Verbergen und Suchen. Уилки Коллинз
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Nach wiederholter Überlegung jedoch gab ihm der Gedanke seines künftigen Stolzes und Vergnügens, den kleinen, reizenden Bücherschrank in Laviniens Zimmer zu sehen, endlich einen Grund zur Abreise an die Hand, welcher sein Widerstreben, sich auf eine kurze Zeit von seiner kranken Frau zu trennen, besiegte. Nachdem er einmal zu diesem Entschlusse gekommen war, schrieb er sogleich zwei Billets, das eine, um den neuen Bücherschrank zu bestellen, das andere, um sich durch die Annahme seiner Einladung auf das Land die Mittel zur Bezahlung desselben zu sichern.
Diese Einladung hatte er von einem geistlichen Freunde, dem hochwürdigen Doktor Joyce, Rektor von St. Judy in der großen ackerbautreibenden Stadt Rubbleford erhalten. Valentin hatte eins von des Doktors kleinen Kindern, als dieser mit seiner Familie in London war, in Wasserfarben gezeichnet, und diese Zeichnung wurde von dem Geistlichen bei seiner Rückkehr allen Nachbarn gezeigt. Obgleich nun Herr Blyth in der Anfertigung von den Portraits Erwachsener nicht sehr glücklich war, so gelangen ihm dennoch diejenigen von kleinen Kindern stets vortrefflich. Er malte sie mit den offensten Augen, den vollsten roten Wangen, dem heitersten, gutmütigsten Lächeln und mit den reinsten, weißesten Mützen, die jemals auf dem Papiere gesehen wurden. Wenn Väter oder deren männliche Freunde selten die Treue seiner Ähnlichkeiten würdigten, so erstatteten ihm Mütter und Kindermädchen beständig Ersatz für ihren Mangel an Geschmack. Das schöne Geschlecht belobte einstimmig die Valentinschen Kinderportraits und sobald sie dieselben sahen, riefen sie mit ausgelassener Freude aus, dass in der Darstellung der hübschen, lieben kindlichen Unschuld noch niemals ein Maler gelebt habe, der mit Herrn Blyth verglichen werden könne.
Hieraus folgte natürlich von selbst, dass die Ausstellungen von des Doktors Zeichnung an Ort und Stelle selbst Valentin viele Aufträge zur Anfertigung von Kinderportraits verschaffen musste. Drei dort wohnende Familien entschlossen sich sogleich., die Portraits ihrer Kinder von Valentin anfertigen zu lassen, wenn sich der Maler nur zu diesem Zwecke zu ihnen begeben wollte. Ein alter unverheirateter Gutsbesitzer stellte ihm ebenfalls einen Auftrag anderer Art in Aussicht. Dieser Herr kam durch eine Logik, zu deren Enthüllung wir keine Hoffnung haben, zu dem Schlusse, dass ein Mann, welcher vortrefflich Kinder malte, auch notwendigerweise ein ausgezeichneter Pferdemaler sein müsste, und entschied sich daher, dass Valentin seine berühmte Mutterstute malen sollte.
Als Doktor Joyce seinem Freunde diese Aufträge mitteilte, fügte er auch selbst einen hinzu, indem er Herrn Blyth ersuchte, dass er ihm das Bild seines Lieblingsvikars malen möchte, welcher, obgleich sehr schwach und schwindsüchtig, im Begriff war, sich einer Mission nach dem Kap anzuschließen, und den er in diesem Leben nicht wiederzusehen befürchtete.
Hier gab es also fünf Aufträge, welche, obgleich Valentin billig arbeitete, genug einbringen würden, um nicht nur den neuen Bücherschrank, sondern auch einige neue Bücher dafür bezahlen zu können.
Nachdem er seine Frau der Sorgfalt zweier von ihren Schwestern anvertraut hatte, welche die strenge Weisung empfingen, das Haus nicht vor seiner Rückkehr zu verlassen, reiste Herr Blyth sogleich zum Rektor, und einmal dort fing er an, die Kinder mit so vielem Eifer und so vieler Heiterkeit zu malen, dass er sogleich die Herzen der Mütter und Kindermuhmen gewann und in wenigen Tagen eine große Berühmtheit in Rubbleford erlangte. Als er nun die Kinder zur Bewunderung aller gemalt hatte, nahm er den Vikar in Angriff und schuf eine betrübende Ähnlichkeit des unglücklichen Mannes. Sobald diese letzte Arbeit vollkommen beendet war, ging Valentin an seine noch übrige, aber schwierigste Arbeit, die Mutterstute des unverheirateten Gutsherrn unsterblich zu machen.
