Gesammelte Gedichte (851 Titel in einem Buch). Christian Morgenstern

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Gesammelte Gedichte (851 Titel in einem Buch) - Christian  Morgenstern

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Brücke stählernes Gebälk.

      Beine breit in Grund gestemmt,

      Hände auf des andern Schulter,

      Stirn an Stirne fest gepreßt,

      stehn sie da und schaun hinunter.

      Da flieht die Welle ruhlos hin,

      und weiße Segel ziehn einher,

      und dunkle Schlote wölken Rauch,

      und Schollen türmt des Winters Frost.

      Aber unbewegten Blicks

      stehn die muskelfrohen Hünen;

      leis nur zuckt des Einen Leib

      stampft es droben donnernd drüber.

      Der andre aber preßt die Stirn

      nur fester, fester nur die Faust:

      Er kennt des Bruders trotzig Herz,

      das tief im Kern die Menschheit haßt.

      Der Tag und die Nacht

       Inhaltsverzeichnis

      Aus der Laube der Dämmerung,

      drin sich der Tag und die Nacht

      ein Weilchen geliebt,

      scheucht ihn des Abends Ruf.

      Aber die Nacht

      eilt ihm nach ...

      Und wie sie dahinstürmt,

      löst sich ihr herrliches Haar

      und fällt ...

      Sie wankt,

      bricht in die Kniee –:

      Weithin

      hüllen die schwarzen Strähnen

      die Erde.

      Lange verharrt sie so

      dunklen Grams.

      Aber schon sehe ich

      ihren Geliebten

      wiederkehren

      und der Vorsonnendämmerung

      schweigende Laube

      neuer Umarmungen

      kurzem Entzücken

      winken.

      Der Schlaf

       Inhaltsverzeichnis

      Der Schlaf schickt seine Scharen in die Nacht,

      Unholde, Legionen auf Legion ...

      Vom Rücken schleichen sie ihr Opfer an,

      auf leisen Tatzen, und umarmen es,

      wie Bären, unentrinnbar und geräuschlos, –

      bis alle Muskeln ihm erschlafft, und stumm

      von ihrer Brust der Leib zu Boden rollt ...

      Und wenn so alles hingebettet liegt,

      so traben sie zu ihrem Herrn zurück,

      und ihr Gebrumm erfüllt wie dumpfer Donner

      die düstren Waldgebirge seines Reichs.

      Pflügerin Sorge

       Inhaltsverzeichnis

      Über der Erde Stirne,

      durch Tag und Nacht,

      pflügt ein hagres Weib

      hin und her ...

      Wilde Stiere,

      kaum zu hemmen, ziehn,

      reißen ihre Pflugschar durch den Grund:

      Doch je rasender die Nacken zerrn,

      nur so tiefer drückt den Baum sie ein.

      Über der Erde Stirne,

      durch Tag und Nacht,

      führt Frau Sorge

      Furche, Furche, Furche ...

      Leidenschaften,

      kaum zu zähmen, ziehn,

      reißen ihre Pflugschar durch den Grund:

      Doch je wilder die Dämonen zerrn,

      nur so tiefer gräbt den Stahl sie ein.

      Legende

       Inhaltsverzeichnis

      Vom Tisch des Abendmahls erhob

      der Nazarener sich zum Gehn

      und wandte sich mit seiner Schar

      des Ölbergs stillen Wäldern zu.

      Erloschen war der Wolken Glut;

      in Hütt' und Höfen ward es licht;

      hell glänzten nah und näher schon

      die Fenster von Gethsemane.

      Aus einer Scheune klang vertraut

      das Tanzlied eines Dudelsacks,

      und Mägd und Bursche drehten sich

      zum Feierabend drin im Tanz.

      Und Jesus trat ans Tor und sah

      mit tiefem Aug dem Treiben zu ...

      Und

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