Gesammelte Werke von Stefan Zweig. Стефан Цвейг

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Gesammelte Werke von Stefan Zweig - Стефан Цвейг

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       I. Die Erweckung des Profeten

       II. Die Warnung

       III. Das Gerücht

       IV. Die Wachen auf dem Walle

       V. Die Prüfung des Profeten

       VI. Stimmen um Mitternacht

       VII. Die letzte Not

       VIII. Die Umkehr

       IX. Der ewige Weg

      Die Gestalten des Gedichts

       Inhaltsverzeichnis

      ZEDEKIA, der König

      PASHUR, der Hohepriester

      NACHUM, der Verwalter

      IMRE, der Älteste der Bürger

      ABIMELECH, der Oberste der Kriegsknechte

      HANANJA, der Profet des Volkes Schwertträger, Krieger, Knechte

      JEREMIAS

      SEINE MUTTER

      JOCHEBED, eine Anverwandte

      ACHAB, der Diener

      BARUCH, ein Jüngling

      SEBULON, sein Vater

      Das Volk von Jerusalem Die Gesandten Nabukadnezars Chaldäische und Ägyptische Krieger

      Der Schauplatz des Gedichts ist Jerusalem zur Zeit seines Untergangs.

      Die Bilder des Gedichts

       Inhaltsverzeichnis

      I. Die Erweckung des Profeten

      II. Die Warnung

      III. Das Gerücht

      IV. Die Wachen auf dem Walle

      V. Die Prüfung des Profeten

      VI. Stimmen um Mitternacht

      VII. Die letzte Not

      VIII. Die Umkehr

      IX. Der ewige Weg

      I. Die Erweckung des Profeten

       Inhaltsverzeichnis

       »Rufe mir, so will ich dir antworten und dir anzeigen große und gewaltige Dinge, die du nicht weißt.«

      Jer. XXX, 3.

      Das flache Dach auf dem Hause des Jeremias, weißgequadert und blinkend im matten Mond. In der Tiefe mit Türmen und Zinnen, mit Schlaf und Stille Jerusalem. Alles ist reglos ringsum, nur der Wind der ersten Frühe fährt manchmal tönend durch das Schweigen.

      Plötzlich Schritte, polternd und hastig, die Treppe empor. Jeremias im losen Kleid, die Brust offen, wie ein Gewürgter keuchend, stürmt herauf.

      JEREMIAS:

       Die Tore rammelt zu… die Riegel vor… zum Wall… zum Walle!… Oh Wächter, schlimme Wächter… sie kommen… sie sind da… Brand über uns… im Tempel Brand… Hilfe… zu Hilfe!… Die Mauer fällt, die Mauer…

      JEREMIAS (ist bis zum Rande des Daches vorgestürmt und hält plötzlich inne. Sein Schrei prallt gell gegen die weiße Stille. Er schrickt zusammen, ein Erwachen kommt über ihn. Sein Blick tastet wie der eines Trunkenen über die Stadt hin, seine Arme, die schreckhaft gespreizten, brechen langsam nieder, müde streift die Hand über die offenen Lider): Wahn! Wieder Trug und Traum, der fürchterliche! Oh Träume, Träume, Träume, wie voll ist ihrer das Haus!

      (Er beugt sich über den Rand der Mauer und blickt hinab:)

      Friedlich die Stadt, friedlich das Land, in mir nur dieser Brand, nur meine Brust ein Feuer! Oh, wie sie selig ruht in Gottes Arm, von Schlaf bebrütet, überdacht von Frieden, ein Tau von Mond auf jedem Haus und Schlummer, sachter Schlummer auf jedes Hauses Stirn. Nur ich, ich brenne Nacht um Nacht, stürz hin mit allen Türmen, fliehe Flucht, vergeh in Flammen, nur ich, nur ich, zerwühlt die Eingeweide, fahr taumelnd hoch vom heißen Bett zum Mond, daß er mich kühle! Nur mir sprengt Traum den Schlaf, nur mir frißt feurig Graun das Schwarze von den Lidern! Oh Marter dieses Bilds, oh Irrwitz von Gesichten, die trügerisch im Blut sich ballen und matt schmelzen dann im wachen Mond!

      Und immer gleich der Traum, gleich dieser Wahn, Nacht, Nacht und Nacht, der gleiche Schrecken sich im Fleische bäumend, der gleiche Traum zu gleicher Qual entbrennend! Wer tat dies in mein Blut, dies Gift der Träume, wer, wer jagt mich so mit Schrecknis? Wer hungert meines Schlafs, daß er ihn wegfrißt mir vom Leibe, wer quält, wer quälet mich? Mond, Nacht, Gestirn, ihr kalten Zeugen, wer, wer plaget mich, und wem, wem wache ich? Oh Antwort, Antwort! Wer bist du, Unsichtbares, das vom Dunkel zielt auf mich mit Pfeilen des Entsetzens, wer bist du, Schrecknis, die mich nachts beschläft, daß ich dein schwanger ward und mich hinkrümme in den Wehen? Warum dies Grauen mir, nur mir in dieser Stadt voll Schlummer und Entsinkens!

      (Er horcht in die Stille hinein. Immer fiebriger.)

      Oh Schweigen, Schweigen, immer Schweigen und innen Aufruhr noch und aufgewühlte Nacht. Mit heißen Fängen krallt sichs ein in mich und kann sie doch nicht fassen, mit Bildern geißelts mich und weiß nicht, wer mich treibet, in leere Luft hinfallen meine Schreie! Wohin, wohin entfliehn? Oh wirr Geheimnis dieser Jagd, der ich erliege, und weiß nicht, wessen Ziel und wem zur Beute! Tu auf dich, Netz und Wirrnis, den Sinn sag dieser Qual, du Unsichtbarer, oder laß von mir, ich kann, ich kann nicht mehr. Laß ab, du Jäger, oder fasse mich, in Wachen ruf mich, nicht im Traum, in Worten sprich und nicht in Bildern brenne, – tu auf dich, der du mich verschließest, den Sinn sag dieser Qual, den Sinn, den Sinn!

      EINE STIMME (leise rufend vom Dunkel her. Sie scheint aus Tiefen oder Höhen zu kommen, geheimnisvoll in ihrer Ferne): Jeremias!

      JEREMIAS (taumelnd, wie von Steinwurf getroffen):

      

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