Alvina Engel meines Herzens. Barbara Cartland
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Aber Frauen waren Frauen und ein Mann mußte sich ab und zu von der harten Wirklichkeit des Soldatenlebens ablenken lassen. Doch eine Ehe war etwas völlig anderes.
Während der Reise durch den Norden Frankreichs und der stürmischen Überfahrt über den Ärmelkanal hatte der Herzog wiederholt an Isobel gedacht.
Sie war atemberaubend schön und hatte ihm ihre Liebe immer wieder in den überzeugendsten Worten gestanden.
Dennoch hatte ihn eine eigene Stimme jedes Mal davon abgehalten, ihr die erhoffte Frage zu stellen.
„Ich muß bei dir sein, Ivar“, hatte sie tausendmal gesagt. „Ich kann ohne dich nicht leben und weiß, daß du ohne mich genauso verloren und einsam wärst.“
Er hatte ihr nie widersprochen. Es war einfacher gewesen und auch bequemer, ihre Lippen mit Küssen zu versiegeln.
Als der Herzog Paris verlassen hatte, war Lady Isobel bereits damit beschäftigt gewesen, das Haus aufzulösen, in dem sie gewohnt hatte. Ihr weicher verführerischer Körper beherbergte einen stählernen Willen. Sie war fest entschlossen, Herzogin von Harlington zu werden.
Die Gedanken an sie machten ihn nervös.
Er ging zum Kamin und zog ungeduldig an dem elegant mit Perlen bestickten Glockenstrang.
Er brauchte nicht lange zu warten, bis die Tür aufging und ein ziemlich atemloser Bateson auftauchte.
„Ich habe es mir anders überlegt“, teilte ihm der Herzog mit. „Ich werde noch heute aufs Schloß fahren. Man ist ja nur knapp zwei Stunden unterwegs.“
Bateson runzelte die Stirn.
„Haben Euer Gnaden Lady Alvina wissen lassen, daß Euer Gnaden das Schloß zu besuchen beabsichtigen?“ fragte er.
„Nein, denn ich wollte ja ursprünglich bis Ende der Woche hier bleiben“, antwortete der Herzog. „Mir kam nur eben die Idee. Ich bin morgen, spätestens übermorgen wieder zurück.“
„Es wäre klug, Lady Alvina zu benachrichtigen, Euer Gnaden.“
Der Herzog lächelte.
„Aber wo!“ sagte er. „Es sollen meinetwegen keine besonderen Umstände gemacht werden. Nach der wirklich reichlichen und ausgezeichneten Mahlzeit von heute Mittag genügt mir am Abend eine Kleinigkeit. Übrigens - mein Kompliment an die Köchin, Bateson. Veranlassen Sie, daß angespannt wird. Ich nehme doch an, daß die Pferde, die ich bestellt habe, bereits im Stall stehen.“
Der Herzog hatte Gerald, der ja schon eine Woche früher nach London zurückgekommen war, gebeten, sich um Pferde zu kümmern.
Da er und Gerald wie in allem auch in der Auswahl von Pferden größte Ansprüche stellten, mußte der Herzog nicht befürchten, enttäuscht zu werden.
Als man ihm zwanzig Minuten später meldete, daß der Phaeton bereitstehe, mußte er feststellen, wie sehr er sich auf Gerald verlassen konnte.
Die vier kastanienbraunen Stuten waren eine Augenweide. Sie stammten aus bester Zucht und versprachen die Strecke zwischen London und Schloß Harlington in Rekordzeit zurückzulegen.
Während sein Koffer an der Rückseite der Kutsche festgeschnallt wurde, verabschiedete sich der Herzog von Bateson.
„Ich habe übrigens meinem Kammerdiener freigegeben“, erklärte er. „Er soll den Nachmittag nutzen, seine Londoner Verwandten zu besuchen und morgen nachkommen. Es wird ja wohl jemand im Schloß geben, der sich um meine Sachen kümmert.“
„Hoffentlich“, entgegnete Bateson. „Euer Gnaden hätten vielleicht gut daran getan, den Kammerdiener mitzunehmen.“
„Unsinn, Bateson“, sagte der Herzog lachend. „Sie machen sich unnötig Gedanken. Im Schloß ist mit Sicherheit alles noch wie in früheren Tagen.“
Damit sprang der Herzog in den Wagen und ließ sich vom Pferdeknecht die Zügel reichen.
Er freute sich auf die Fahrt. Die Pferde hätten nicht schöner, rassiger und gepflegter sein können, und die Kutsche, die ebenfalls Gerald besorgt hatte, war so leicht, daß sie fast vom Pflaster abhob.
Bateson sah ihm mit besorgter Miene nach. Als der Herzog vom Berkeley Square abbog, drehte sich der Butler um, ließ den roten Teppich aufrollen und ging ins Haus zurück.
In der Küche war seine Frau gerade mit dem Abwasch beschäftigt. Die zwei neueingestellten Mädchen, die sich noch nicht auskannten, standen mehr im Weg herum, als sie halfen.
„Ist er tatsächlich gefahren?“ fragte Mrs. Bateson. „Und Lady Alvina weiß nicht Bescheid?“
„Nein. Wenn Seine Gnaden nicht so plötzlich losgefahren wären, hätten wir sie warnen können, aber so . . .“
Mrs. Bateson stieß einen Seufzer aus.
„Wie unangenehm“, meinte sie. „Und du hast kein Wort zu ihm gesagt?“
„Nein, natürlich nicht.“
„Er wird entsetzt sein.“
Mrs. Bateson hatte den Satz noch nicht beendet, als es an der Haustür klingelte. Der alte Butler stand von seinem Stuhl auf.
„Wer kann denn das sein?“ fragte er.
„Wahrscheinlich Besuch.“
„Ich sehe am besten selbst nach“, brummelte Bateson. „Diese jungen Hüpfer wissen ja doch nicht, was sie sagen sollen.“
Er schlurfte durch den Gang, als schmerzten ihn die Füße.
Als er die Tür öffnete, sah er zu seinem Erstaunen den Phaeton der Harlings vor dem Haus stehen.
„Was ist denn jetzt los?“ fragte er den Diener, der vor ihm stand.
„Seine Gnaden haben irgendwelche Dokumente vergessen. Sie liegen in der Bibliothek auf dem Schreibtisch.“
Bateson lächelte.
Auch ein Herzog ist ein Mensch, dachte er, und macht hin und wieder einen Fehler.
„Kommen Sie mit“, befahl er dem Diener und ging würdevollen Schritts zur Bibliothek.
Der Herzog wartete währenddessen in der Kutsche. Es war ihm unerklärlich, wie er diese wichtigen Papiere hatte vergessen können, die ihm die Bank übergeben hatte. Unter ihnen befand sich nämlich eine Liste, auf der das wesentliche Inventar des Schlosses aufgeführt war.
Da er zum Glück noch nicht weit gefahren war, hatte er wenig Zeit verloren. Trotzdem ärgerte er sich, denn er war ein Mann, der sich ein äußerstes Maß an Disziplin abverlangte.
Als er plötzlich eine Stimme hörte und eine etwas jämmerliche Gestalt neben seiner Kutsche stehen sah, vergaß er seinen Ärger.
„Verzeihen Sie die Frage, Sir. Sind Sie der neue