Chefarzt Dr. Norden 3 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Chefarzt Dr. Norden 3 – Arztroman - Patricia Vandenberg Chefarzt Dr. Norden

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zurück. Sie legte die Akten zur Seite und beschloss, sich einen Kaffee aus dem Automaten gegenüber zu holen. Nachdem sie eine Münze eingeworfen hatte, drückte sie den Knopf, auf dem ›Latte Macchiato‹ stand. Im Bauch der Maschine rumpelte und rumorte es, ein Plastikbecher fiel aus dem Schlund. In das Zischen und Brodeln mischte sich ein anderes Geräusch, aus den Augenwinkeln sah sie einen Schatten vorbeihuschen. Elena überlegte nicht lange. Mit wenigen Schritten holte sie Christian Berger ein.

      »Einen Augenblick, bitte, Herr Berger.«

      Tatsächlich blieb er stehen und wartete auf sie.

      »Ja, was ist denn? Ich will vor der Arbeit noch schnell meine Großmutter besuchen.«

      »Tut mir leid, aber das geht gerade nicht. Frau Berger ist auf dem Weg ins CT.«

      Christian schob den Ärmel zurück. Ein Sonnenstrahl fiel auf sein Handgelenk. Geblendet schloss Elena kurz die Augen.

      »Es ist kurz vor acht Uhr. Wie lange dauert so etwas?«

      »Das kann ich nicht genau sagen. Kommt ganz auf den Andrang in der Radiologie an.« Elenas Hoffnung erfüllte sich nicht.

      »Gut, dann gehe ich eben dorthin. Wo finde ich die Radiologie?«

      Elena räusperte sich.

      »Auch auf die Gefahr hin, Sie zu enttäuschen: Aber Ihre Großmutter möchte keinen Besuch.«

      Christian Berger stemmte die Hände in die Hüften.

      »Jetzt hören Sie mir mal zu, gute Frau! Das mag für andere Leute gelten, aber nicht für mich. Schließlich bin ich ihr Enkel. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen. Ich habe nicht ewig Zeit.« Er wollte weiterhasten.

      Doch Elena hielt ihn am Ärmel fest.

      »Ich denke, in so einem Fall hat der Wunsch des Patienten Vorrang.« Sie sah ihm in die Augen.

      Christian Berger nahm die Herausforderung an. Sie fochten einen stummen Kampf. Schließlich senkte er den Blick.

      »Das wird ein Nachspiel haben, Schwester …«

      »Elena. Ich bin die Pflegedienstleitung hier.« Sie deutete auf das Namensschild auf ihrer Brust. »Falls Sie sich beschweren wollen: Der Klinikchef heißt Dr. Daniel Norden.« Sie lächelte so freundlich, dass Christian nach Luft schnappte.

      »Gut. Ja. Na dann …« Im nächsten Augenblick drehte er sich um und stürmte Richtung Ausgang.

      *

      »Einen wunderschönen guten Morgen«, begrüßte Christine Lekutat ihren Kollegen Volker Lammers.

      Sie kam ihm gerade recht.

      »Seit wann verstehen Enten etwas vom Wetter?«

      Mit großen Augen sah sich Christine um.

      »Was reden Sie denn da? Hier ist weit und breit kein Federvieh zu sehen.«

      Volker schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn.

      »Es ist mir ein Rätsel, wie Sie das Studium geschafft haben.«

      »Was hat denn das damit zu tun?«

      »Vergessen Sie es.« Christine Lekutat war die einzige Person in der Klinik, an der seine Seitenhiebe wie Wasser an einem Lotusblatt abperlten. Noch war er nicht dahinter gekommen, ob sie eine Strategie verfolgte oder wirklich begriffsstutzig war. Er tippte auf Letzteres.

      »Warum kommen Sie erst jetzt? Ich warte schon eine halbe Ewigkeit darauf, dass mir endlich jemand hilft.«

      »Wo drückte denn der Schuh?« Die Chirurgin deutete auf seinen eingebundenen Fuß und kicherte.

