte eine halbe Krone in seine Hand. »Ich will das taubstumme Kind sogleich sehen!«

      »O ganz recht, gehen Sie hinein«, murmelte der Bursche, indem er das Gold gierig einsteckte. »Jubber ist jetzt nicht da, aber nehmen Sie sich in Acht, dass er Sie dort nicht erwischt.«

      Valentin hörte auf weiter nichts und trat sogleich in den Durchgang. Sobald er drinnen war, gelangte ein Ton an sein Ohr, welcher sein Herz erbeben machte. Worte können diesen Ton in seiner schrecklichen Hilfslosigkeit nicht beschreiben – denn es war das schmerzhafte Wehklagen eines taubstummen Geschöpfes.

      Er riss eine Gardine beiseite und stand in einem schmutzigen Platze, der auf der einen Seite von den Ställen und auf der andern vom Zirkus durch Leinewand und alte Bretter getrennt war. Hier auf einem hölzern Schemel saß die Frau, welche ihn am Abend vorher angeredet hatte, sie weinte und besänftigte das Kind, welches schaudernd an ihrem Busen lag. Das Schluchzen von des Clowns Frau vermischte sich mit dem inartikulierten Wimmern des Kindes, welches zwar leise, aber doch so schrecklich zu hören war.

      »O mein Gott«, rief Valentin aus, starr vor Schrecken über das, was er hörte, »besänftigen Sie sie! Lassen Sie sie nicht so wimmern!« Die Frau erhob sich schnell von ihrem Sitze, setzte das Kind nieder, erkannte Herrn Blyth und stürzte auf ihn zu. »Still!« flüsterte sie lebhaft, »sprechen Sie nicht so laut! Der Schurke, der viehische, herzlose Schurke befindet sich hier irgendwo in der Nähe der Ställe. Wenn er Sie hört, wird er hereinkommen und sie noch einmal prügeln – o still, still um des Himmelswillen! Es ist wahr – er hat sie geschlagen – das feige, teuflische Vieh.«

      Als das Kind Valentin sah, hatte es aufgehört zu wimmern; es sah ängstlich in Tränen nach ihm hin – dann wandte es sich schnell ab – nahm ein kleines Taschentuch heraus und trocknete sich die Augen.

      »Ich kann noch nicht gehen – ich will leise sprechen – Sie müssen mich anhören«, sagte Herr Blyth, blass und nach Atem haschend, »ich will diesen gekränkten, schönen, geduldigen, kleinen Engel von diesem abscheulichen Platze entfernen, ich will es und müsste ich deshalb vor die Obrigkeit treten! Der Rektor gehört mit zur Obrigkeit, – er ist mein Freund – er heißt Doktor Joyce – ich will das Kind fortnehmen. —«

      Die Frau bat ihn einzuhalten und deutete plötzlich auf das Kind. Es hatte das Schnupftuch beiseite gelegt und näherte sich ihm. Es kam dicht an ihn heran, legte eine Hand auf sein Knie und streckte furchtsam die andere soweit in die Höhe, dass es seinen Hals erreichen konnte. So dastehend, sah es ihm ruhig ins Gesicht. Die hübschen Lippen versuchten mühsam, wiederum zu lächeln, aber sie zitterten nur einen Augenblick und schlossen sich dann wieder. Die hellen sanften Augen, noch trübe vom Weinen, suchten die seinigen mit einem unschuldigen Staunen des Forschens und der Verwunderung. In diesem Augenblicke schien der Ausdruck des traurigen und lieblich kleinen Gesichtes zu sagen: »Sie sehen aus, als wenn Sie gütig gegen mich sein wollten; ich wünschte, dass sie ein Mittel fänden, wodurch Sie es mir mitteilen könnten.«

      Valentins Herz zeigte ihm dieses einzige Mittel an. Er schloss die Taubstumme in seine Arme und erdrückte

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