Verbergen und Suchen. Уилки Коллинз

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Verbergen und Suchen - Уилки Коллинз

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Mutter wissen, seitdem Sie zum letzten Mal hier gewesen sind, vor nachforschenden Leuten gehörig verborgen gehalten haben?« Hierauf antwortete gewöhnlich Frau Peckover immer aufgeregt und mit demselben spöttischen Nachdrucke: »Gehörig verborgen, sagten Sie, mein Herr? Natürlich, ich halte das, was ich weiß, gehörig verborgen; denn ich kann, wie es sich von selbst versteht, meinen Mund halten. Zu meiner Zeit, mein Herr, pflegten immer Zwei dazu zu gehören, Verstecken und Suchen zu spielen. Ich möchte wohl in aller Welt wissen, wer die kleine Marie suchen könnte?«

      Bemerkung zum achten Kapitel

      Ich weiß nicht, ob irgendein Versuch in englischen Romanen gemacht worden ist, den Charakter eines Taubstummen einfach und genau nach der Natur darzustellen; oder mit andern Worten, um die besondern Wirkungen anzugeben, welche durch den Verlust des Gehörs und der Sprache in dem Charakter einer derart heimgesuchten Person hervorgebracht werden. Die berühmte Fenella in Scotts »Peveril vom Gipfel«, stellt sich scheinbar taub und stumm, und die ganze Reihe stummer Personen auf der Bühne hat, soweit meine Erfahrung reicht, die merkwürdige Fähigkeit, immer zu hören, was zu ihnen gesagt wird. Als mir zuerst die Idee einfiel, den Charakter eines Taubstummen so naturgetreu als möglich darzustellen, fand ich die Schwierigkeit, mir erreichbare und zuverlässige Hilfsmittel zu verschaffen, nach denen ich arbeiten könnte, weit größer, als ich es mir vorher gedacht hatte; ja fast so groß, dass ich meinen Plan beinahe hätte aufgeben müssen, wäre mir nicht durch einen glücklichen Zufall Doktor Kittos köstliches, kleines Buch »die verlorenen Sinne« in die Hände gekommen. In der ersten Abteilung dieses Werkes, welche des Verfassers interessante und rührende Erzählung seiner eigenen Empfindungen bei dem gänzlichen Verluste des Gehörs und die daraus folgenden Wirkungen auf die Fähigkeiten der Sprache enthält, wird meine Autorität für die meisten jener Züge in dem Charakter der Madonna gefunden werden, welche besonders und unmittelbar mit der Darstellung jenes Verlustes, den sie erlitten hat, in Zusammenhang stehen. Der moralische Zweck, welcher durch die Einführung einer solchen Person wie diese, so wie durch den verwandten Charakter der Frau des Malers erreicht werden soll, liegt, das darf ich wohl hoffen, so klar am Tage, dass es wohl kaum für mich nötig ist, ihn auch nur dem sorglosesten Leser anzudeuten. Ich kenne nichts, was unsern Glauben an die bessern Eigenschaften der menschlichen Natur mehr befestigt, als die Überzeugung davon, mit welcher Geduld und Heiterkeit die schwersten körperlichen Leiden zum größten Teile von den damit befallenen Unglücklichen ertragen werden können, und zu gleicher Zeit auch die Wahrnehmung, was für Elemente der Güte und des Edelmuts das Schauspiel jener Leiden in den Personen jenes kleinen Kreises zu Tage fördert, von dem der Leidende umgeben ist.

      Die immer glänzende Seite, der immer edle und tröstende Anblick alles menschlichen Leidens und das Streben, dieses Andern so wahrhaft, so würdig und so zart darzustellen, wie man es nur vermag, scheint mir ein passender Gegenstand für jeden Schriftsteller zu sein, der sich an die besten und willigsten Sympathien seiner Leser zu wenden wünscht.

      Neuntes Kapitel – Ein Besucher in dem Atelier

      Es ist nun schon eine lange Zeit her, seitdem wir Herrn Blyth und die Madonna in dem Atelier verlassen haben. Man wird sich erinnern, dass der erstere beschäftigt war, die Bacchanalischen Nymphen in dem Vordergrunde einer großen klassischen Landschaft herauszuputzen. Die zweite beschäftigte sich, bescheiden den Kopf der mediceischen Venus zu kopieren. Beide sitzen emsig arbeitend an den entgegengesetzten Enden des Zimmers. Es ist schon ein Uhr vorüber, als auf einmal die Hausglocke fürchterlich geläutet wird.

      »Das ist er!« sagte Herr Blyth zu sich selbst. »Ich kenne sein Klingeln unter Tausenden!«

      Hier trommelt Valentin leise auf den Fußboden, die Madonna sieht sich sogleich nach ihm um; er schwingt seine Hand verschiedene Male schnell um seinen Kopf, ein Zeichen, das »Zack« bedeutet. Das Mädchen lächelt lieblich und errötet bei diesem Zeichen. Zack ist augenscheinlich einer ihrer besten Freunde.