Hier hatte er vielen Verdruss. Der jagdliebende Herr sah ihm beim Malen zu und sprach zu seinem Schrecken mit ihm vom Stammbaum des Pferdes; er wollte das Tier in einer höchst unmalerischen Manier dargestellt haben, ohne Zulassung von Farbenton, Luft und Schatten oder irgend einer besonderen künstlerischen Verschönerung. Kurz und gut, der Gutsherr wollte ein Schild und kein Bild, und erhielt zuletzt, was er verlangte, nach seiner Herzenslust.
Als Valentin eines Abends von dem Hause des Gutsherrn nach der Wohnung des Rektors zurückkehrte, wurde in der Hauptstraße von Rubbleford plötzlich seine Aufmerksamkeit durch einen an eine verfallene Mauer geklebten Anschlagzettel erregt.
Er trat sogleich zu dem Haufen Bauern, welche sich um den vielfarbigen und prächtigen Papierbogen versammelt hatten, und las am obersten Ende desselben in ungeheuer großen blauen Buchstaben: »Jubbers Zirkus, das achte Wunder der Welt.« Dann kam etwas kleine Schrift, welche niemand zu lesen unterließ. Unter dieser kleinen Schrift aber erschien eine vollkommene Milchstraße von geschnörkelten purpurroten Buchstaben, welche aller Augen fesselten, und benachrichtigte das Publikum, dass zur Kunstreitergesellschaft gehöre: »Fräulein Florinda Belverley, bekannt, wo die englische Sprache nur immer gesprochen wird, als die amazonische Kaiserin des Reiches der Kunstreiterei.« Dieser Anzeige folgten die Namen von unbedeutenderen Mitgliedern der Gesellschaft, ein Programm der heutigen Vorstellung, Zeugnisse aus den Provinzialzeitungen, bildliche Darstellungen von Herren mit dicken Waden und beflitterten Trikots und von Damen mit lächelnden Gesichtern, aufgeschürften Unterröcken und Pirouetten schlagenden Beinen. Alles dies wurde sorgfältig von Herrn Blyths Nachbarn angestaunt; aber er selbst ließ es unbeachtet. Sein Auge hatte am Fuße des Anschlagzettels etwas bemerkt, das sogleich seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nahm.
An dieser Stelle erschienen die roten Buchstaben wieder und bildeten die folgenden Worte und Zeichen der Bewunderung:
Der geheimnisvolle Findling!
zehn Jahr alt!
gänzlich taubstumm!
Darunter kam eine Erklärung dessen, worauf sich die roten Buchstaben bezogen, was nicht weniger als drei Paragraphen von dicker kleiner Schrift ausmachte, deren Worte Valentin gierig verschlang. Sie lauteten:
»Herr Jubber, Eigentümer des berühmten Circus, hat die Ehre, den hohen und niedern Adel und das geehrte Publikum zu benachrichtigen, dass das oben erwähnte taubstumme Wunderkind zwischen dem ersten und zweiten Teile der Abendvorstellungen erscheinen wird. Herr J. hat sich die Freiheit genommen, dieses Wunder der Natur den geheimnisvollen Findling zu nennen, da niemand seinen Vater kennt und seine Mutter bald nach seiner Geburt starb, ihn der Sorgfalt der Kunstreitergesellschaft überlassend, die bei ihm von dieser Zeit an die Stelle von liebevollen Eltern und Vormündern vertreten hat.
Dieses wunderbare Mädchen wurde in den frühern Annalen des Jubberschen Zirkus ursprünglich als das achte Wunder der Welt oder als das Kind der Windsbraut der Wüste dargestellt. In diesem Charakter erschien sie in ihrem siebenten Jahr, in die Luft gehalten von der Hand des Muley Ben Hassan, des berühmten Teufelsreiters der Sahara, in seinem kühnsten Wagnis der Reitkunst, wie es zum Schrecken und Erstaunen von ganz England in Jubbers Zirkus ausgeführt wurde. Zu jener Zeit konnte sie vollständig hören und sprechen; aber Herr J. bedauert schmerzlich, mitteilen zu müssen, dass sie bald nachher von einem schrecklichen Unfalle heimgesucht wurde. Nicht durch die Schuld des Teufelsreiters, der sich niemals in seinem Leben irrte, und der seinen Gefühlen bei dem Resultate des obenerwähnten schrecklichen Unfalls erliegend, mürrisch und mit gebrochenem Herzen nach seinem wilden Vaterlande zurückgekehrt ist, entglitt sie seiner Hand, während der feurige, aber menschlich fühlende Araber drei galoppierende Pferde bestiegen hatte, und fiel, – es ist schrecklich zu erzählen – außerhalb der Barriere, auf den mit Brettern belegten Fußboden des Zirkus. Man hielt sie für tot. Herr Jubber schickte sogleich nach dem Arzte, derselbe fand sie jedoch noch am Leben und