Alvina Engel meines Herzens. Barbara Cartland
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„Ich müßte Euer Gnaden aber dringlich jetzt sprechen.“
„In welcher Angelegenheit?“ fragte der Herzog ungeduldig.
„Es handelt sich um gewisse Gegenstände aus dem Familienbesitz, Sir. Ich habe etwas dabei, an dem Euer Gnaden wahrscheinlich interessiert sind.“
Der Herzog wehrte ab.
„Ich kaufe momentan nichts, vielen Dank.“
„Die Sachen sind nicht zu verkaufen, Euer Gnaden, sie müssen eingelöst werden.“
Während er sprach, öffnete der Mann die schwarze Tasche, die er bei sich hatte und zog eine große Silberschale heraus.
Als der Herzog das Familienwappen sah, das in der Schale eingraviert war, traute er seinen Augen nicht.
Bei näherem Hinsehen war er der Überzeugung, daß der edle Gegenstand aus der Werkstatt von Thomas Germain stammte, einem berühmten Goldschmied, der fast ausschließlich für Ludwig XV. gearbeitet hatte.
Er mußte an das letzte Diner im Schloß denken und hätte schwören können, daß die Schale an jenem Abend zwischen zwei mehrarmigen Leuchtern auf der Tafel gestanden war.
Sein Vater, der damals noch gelebt hatte, hatte betont, daß das Silber der Harlings seinesgleichen suche. In ganz England könne sich niemand rühmen, so ausgesuchte Stücke sein Eigen zu nennen.
„Woher haben Sie die Schale?“ fragte der Herzog streng. „Falls sie gestohlen wurde, werde ich Sie als Hehler verklagen.“
„Ich bin kein Hehler, Euer Gnaden“, verteidigte sich der Mann. „Ich kann Euer Gnaden genau erklären, wie ich zu der Schale gekommen bin.“
„Dann tun Sie es gefälligst!“
Der Mann schien sich durch den barschen Ton wenig beeindrucken zu lassen.
Der Diener kam mit den gewünschten Papieren aus dem Haus. Als er in die Kutsche steigen wollte, übergab ihm der Herzog die Zügel.
„Ich muß erst noch mit diesem Mann sprechen“, sagte er.
Er nahm dem Diener die Papiere ab, steckte sie in die Tasche und stieg aus der Kutsche.
„Kommen Sie mit“, sagte er zu dem Mann und ging ihm voran ins Haus.
Gefolgt von Bateson, der die Tür hinter ihnen schloß, gingen sie in die Bibliothek.
„So“, sagte der Herzog, „jetzt will ich mir die Schale einmal genauer betrachten. Und wie heißen Sie eigentlich?“
„Emmanuel Pinchbeck, Euer Gnaden. Ich habe ein Leihhaus.“
„Ein Leihhaus?“ wiederholte der Herzog. Damit hatte er am allerwenigsten gerechnet. „Wollen Sie etwa behaupten, daß die Schale versetzt worden ist?“
„Ja, Euer Gnaden, zusammen mit einer ganzen Reihe von anderen Gegenständen.“
Der Herzog stellte die Schale kopfschüttelnd auf den Schreibtisch. Wie man ein so ausgefallen schönes Stück ins Leihhaus bringen konnte, war ihm ein Rätsel.
„Ich muß Sie bitten“, sagte er mit ruhiger, aber kalter Stimme, „mir zu erklären, wie Sie in den Besitz dieser Schale gekommen sind. Wer hat sie verpfändet?“
Emmanuel Pinchbeck zog wortlos ein Blatt Papier aus der Tasche und gab es dem Herzog zu lesen.
Ich, Emmanuel Pinchbeck, habe eine um 1690 geschmiedete Silberschale gegen Entgelt von dreißig Pfund entgegengenommen und erkläre hiermit, daß das Pfand in meinem Besitz bleiben wird, solange der jährliche Zins von dreißig Prozent vom Eigentümer entrichtet wird, der die Bedingungen des Vertrages durch seine Unterschrift anerkennt.
Alvina Harling
Der Herzog war außer sich.
„Was befindet sich noch in Ihrem Besitz?“ fragte er den Pfandleiher.
„Sechs kleine Gemälde, Euer Gnaden, mehrere Miniaturen, weitere vier Silberschalen, eine besonders elegante Schnupftabakdose, mit Smaragden und Brillanten besetzt, und zwei goldene Kerzenleuchter, die viel mehr wert sind, als der Preis, mit dem ich sie beleihen konnte.“
„Und warum sind Sie zu mir gekommen?“ fragte der Herzog nach längerem Schweigen.
„Ich bin zu Euer Gnaden gekommen“, antwortete der Pfandleiher, „weil ich erfahren habe, daß Sie das Erbe des verstorbenen Herzogs angetreten haben und ich dachte, daß Euer Gnaden Interesse daran haben, die beliehenen Stücke einzulösen.“
Wieder entstand Schweigen.
„Bitte, Euer Gnaden“, fuhr der Pfandleiher nach einigem Zögern fort, „ich will ehrlich sein: Ich bin mit der Abmachung nicht zufrieden und könnte das Geld dringend gebrauchen.“
„Warum sind Sie mit der Abmachung nicht zufrieden?“
„Weil beim heutigen Preis von Gold und Silber der Zins von dreißig Prozent viel zu niedrig ist, Euer Gnaden. Der reine Metallwert der einzelnen Stücke ist viel höher, als ihr Sammlerwert.“
„Wollen Sie damit sagen, daß sie eingeschmolzen wertvoller wären?“ fragte der Herzog entsetzt.
Emmanuel Pinchbeck nickte.
„Ja, Euer Gnaden. Die Zeiten sind hart, und ich kann die Stücke nicht ewig behalten. Ich brauche mein Geld.“
„Wie lange sind die Stücke schon in Ihrem Besitz?“
„Fast drei Jahre, Euer Gnaden. Ich habe schon befürchtet, daß ich nie wieder zu meinem Geld komme.“
Der Herzog sah die Schwierigkeiten des Mannes, dem inzwischen der Schweiß auf der Stirn stand.
„Es spricht für Sie und Ihre Ehrlichkeit“, sagte er, „daß Sie sich an die Bedingungen gehalten und die Stücke nicht zum Kauf angeboten haben, Mr. Pinchbeck. Ich erkläre mich bereit, die Gegenstände einzulösen, die Ihnen von der Unterzeichneten als Pfand hinterlassen worden sind.“
In den Augen des Pfandleihers leuchtete es auf.
„Ich danke Ihnen“, sagte er. „Als ich hörte, mit welchem Heldenmut Euer Gnaden gegen den Feind gekämpft haben, schöpfte ich Hoffnung. Ein Mann wie Euer Gnaden, habe ich gedacht, hat bestimmt Verständnis für deine Lage.“
„Schon gut, schon gut“, sagte der Herzog. „Sie bekommen von mir einstweilen die Summe, die Sie für diese Silberschale bezahlt haben. Ich werde spätestens übermorgen wieder in London sein und erledige dann den Rest.“
„Das ist sehr gütig von Euer Gnaden.“
„Was schulde ich Ihnen für die Schale?“
„Sie ist seit zwei Jahren und zwei Monaten in meinem Besitz, Euer Gnaden, und