      »Sehr witzig. Sind Sie zum Arbeiten hier oder um sich über mich lustig zu machen?« Volker rutschte im Bett hin und her. »Helfen Sie mir gefälligst! Die Schmerzen werden immer schlimmer. Ich wusste doch, dass es ein Fehler ist, diesen Kurpfuscher von Norden in den OP zu lassen. Aaaah!«

      Christine war seiner Aufforderung nachgekommen und hatte den Verband vom Fuß entfernt. Sie hob ihn hoch. Er fühlte sich wie gefroren an.

      »Wie reden Sie denn von unserem Chef?«

      »Was machen Sie denn da?« Volker schrie vor Schmerzen.

      »Das erkläre ich, wenn Sie sich entschuldigen.« Die Chirurgin lächelte kalt und drehte den Fuß in die andere Richtung.

      »Ich denke ja nicht im Traum … auaaaa, Entschuldigung. Ich habe es nicht so gemeint. Und jetzt lassen Sie sofort los!«

      Geschäftig beugte sich Dr. Lekutat über den geschwollenen Fuß, der so weiß war wie das Laken. Dass er kalt war, hatte sie vorhin schon festgestellt.

      »Das sieht nicht gut aus.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, Sie müssen sich demnächst an eine Prothese gewöhnen.«

      Um ein Haar wäre Lammers aus dem Bett gefallen. Sein Gesicht wurde ebenso blass wie sein Fuß.

      »Wie bitte?«

      »Kleiner Scherz am Rande. Können Sie das gute Stück bewegen?«

      Er versuchte es. Seine Wangen röteten sich.

      »Besser als nichts.« Christine Lekutat hatte genug gesehen. »Dr. Norden ist nicht verantwortlich für Ihre Schmerzen. Als Chirurg sollten Sie wissen, dass Schmerzen bei passiver Drehung, eine blasse, kühle Haut, die Schwellung und starke Schmerzen typische Symptome eines Kompartmentsyndroms sind.«

      »Kompartmentsyndrom?« Wie ein Toter lag Volker im Bett und streckte alle Viere von sich. Nur sein Blinzeln verriet, dass er sich noch im Hier und Jetzt befand.

      »Wenn Sie diese Vorlesung nicht geschwänzt hätten, wüssten Sie, dass ein Kompartmentsyndrom entsteht, wenn Gewebe nach einer Verletzung anschwillt, sich aber nicht ausdehnen kann«, dozierte sie mit hoch erhobenem Zeigefinger. »Wird es nicht behandelt, kann es schwere Folgen haben. Durch die Druckerhöhung kann das Gewebe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. Schlimmstenfalls zerfällt Muskelgewebe und vergiftet lebenswichtige Organe. Dann sind Sie nicht nur Ihren Fuß, sondern auch Ihr Leben los.«

      Volker Lammers drehte den Kopf weg. Auf keinen Fall sollte Christine Lekutat sehen, dass er am liebsten geweint hätte.

      »Bitte helfen Sie mir!«, flüsterte er. Zu mehr reichte die Kraft nicht mehr.

      Dr. Lekutat nickte lächelnd.

      »Das klingt doch schon viel besser.« Sie zückte das Handy. Wie immer traf sie zwei Tasten auf einmal und musste die Eingabe mehrmals wiederholen. Endlich hatte sie die OP-Schwester am Apparat. »Lekutat hier. Wir haben ein akutes Kompartmentsyndrom. Ist ein OP frei? Ja, danke. Ich bin in fünf Minuten da.«

      *

      Nach der Sitzung des Arzneimittelausschusses kam Dr. Daniel Norden der Bitte seines Freundes und Kollegen nach. Zu dritt standen Sie vor dem großen Bildschirm an der Wand und betrachteten die Schwarzweißbilder, die ein Laie für Kraterlandschaften auf dem Mond gehalten hätte.

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