Chefarzt Dr. Norden 3 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Chefarzt Dr. Norden 3 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 16
Sophie stutzte. Sie rieb sich die Augen, blinzelte und sah noch einmal hin.
»Da, bei den Rippen, das sieht auch nach Einblutungen aus.«
»Der Kandidat hat so viele Waschmaschinen gewonnen, wie er tragen kann«, entfuhr es Dr. Weigand.
Er hatte kaum ausgesprochen, als ihn der tadelnde Blick seines Chefs traf.
Matthias räusperte sich.
»Tut mir leid. Ich habe heute Nacht schlecht geschlafen.«
»Nur heute Nacht?«, platzte Sophie heraus.
Daniel Norden schüttelte den Kopf und konzentrierte sich wieder auf das Bild.
»Einblutung und Armfraktur sind nicht auf derselben Seite. Wenn wir davon ausgehen, dass diese Verletzungen allesamt bei dem Sturz entstanden sind …«
»Tun wir das? Ich habe da eher eine andere Theorie.«
»Und die lautet?«
Matthias Weigand zögerte.
»Warum will Rosa Berger ihren Enkel nicht sehen?« Er sah Daniel fragend an.
»Du denkst, dieser Christian hat etwas damit zu tun?« Dr. Norden fuhr sich mehrmals über das glatt rasierte Kinn. »Welchen Grund sollte er haben?«
»Herr Berger pflegt einen aufwändigen Lebensstil. Möglicherweise hat er Probleme, ihn zu halten. In diesem Zusammenhang wäre es interessant zu erfahren, ob Frau Berger eine Lebensversicherung auf seinen Namen abgeschlossen hat. Als ich ihn gestern nach dem Sturz gefragt habe, wurden seine Pupillen groß. Seitdem frage ich mich, warum er erschrocken ist.«
»Das ist ein schwerer Verdacht.«
»Ich weiß.« Matthias Weigand seufzte. »Und ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, was wir damit anfangen sollen.«
»Das Gesetz hat eine klare Antwort auf diese Frage«, bemerkte Sophie aus dem Hintergrund.
Matthias verdrehte die Augen.
»Ein Glück, dass wir Sie haben, verehrte Frau Petzold«, knurrte er. Er nickte den beiden zu und verließ das Büro ohne ein weiteres Wort.
»Was hat er denn?«, wunderte sich Dr. Norden.
»Wie meinen Sie das? Ich kenne ihn gar nicht anders.«
»Sie dürfen sich den Umgangston nicht so sehr zu Herzen nehmen. An einer Klinik herrscht nun einmal ein raueres Klima als in einer gemütlichen Landarztpraxis.«
Sophies Unterlippe begann zu zittern.
»Darum geht es ja gar nicht.« Bevor das Wasser über die Ufer treten konnte, drehte sie sich um und verließ fluchtartig das Büro.
Daniel stand neben dem Schreibtisch. Mechanisch klappte er den Laptop zu und schaltete den großen Monitor an der Wand aus. Dann verließ auch er das Zimmer. Er musste dringend ungestört nachdenken. Das ging am besten in seinem Büro, an seinem Schreibtisch mit Blick auf den Klinikgarten. Sein Wunsch sollte nicht in Erfüllung gehen.
*
Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe.
»So ein Mist!« Nur ein paar Minuten, nachdem er sich an den Schreibtisch gesetzt hatte, warf Daniel den Hörer auf die Gabel. Er sprang auf.
Der Schreibtischstuhl rollte rückwärts und landete mit einem Krachen an der Wand. Daniel achtete nicht darauf. Er stürmte genau in dem Moment aus seinem Büro, in dem Dieter Fuchs die Hand auf die Türklinke legte.
Daniel taumelte rückwärts. Gleichzeitig fragte er sich, ob er noch mit seiner Frau in den nächtlichen Sternenhimmel blickte. Erst dann folgte der Schmerz.
»Ich wusste ja, dass Sie einen Holzkopf haben. Aber der Betonschädel war mir neu!«, jammerte der Verwaltungsdirektor.
Daniel blinzelte.
»Sie machen jedem Nashorn Konkurrenz.«
»Lachen Sie nur. Sie haben ja keine Ahnung.«
Andrea Sander sprang vom Stuhl auf und eilte zum Kühlschrank. Jetzt zahlte es sich aus, dass sie für einen Vorrat an Coldpacks gesorgt hatte.
»Frau Kampe kann noch etwas lernen von Ihnen.« Fuchs drückte das blaue Kissen an die Stirn. »Ich werde Sie bei Bedarf bei Ihnen vorbeischicken.«
»Tun Sie das. Ich weiß, wo man die besten Coldpacks im ganzen Land bekommt. Haben Sie denn einen Kühlschrank in Ihrem Büro?«
»Soweit kommt es noch.« Dieter Fuchs starrte sie an, als hätte sie ihm ein unzüchtiges Angebot gemacht. »Es genügt ja wohl vollkommen, dass Sie einen haben und über ausreichend Kühlkissen verfügen.«
Andrea wollte zu einer passenden Antwort ansetzen, als Daniel ihr ein Zeichen gab.
»Bevor der Boxkampf in die zweite Runde geht, verabschiede ich mich.«
»Moment! Vorher muss ich unbedingt mit Ihnen sprechen.« Fuchs streckte die Hand nach Dr. Norden aus.
Doch Daniel war schneller.
»Tut mir leid. Ich muss los. Ein Notfall.« Er hob die Hand zum Gruß. »Lassen Sie sich von Frau Sander einen Termin geben.« Im Laufschritt machte er sich auf den Weg.
Bei jeder Erschütterung pulsierte die Beule auf seinem Kopf. Dessen ungeachtet umrundete er Grüppchen und Gruppen von Menschen, schob sich an Klinikbetten vorbei, wich Medikamentenwagen aus, wartete mit zuckender Schuhspitze vor dem Aufzug und betrat endlich atemlos den Operationssaal, in dem Volker Lammers operiert wurde.
Christine Lekutat wandte nur kurz den Kopf. Ihre Miene sprach Bände.
»Sie sind zu spät!«
»Was soll das heißen?« Der Klinikchef suchte Halt an der Wand, den starren Blick auf die Kollegin gerichtet.
Sie stand im Vorraum des OPs und zerrte die Handschuhe von den Fingern. Mit einem Schmatzen landeten sie im Abfalleimer.
»Ich bin fertig mit ihm.«
Sie stellte sich ans Waschbecken und drehte an den Hähnen. Nach den Stunden, in denen ihre Hände im eigenen Saft geschmort hatten, waren das warme Wasser, die flaumig-weiche Seife eine wahre Wohltat. »Ah, das tut gut.«
Daniel Norden beobachtete sie. Sie machte nicht den Eindruck eines Arztes, dem gerade ein Mensch auf dem Tisch geblieben war. Er atmete auf.
»Wenn unser geschätzter Verwaltungsdirektor mitbekommt, dass Sie hier Schaumbäder für Großfamilien veranstalten, waren Sie längste Zeit Chirurgin an dieser Klinik.«