Verbergen und Suchen. Уилки Коллинз

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Verbergen und Suchen - Уилки Коллинз

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mit jenem schnellen Instinkt der Taubstummen sein Mitgefühl, seine schnelle ungestüme Gereiztheit, sein Mitleid und sein Verlangen, ihm zu helfen, in jenem Augenblicke in seinem Ausdruck lesen? Es könnte wohl so sein. Ihre hübschen rosigen Lippen lächelten ihm zu, wie sie noch niemandem an jenem Abend zugelächelt hatten; und als sie einige Karten zeigte, um sie auszuwählen, ließ sie die gierigen Hände, welche sich auf jeder Seite von ihr ausstreckten, unbeachtet und überreichte sie Valentin allein.

      Er sah, wie die kleinen Finger, als sie die Karten hielten, zitterten; er sah die zarten kleinen Schultern und den armen kleinen Nacken und die zarte Brust herausgeputzt mit flitterhaften falschen Juwelen und Spangen; er sah das unschuldige junge Gesicht, dessen reine Schönheit kein Schmutz der Theaterschminke entstellen konnte, mit dem Lächeln noch auf den geöffneten Lippen, aber mit einer geduldigen Hilfslosigkeit in den traurigen blauen Augen, wie wenn das ihr übrig gebliebene Gesichtsorgan immer über das verlorne Gehör und die verlorne Sprache trauerten – er bemerkte alle diese Dinge in einem Augenblick und fühlte sein Herz erbeben, als er sie ansah. Ein Schleier legte sich über sein Gesicht, ein erstickendes Gefühl erdrückte seinen Atem, die Lichter im Zirkus tanzten auf und nieder vor ihm, er beugte sich über des Kindes Hand, nahm es in die seinigen und küsste es zweimal feurig; dann stand er zum größten Erstaunen der ihn umgebenden Menge plötzlich auf und etwas über einen kläglichen Anblick murmelnd, der zu herzzerreißend wäre, um ihn zu ertragen, lief er so schnell aus dem Zirkus, als wenn sein Leben in Gefahr gewesen wäre.

      Es entstand eine augenblickliche Verwirrung unter den Zuschauern.

      Herr Jubber war ein zu alter Kunstverständiger in allen Theaterangelegenheiten, um nicht zu wissen, wie er diesem wachsenden Tumulte sogleich Einhalt tun und ihn in allgemeinen Beifall verwandeln könnte.

      »Meine Herren nnd Damen!« rief er mit einem leichten Zittern in seiner Stimme, »ich bitte Sie, sich wieder zu

      setzen und die Aufführung des Herrn zu entschuldigen, der sich soeben entfernt hat. Der geheimnisvolle Findling hat in jeder Stadt Englands auf einige Leute diese Wirkung hervorgebracht.« (Freudengeschrei) »Irre ich mich, wenn ich glaube, dass die Rubbleforder Zuhörer die Güte haben werden, ihre schwächeren Mitmenschen zu entschuldigen?« (Bravo und Freudengeschrei) »Dank, tausend Dank, im Namen dieses lieben talentvollen Kindes für ihren herzlichen, großmächtigen, liebevollen und unschätzbaren Empfang seiner heutigen Leistungen. Nach dieser Rede verließ Herr Jubber mit seiner Schülerin den Zirkus und bemerkte nicht, dass das Kind, als es hinter ihm herging, bis zuletzt gedankenvoll nach der Richtung hinblickte, in der Valentin fortgegangen war.

      »Das Publikum liebt die Aufregung«, sprach Herr Jubber vor sich hin, als er hinter der roten Gardine verschwand. »Das muss morgen alles auf dem Zettel stehen. Wir werden dadurch sicher dreißig Schilling mehr einnehmen.«

      Unterdessen fand Valentin, nachdem er an mehreren unrechten Türen herumgetappt hatte, zuletzt seinen Weg aus dem Zirkus und stand nun allein auf dem feuchten Grase in dem wolkenlosen Herbstmondlicht.

      Er schlug mit seinem Stock heftig auf den Boden, welcher bei ihm in diesem Augenblicke den Kopf des Herrn Jubber vorstellte. Noch vor sich bin murmelnd, war er jedoch schon im Begriff, nach der Rektorwohnung zurückzukehren, als er eine atemlose Stimme hinter sich hörte, welche ausrief: »Warten Sie, mein Herr, bitte, eine Minute.«

      Er drehte sich um. Eine dicke stattliche Frau in einem flitterigen und zerrissenen Kleide lief so schnell, als es ihre natürlichen Hindernisse einer schnellen Fortbewegung gestatten wollten, auf ihn zu.

      »Bitte, mein Herr«, rief sie aus. »Waren Sie es nicht, der sich so außerordentlich benahm, als er unsern kleinen Findling sah? Ich blickte gerade in diesem Augenblicke durch die rote Gardine.«

      Statt diese Frage zu beantworten, fing Valentin sogleich an, in unzusammenhängender Rede über das Gesicht des Kindes zu sprechen.