      Während der junge Herr am Gartentor Einlass erhält, wollen wir seine Bekanntschaft mit Herrn Blyth erklären.

      Valentins und Frau Thorpes Väter waren intime Freunde von jener Anekdoten erzählenden und über die Maßen alten Portwein trinkenden, alten Schule, deren letzte Überbleibsel jetzt schnell von uns verschwinden. Der freundliche Verkehr zwischen diesen Herren erstreckte sich natürlich auch auf die Söhne und Töchter, welche ihren Familien angehörten. Von der Zeit aber an, wo sich Herr Thorpe mit Fräulein Goodworth verheiratete, wurden die Verbindungen zwischen den jungen Goodworths und Blyths weniger intim – wenigstens insofern, was die junge Frau und Valentin betraf. Der strengere, neuere Puritaner und der exzentrische Kunstjünger fühlten vom ersten Anfange an eine gegenseitige Abneigung. Steife Höflichkeitsbesuche wurden in langen Zwischenräumen gegenseitig gemacht, aber auch diese hörten ganz auf, sobald die Madonna in Valentins Hause erschien, denn Herr Thorpe war einer der ersten von den barmherzigen Freunden der Familie, welcher sie für des Malers natürliches Kind hielt und sagte, er erachte es für seine Pflicht, Herrn Blyths Immoralität dadurch zu bestrafen, dass er seine Bekanntschaft meide. Daraus entstand für einige Jahre eine fast vollkommene Trennung, bis Zack zum Knaben heranwuchs und eines Tages in seinen Ferien von seinem Großvater zu einem Besuche bei Valentin mitgenommen wurde. Er und der Maler wurden sogleich Freunde. Herr Blyth liebte die Knaben und Knaben von jedem Alter liebten ihn. Er machte gutmütig Zacks Eltern einen Gegenbesuch, welcher jedoch so kalt aufgenommen wurde, dass man ihn nie erwiderte; der Knabe jedoch besuchte dessen ungeachtet Valentins Haus bei jeder Gelegenheit und vergaß seinen Künstlerfreund niemals in spätern Jahren.

      Wir wollen jetzt zum Läuten der Hausglocke zurückkehren.

      Zacks Ankunft im Atelier wurde durch ein lautes Auftreten mit seinen Füßen, durch ein überlautes Sprechen und durch ein verdächtiges Kichern des .Hausmädchens, welche ihn hereinließ, verkündet. Plötzlich hörte dieser Lärm auf – die Tür wurde aufgerissen und Herr Thorpe jun. stürzte in das Zimmer.

      »Lieber alter Blyth! wie geht es Ihnen?« rief Zack. »Haben Sie schon wieder einmal »Froschhüpfen« gespielt, seitdem ich das letzte Mal hier gewesen bin? Stehen Sie auf und lassen Sie uns meinen Einzug in das Atelier nach unserer alten Weise mit einer männlichen gymnastischen Übung feiern. Kommen Sie! Ich will anfangen!«

      Herr Blyth stellte Pinsel und Malstock wirklich weg und war gutmütig genug, mit Zack eine Zeit lang das altenglische Spiel »Froschhüpfen« zu spielen. Nachdem der letztere ihn hierin besiegt hatte, erhoben sie sich beide zusammen und schüttelten sich herzlich die Hände.

      »Zu steif, Blyth – zu steif und zu wackelig«, sagte der junge Herr. »Ich habe lange keine gymnastischen Übungen mit Ihnen mehr gemacht. Wir müssen im Garten mehr Froschhüpfen üben, und ich will das nächste Mal die Fechthandschuhe mitbringen und Sie fechten lehren. Eine köstliche Übung und so gesund für Ihre alte Leber.«

      Nachdem Jack diese Meinung abgegeben hatte, lief er fort zur Madonna: »Wie befindet sich mein liebster, hübschester, sanftester Liebling auf der Welt!« rief Zack, ihre Hand ergreifend und sie mit ungestümer Hast küssend. »Ach, andere alte Freunde lässt sie ihre Wange und mich nur ihre Hand küssen! – Nein, alter Blyth, was das für eine kleine Hexe ist; ich will zwei zu eins mit Ihnen wetten, dass sie erraten hat, was ich soeben zu ihr sagte.«

      Eine Purpurröte übergoss des Mädchens Gesicht, während Zack sie anredete. Ihre zarten, blauen Augen sahen zu ihm empor, und die zierlichen Falten ihres hübschen, grauen Kleides, welche beim Zeichnen erst so ruhig über ihrem Busen gelegen hatten, fingen leise an auf und nieder zu steigen, als Zack ihre Hand hielt. Wenn der junge Thorpe nicht das sorgloseste, unruhigste, menschliche Wesen gewesen wäre, so hätte er schon lange erraten müssen, warum er der einzige von Madonnas alten Freunden war, dem sie einen Kuss auf ihre Wange verweigerte.

      Aber Zack erriet weder noch dachte er daran, irgendetwas Ähnliches erraten zu können. Seine flüchtigen Gedanken wanderten in einem Augenblicke von der jungen Dame zu seiner Zigarrentasche und gleich

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