Der eiserne Gustav. Hans Fallada
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Читать онлайн книгу Der eiserne Gustav - Hans Fallada страница 37
»Ja, frag noch Erich! Erich, wo Erich ist, will ich wissen!«
»Erich!« Bubi hat jetzt des Vaters Zustand klar erkannt. Sofort macht er sich daran, Erichs Abwesenheit zu vertuschen. »Erich – Erich hat doch Mutter geholfen, die Droschken kassieren. Du warst doch nicht da! Wo warst du denn, Vater?«
»Ich war auf der Bank …«, sagt der Vater mürrisch. »Aber Erich …«
»Die Banken machen doch um fünf zu, Vater. Wo warste denn noch, erzähl doch! Warste beim Schloß?«
»Ich hab nach Pferden rumgefragt. Wir müssen doch neue Pferde haben. Aber Erich …«
»Kriegen wir neue Pferde? Au fein, Vater!«
»Jetzt gibt’s doch keine Pferde in Berlin! Aber es kommen frische. Da kriegen wir welche!«
»Pyramidal! Du, Vater …«
»Ja? Was ist denn?«
»Wülste dich hier nich ein bißchen aufs Bett legen? Da störste Mutter nich, Mutter schläft schon lange.«
»Das stört Mutter nicht, wenn ich komme. Das hört Mutter gar nicht. Ich werde mich doch nicht auf Erichs Bett legen. Wo ist Erich überhaupt?«
»Erst hat er Muttern geholfen, die Droschken kassieren. Warte, Vater, ich helf dir die Schuhe ausziehen. Dann können wir hier noch ein bißchen quatschen. Im Bett quatscht sich das fein!«
»Ich leg mich doch nicht auf Erichs Bett!«
»Ottos Bett ist ja auch frei, Vater, und Ottos Bett ist bequemer als Erichs Bett. – Wart, Vater, ich hänge deine Jacke hier hin – wir brauchen gar kein Licht zu machen. Das soll keiner merken …«
»Was soll keiner merken?«
»Der Hoffmann sagt, morgen wollen se aber nich offene Taxe fahren, morgen wollen se mit Gepäckdroschke los. Da liegt ein großes Geschäft, meint Hoffmann.«
»So ein Stuß!« brummelt der alte Hackendahl. »Gepäckdroschke! Wer soll denn jetzt verreisen?«
»Aber sie kommen doch alle zurück, Vater, aus der Sommerfrische! Die reißen dort jetzt alle aus und wollen schnell nach Haus, weil keiner an den Krieg geglaubt hat. Zu Hunderten sind sie an den Bahnhöfen mit ihren Koffern – und kein Fuhrwerk zu kriegen! Hoffmann sagt …«
»Ach, Hoffmann …!« Hackendahl zieht die Decke über sich. »Das muß ich mir erst überlegen, Gepäckdroschke, und dann die abgetriebenen Gäule!«
»Du, Vater!«
»Was denn noch?«
»Das war wohl schwer mit den ollen Pferdehändlern?«
»Wieso schwer? Alles Geschäft ist schwer. Aber sie hatten gar keine Pferde.«
»Nee, ich meine auch bloß – so mit dem Trinken. Du hältst dich großartig, Vater, aber gut ist doch, daß Mutter nichts merkt.«
»Nicht was merkt?«
»Na, ein bißchen hast du doch geladen, Vater!«
»Ich! Nee! Gar nichts. Das kommt dir bloß im Dunkeln so vor. Ich war eben noch im Stall.«
»Und in welchem Bett liegst du jetzt, Vater?« kichert Heinz.
»In welchem Bett? Dämlicher Bengel! Als wenn ich das nicht wüßte!«
»Sag doch! In Ottos oder in Erichs Bett?«
»Bubi! Otto ist doch im Kriege, das hast du doch eben selber gesagt!«
»Na – und?«
»Dann liege ich also in Erichs Bett!«
Bubi schüttelt sich vor Lachen, er kriecht ganz in seine Kissen hinein. Aber des Vaters Stimme erreicht ihn doch: »Bubi!«
»Was denn, Vater?«
»Ich hab bei den Mädels noch nicht nachgesehen. Hilf mir mal raus aus dem Bett. Ich muß erst bei den Mädels nachsehen, ob sie zu Hause sind.«
»Die Mädels, Vater?«
Gereizt, ungeduldig: »Ja, hilf mir aus dem Bett. Mir ist ein bißchen schwindlig.«
»Aber die Sophie wohnt doch im Krankenhaus, Vater. Doch schon lange!«
»Ja, ist das eine Sache? Im Krankenhaus, ich will das aber nicht haben! Fünf Kinder hat man – und keines ist da!«
»Ich bin doch da, Vater!«
»Und wo ist Eva?«
»Eva ist schon vor einer ganzen Weile ins Bett gegangen, Vater.«
»Ich will nachsehen!«
»Laß mich nachsehen, Vater – du weckst sie ja bloß. Nachher erzählt sie es noch Muttern …«
Bubi schlüpft aus dem Bett und geht ins Nebenzimmer. Der Vater hockt halb in seinen Kissen.
Ich hätte selber gehen sollen, denkt er. Auf Bubi ist auch kein Verlaß.
Dann kommt Bubi zurück.
»Eva schläft, Vater.«
»Ist das auch bestimmt wahr?«
»Eva schläft ganz bestimmt. Sie schläft auf der Seite, sie schnarcht.«
»Na, denn is gut. Denn wollen wir auch schlafen. Gute Nacht, Bubi.«
»Gute Nacht, Vater! Schlaf auch schön.«
13 Gespräch im Dunkeln zu zweien
Gespräch im Dunkeln, zu zweien.
»Wat ick dir noch fragen wollte: Warum biste heute nachmittag nich jekommen, wie ick dir jewunken habe?«
»Vater war doch dabei!«
»So, dein Vater is dir also mehr als icke!«
»Und ich mußte Otto doch adieu sagen, Otto ist doch fort in den Krieg.«
»So, dein Bruder is dir also ooch mehr als icke!«
»Ich konnte doch nicht anders, Eugen, quäl mich doch nicht so! Du tust mir weh!«
»Jetzt wer ick dir mal was sagen, Mächen, von wejen weh tun un so! Wenn de von jetzt an nich kommst, wenn ick pfeife, weg von Vatern un Muttern un deine janze Mischpoke, denn roocht’s! Haste det vastanden?«
»Ja, Eugen!«
»Denn roocht’s, ha’ick jesacht!«
»Ja, Eugen!«
»Ja, Eugen, imma: ja, Eugen! Weeßte aber ooch, wie det is, wenn et bei mir roocht, haste da’n Bejriff von?«
»Ja, Eugen!«
»Wirste allet tun, wat ick dir sare?«
»Ja,