Die wichtigsten Werke von Novalis. Novalis
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5. Thetische Bearbeitung des neuen Testaments oder der christlichen Religion. – Ist die Umarmung nicht etwas dem Abendmahl Ähnliches? Mehr über das Abendmahl.
6. Mystizismus des gesunden Menschenverstandes. (Steinbart [Kleinjogg]). Campe. Asmus. Plurimi.)
7. Individuelles; selbstgegebner Name jedes Dings.
8. Noten zum täglichen Leben. Über das Schlafengehn, das Müßiggehn, Essen. Abend, Morgen, das Jahr. Die Wäsche. Tägliche Beschäftigungen und Gesellschaften. Umgebung, Meublement, Gegend und Kleidung etc.
9. Überschriften zu den Fragmenten. Was soll ein Titel sein? ein organisches, individuelles Wort, oder eine genetische Definition, oder der Plan, mit Einem Worte, eine allgemeine Formel. Er kann aber noch mehr sein und noch etwas ganz anders.
10. Wo ist der Urkeim, der Typus der ganzen Natur zu finden? Die Natur der Natur?
11. Jedes spezifische Faktum ist Quell einer besondern Wissenschaft.
12. Was ist der Bauer?
13. Was haben mehrere Menschen zusammen für eine Misch- oder Mittelkonstitution, Gesundheit, Krankheit? Kann man sie zusammen als Ein Individuum nach den Indikationen dieser komponierten Krankheit kurieren?
14. Die Forderung, die gegenwärtige Welt für die Beste und die absolut Meine anzunehmen, ist ganz der gleich, meine mir angetraute Frau für die Beste und Einzige zu halten, und ganz für Sie und in ihr zu leben. Es gibt noch viele ähnliche Fordrungen und Ansprüche, deren Anerkennung derjenige zur Pflicht macht, der einen für immer entschiednen Respekt für alles, was geschehn ist, hat – der historisch religiös ist, der absolute Gläubige und Mystiker der Geschichte überhaupt, der echte Liebhaber des Schicksals. Das Fatum ist die mystifizierte Geschichte. Jede willkürliche Liebe, in der bekannten Bedeutung, ist eine Religion, die nur Einen Apostel, Evangelisten und Anhänger hat und haben und Wechselreligion sein kann – aber nicht zu sein braucht.
Wo der Gegenstand die Eifersucht seiner Natur nach ausschließt, so ist es die christliche Religion, die christliche Liebe.
15. Begriff von Philologie: Sinn für das Leben und die Individualität einer Buchstabenmessung. Wahrsager aus Chiffern; Letternaugur. Ein Ergänzer. Seine Wissenschaft entlehnt viel von der materialen Tropik. Der Physiker, der Historiker, der Artist, der Kritiker etc. gehören alle in dieselbe Klasse. (Weg vom Einzelnen aufs Ganze – vom Schein auf die Wahrheit et sic porro. Alles befaßt die Kunst und Wissenschaft, von Einem aufs Andere, und so von Einem auf Alles, rhapsodisch oder systematisch zu gelangen; die geistige Weisekunst, die Divinationskunst.)
16. Nichts ist dem Geist erreichbarer, als das Unendliche.
17. Sofie, oder über die Frauen.
18. Vorrede und Motto zu den Fragmenten.
19. Verhältnisse des Titels, Plans und Inhaltsverzeichnisses. Notwendigkeit einer Nachrede.
20. Ist der äußere Reiz vielleicht nur zur Bewußtwerdung nötig? – Die Wirkung erfolgt jetzt nicht, sondern wir werden sie uns jetzt nur bewußt. – Es kommt uns vor, als geschähe es erst jetzt – und zwar durch Sollizitation von außen. Der Verstand trennt nur zum Behuf seines Zwecks des Trennens [B(ewußt)S(seins)].
21. An schlechten und mittelmäßigen Schriftstellern ließe sich noch mancher schöne Kranz verdienen. Man hat bisher fast lauter Schlechtes und Mittelmäßiges über dieselben – und doch würde eine Philosophie des Schlechten, Mittelmäßigen und Gemeinen von der höchsten Wichtigkeit sein.
22. Ein Roman ist ein Leben als Buch. Jedes Leben hat ein Motto, einen Titel, einen Verleger, eine Vorrede, Einleitung, Text, Noten etc., oder kann es haben.
