Gesammelte Gedichte (851 Titel in einem Buch). Christian Morgenstern

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Gesammelte Gedichte (851 Titel in einem Buch) - Christian  Morgenstern

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       Inhaltsverzeichnis

      Weh dir,

      der du ein Deutscher bist!

      Deine glühende Seele

      mußt du in Einsamkeit flüchten;

      denn im Qualm und Geschrei deiner Märkte

      achtet niemand dein –

      und wie ein Narr

      stehst du, feierlich dich gebärdend,

      schwere, langsame Worte rollend,

      unter der wirren, kreischenden Menge.

      Rolltest du blanke Taler

      in ihre Gassen,

      heiß umpestete dich

      ihr geiler Atem –

      aber verhüllten Hauptes,

      Mensch der Würde,

      wendest du dich ...

      Hier ist unheiliger Boden.

      Weh dir,

      der du ein Menschenfreund –

      doppelt weh dir,

      der du es Deutschen bist!

      Aus der Inbrunst deiner Liebe

      mußt du dich

      immer wieder

      in brennender Scham

      an die Kniee der Einsamkeit

      flüchten!

      Der einsame Christus

       Inhaltsverzeichnis

      Wachet und betet mit mir!

      Meine Seele ist traurig

      bis an den Tod.

      Wachet und betet!

      mit mir!

      Eure Augen

      sind voll Schlafes, –

      könnt ihr nicht wachen?

      Ich gehe,

      euch mein Letztes zu geben –

      und ihr schlaft ...

      Einsam stehe ich

      unter Schlafenden,

      einsam vollbring ich

      das Werk meiner schwersten Stunde.

      Wachet und betet mir mir!

      Könnt ihr nicht wachen?

      Ihr alle seid in mir,

      aber in wem bin ich?

      Was wißt ihr

      von meiner Liebe,

      was wißt ihr

      vom Schmerz meiner Seele!

      O einsam!

      einsam! Ich sterbe für euch –

      und ihr schlaft!

       Ihr schlaft!

      Der Blick

       Inhaltsverzeichnis

      Mir gegenüber,

      dicht unterm Dach,

      sitzt ein Weib

      am geduckten Fenster

      und näht.

      Früh

      in das steigende Licht,

      spät

      in die fallende Nacht.

      Manchmal

      blickt es vom Schoße auf

      und verloren hinaus

      auf die Dächer –

      die Wolken –

      die Ewigkeit.

      Ich kann

      sein Auge nicht sehn,

      aber ich fühle den Blick –

      ich blicke ihn mit,

      den zehrenden Blick

      auf die Dächer –

      die Wolken –

      die Ewigkeit ...

      Der Wissende

       Inhaltsverzeichnis

      Wer einmal frei

      vom großen Wahn

      ins leere Aug

      der Sphinx geblickt,

      vergißt den Ernst

      des Irdischen

      aus Überernst

      und lächelt nur.

      Ein Spiel bedünkt

      ihn nun die Welt,

      ein Spiel er selbst

      und all sein Tun.

      Wohl läßt ers nicht

      und spielt es fort

      und treibt es zart

      und klug und kühn –

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