      »O mein Herr, wenn Sie irgendetwas über das Kind wissen«, unterbrach ihn das Weib, »so tragen Sie um des Himmels Willen kein Bedenken, es mir zu sagen! Ich bin nur Frau Peckover, mein Herr, die Frau des Jenny Peckover, des Clown, wie sie ihn nennen, und den sie heute Abend im Zirkus sahen. Ich nahm mich des kleinen Wesens auf ihrer Mutter eignen Wunsch an und pflegte es; und von dieser Zeit an —«

      »Meine liebe gute Seele«, sagte Herr Blyth, »ich weiß nichts von dem armen kleinen Geschöpfe. Ich wünsche nur aus der Tiefe meines Herzens, dass ich etwas tun könnte, um ihm zu helfen und es glücklich zu machen. Wenn Lavinia und ich ein solches Engelskind wie dieses gehabt hätten«, fuhr Valentin fort, eifrig seine Hände zusammenschlagend, »taubstumm wie es ist, wir würden an jedem Tage unseres Lebens Gott dafür gedankt haben!« Frau Peckover war augenscheinlich nicht sehr gewöhnt, solche Gefühle wie diese von Fremden zu hören. Sie starrte Herrn Blyth an, während zwei dicke Tränen über ihre plumpen Wangen niederflossen.

      »Frau Peckover, holla, Peck! Wo sind Sie!?« brüllte eine rauhe Stimme, welche aus dem Stalle des Zirkus hervorkam, gerade als des Clowns Frau im Begriff war, wieder zu sprechen.

      Frau Peckover erschrak, verbeugte sich und ging, ohne ein Wort weiter zu sprechen, sogar schneller als sie gekommen war, wieder zurück. Valentin sah ihr aufmerksam nach, machte aber keinen Versuch, ihr zu folgen; er dachte zu sehr an das Kind, um dies zu tun. Als er wieder weiter ging, geschah es nur, um nach der Rektorwohnung zurückzukehren.

      Er begab sich sogleich in die Bibliothek, wo Dr. Joyce den »Rubbleforder Mercur« las, während Frau Joyce ihm gegenüber saß und eine bunte Jacke für ihr vorletztes Kind strickte. Er hatte kaum die Tür erreicht, als er sogleich anfing, sich in teilnehmendster Weise über das schöne taubstumme Mädchen zu ergehen.

      Er verdrehte dem Doktor den Kopf, Frau Joyce musste aufhören an ihrer bunten Jacke zu arbeiten, als er des Kindes Lob sang und sein Gesicht mit jedem Engelsgesicht verglich, welches jemals gemalt worden war. Als er zuletzt seine Zuhörer und sich selbst erschöpft hatte, stürzte er hastig aus dem Zimmer, um seine Aufregung durch einen Spaziergang bei Mondschein in des Rektors Garten abzukühlen.

      »Was für ein sonderbarer Mann er ist!« sagte Frau Joyce.

      »Mein lieber Valentin ist das beste Geschöpf auf der Welt«, erwiderte der Doktor, »nur, wie ich oft zu seinem Vater zu sagen pflegte, der es mir niemals glauben wollte, nur ein wenig verdreht. Ich habe ihn schon früher sich so bei Kindern benehmen sehen, obgleich ich gestehen muss, vielleicht nicht ganz so närrisch, als er jetzt eben gesprochen hat.«

      »Denkst Du, dass er irgendetwas Unkluges mit dem Kinde vornehmen wird? Das arme Ding! Ich bedaure es so herzlich wie nur irgendjemand.«

      »Ich wage dies nicht zu denken!« antwortete der Doktor, »Valentin ist einer von jenen Leuten, welche jeder Vermutung Trotz bieten. Niemand kann sagen, was er tun oder nicht tun will. Er ist mit einem Worte ein Mann, dessen Handlungen man nicht ergründen kann.«

      Hier öffnete sich die Tür und Valentins Kopf wurde sichtbar.

      »Doktor«, sagte er, »darf ich die ausgezeichnete Frau bitten, mit der ich Bekanntschaft gemacht habe, das Kind morgen früh hierher zu bringen, damit Sie und Frau Joyce es sehen können?«

      »Sicherlich«, sagte der gutmütige Rektor lachend. »Das Kind auf alle Fälle und die ausgezeichnete Frau dazu.«

      »Aber nicht, wenn es Fräulein Florinda Belverley ist!« wandte Frau Joyce streng ein, welche den Zirkuszettel gesehen hatte.

      »Meine liebe Frau, es ist nicht Florinda«, sagte Valentin leidenschaftlich. »Deren Beine sind nicht einmal zum Zeichnen geeignet.«

      »Herr Blyth!« rief Frau Joyce erzürnt über sein künstlerisches Urteil.

      »Warum

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