23. Philologie im Allgemeinen ist die Wissenschaft der Literatur. Alles, was von Büchern handelt, ist philologisch. Noten, Titel, Mottos, Vorreden, Kritiken, Exegesen, Kommentare, Zitaten sind philologisch. Rein philologisch ist es, wenn es schlechterdings nur von Büchern handelt, sich auf solche bezieht und sich durchaus nicht auf die Originalnatur direkte wendet. Mottos sind philologische Texte. – Sie ist teils philosophisch, teils historisch; jenes ist ihr reiner Teil, dies ihr angewandter. Gelehrter im strengen Sinn ist nur der Philolog. Diplomatie ist philologisch, – die Historie auch.
24. Philosophie des Lebens enthält die Wissenschaft vom unabhängigen, selbstgemachten, in meiner Gewalt stehenden Leben – und gehört zur Lebenskunstlehre, oder dem System der Vorschriften, sich ein solches Leben zu bereiten. Alles Historische bezieht sich auf ein Gegebnes, so wie gegenteils alles Philosophische sich auf ein Gemachtes bezieht. – Aber auch die Historie hat einen philosophischen Teil.
25. Unsere Meinung, Glaube, Überzeugung von der Schwierigkeit, Leichtigkeit, Erlaubtheit und Nichterlaubtheit, Möglichkeit und Unmöglichkeit, Erfolg und Nichterfolg etc. eines Unternehmens, einer Handlung bestimmt in der Tat dieselben. Z. B., es ist etwas mühselig und schädlich, wenn ich glaube, daß es so ist, und so fort. Selbst der Erfolg des Wissens beruht auf der Macht des Glaubens. In allem Wissen ist Glauben.
26. Allgemeine Sätze sind nichts, als algebraische Formeln. Die reine Philosophie ist daher gerade so etwas, wie die Lettern-Algebra. So eine Formel kann ein Gattungs, ein Klassen- und Lokalzeichen sein – methodischer Name einer echten genetischen Definition. Definition ist ein Faktum. Die Bezeichnung dieses Faktums ist die gemeinhin sogenannte Definition. (Auf eine ähnliche Weise wie sich die Logarythmen auf die geometrischen Progressionen beziehn, kann sich der Mechanism auf den Organism beziehn: bloß Bezeichnungsweise.)
27. Auch die Grammatik ist philologisch zum Teil; der andre Teil ist philosophisch.
28. Die eingezogene Erziehung der Mädchen ist für häusliches Leben und Glück darum so vorteilhaft, weil der Mann, mit dem sie nachher in die nächste Verbindung treten, einen desto tiefern und einzigen Eindruck auf sie macht, welches zur Ehe unentbehrlich ist. Der Erste Eindruck ist der mächtigste und treuste, der immer wiederkommt, wenn er auch eine Zeitlang verwischt scheinen kann.
29. Echte Kunstpoesie ist bezahlbar. Die Poesie aus Bedürfnis – die Poesie, als Charakterzug, als Äußerung meiner Natur, kurz die sentimentale Poesie läßt sich aber nur ein indelikater, roher Mensch bezahlen.
30. Die Welt ist ein Universaltropus des Geistes, ein symbolisches Bild desselben.
31. Das Epigramm ist die Zentralmonade der altfranzösischen Literatur und Bildung.
32. Charaktere, wie die Theophrastischen, müssen nicht wahr, aber sie müssen durchaus witzig sein. Es müssen eine Masse Einfälle sein, die für den Geist einen Charakter ohngefähr so darstellen, wie die Buchstaben in einer geschriebenen Zeichnung einen Kopf oder sonst etwas.
33. Der vollkommenste Charakter würde der durchsichtige, der von selbst verständliche, der unendlich leicht und natürlich scheinende, durchaus bekannte, deshalb unbemerkte, übersehene und elastische sein.
34. Das Bekannte, worauf der Philosoph alles reduzieren, und wovon er ausgehn soll, muß das Urbekannte, – das absolut Bekannte sein. Alles Vollkommne ist uns natürlich und absolut bekannt.
35. Symbolische Behandlung der Naturwissenschaften. Was symbolisiert unser gewöhnliches Leben? Es ist ein Erhaltungsprozeß.
36. Alle Bezauberung ist ein künstlich erregter Wahnsinn. Alle Leidenschaft ist eine Bezauberung. Ein reizendes Mädchen eine reellere Zauberin, als man glaubt.