Die Memoiren des Sherlock Holmes: Holmes' erstes Abenteuer und andere Detektivgeschichten (Zweisprachige Ausgabe: Deutsch-Englisch). Артур Конан Дойл

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Memoiren des Sherlock Holmes: Holmes' erstes Abenteuer und andere Detektivgeschichten (Zweisprachige Ausgabe: Deutsch-Englisch) - Артур Конан Дойл страница 8

Die Memoiren des Sherlock Holmes: Holmes' erstes Abenteuer und andere Detektivgeschichten (Zweisprachige Ausgabe: Deutsch-Englisch) - Артур Конан Дойл

Скачать книгу

Sie uns doch erst sehen, was es zu leisten vermag«, sagte mein Freund mit unerschütterlicher Ruhe. Einige Minuten lang ließ er meinen Feldstecher nicht vom Auge. »Vortrefflich! Ein ausgezeichneter Start!« rief er plötzlich. »Da – jetzt kommen sie eben um die Biegung!«

      Von unserem Wagen aus konnten wir die gerade Bahn ihrer ganzen Länge nach prächtig übersehen. Die sechs Pferde waren ganz nahe beisammen, man hätte sie alle mit einem einzigen Teppich bedecken können. Halbwegs kam jedoch der gelbe Jockey aus Mapleton an die Spitze. Aber noch ehe die Renner in unserer Nähe waren, hatte des Obersten Pferd den Desborough überholt; es schoß wie ein Pfeil dahin und erreichte das Ziel reichlich sechs Pferdelängen vor seinem Nebenbuhler. Die ›Iris‹ des Herzogs von Balmoral folgte als drittes in geringer Entfernung.

      »Jedenfalls habe ich das Rennen gewonnen«, stieß der Oberst keuchend heraus und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Aber kein Mensch kann klug daraus werden. Mir scheint doch, Herr Holmes, Sie haben Ihr Geheimnis nun lange genug für sich behalten.«

      »Jawohl, Herr Oberst. Sie sollen alles wissen. Kommen Sie, wir wollen uns das Pferd zusammen betrachten. – Da ist es«, fuhr er fort, als wir die Umzäunung bei der Waage betraten, in die nur die Besitzer der Rennpferde und ihre Freunde Einlaß erhalten. »Sie brauchen ihm nur das Gesicht und das Vorderbein mit Spiritus zu waschen, dann haben Sie Ihren alten Silberstrahl unverändert wieder.«

      »Ist das möglich?!«

      »Ich fand ihn in den Händen eines Betrügers und nahm mir die Freiheit, ihn das Rennen so mitmachen zu lassen, wie er hierher geschickt worden war.«

      »Mein bester Herr, Sie haben Wunder getan. Das Pferd ist in vortrefflichem Zustand. So gut ist es noch nie gelaufen. Ich muß mich tausendmal bei Ihnen entschuldigen wegen meiner Zweifel an Ihrem Können. Sie haben mir durch die Auffindung des Pferdes einen großen Dienst erwiesen. Noch lieber wäre es mir freilich, wenn Sie auch den Mörder des John Straker entdecken könnten.«

      »Ist schon besorgt«, sagte Holmes mit größter Ruhe.

      Wir starrten ihn beide mit offenem Munde an, der Oberst und ich. »Sie haben ihn festgenommen! Wo ist er denn?«

      »Er ist hier.«

      »Hier! Wo?«

      »In meiner nächsten Nähe in diesem Augenblick.«

      Der Oberst wurde rot vor Zorn. »Ich erkenne vollkommen an, daß ich Ihnen zu Dank verpflichtet bin, Herr Holmes«, sagte er, »aber, was Sie soeben sagen, kann ich nur als einen sehr schlechten Spaß oder eine Beleidigung ansehen.«

      Sherlock Holmes lachte. »Ich glaube durchaus nicht, daß Sie auf irgend eine Weise an dem Verbrechen beteiligt sind, Herr Oberst«, sagte er; »der wahre Mörder steht unmittelbar hinter Ihnen.«

      Er schritt an ihm vorbei und legte seine Hand auf den glänzenden Hals des Vollblutpferdes.

      »Silberstrahl!« riefen der Oberst und ich wie aus einem Munde.

      »Ja, das Pferd. Seine Schuld wird dadurch gemildert, daß es aus Notwehr gehandelt hat, und daß John Straker ein Ihres Vertrauens durchaus unwürdiger Mensch war. – Aber da tönt eben die Glocke; ich erwarte einen kleinen Gewinn beim nächsten Rennen und will daher meinen ausführlichen Bericht auf eine spätere Zeit verschieben.«

      Als wir am Abend nach London zurückfuhren, hatten wir eine Ecke des Pullmanwagens ganz für uns. Vermutlich wird die Reise dem Obersten ebenso kurz vorgekommen sein wie mir, denn unterwegs erzählte uns mein Freund, was sich in jener Nacht im Stall von Dartmoor zugetragen hatte und auf welche Weise es ihm gelungen war, das Geheimnis zu enträtseln.

      »Ich gestehe«, sagte er, »daß alle Schlüsse, die ich aus den Zeitungsberichten gefolgert hatte, ganz auf Irrtum beruhten. Und doch enthielten sie Andeutungen der Wahrheit, die nur durch verschiedene Einzelheiten verdunkelt wurde, welche mich von der Fährte ablenkten. Als ich nach Devonshire fuhr, war ich überzeugt, daß Fitzroy Simpson das Verbrechen begangen hätte, obwohl ich natürlich einsah, daß noch nicht genügende Beweismittel gegen ihn beigebracht waren.

      Im Wagen, auf unserer Fahrt nach Strakers Hause, kam mir zum erstenmal der Gedanke, welche wichtige Rolle das Hammelragout bei der Sache gespielt hatte. Sie erinnern sich vielleicht, daß ich in meiner Zerstreutheit noch sitzen blieb, während alle schon ausgestiegen waren. Ich verwunderte mich gerade innerlich darüber, wie ich imstande sein konnte, eine so deutliche Spur zu übersehen.«

      »Wozu sie nützen sollte, begreife ich auch jetzt noch nicht«, warf der Oberst ein.

      »Es war das erste Glied in der Kette meiner Beweisführung. – Beim Opiumpulver ist Geruch und Geschmack nicht gerade unangenehm, aber doch entschieden bemerkbar. In den meisten Speisen würde man es gleich herausschmecken. Ein Hammelragout aber ist gerade ein Gericht, in dem ein solcher Beigeschmack schwer zu erkennen wäre. Wie sollte nun wohl Fitzroy Simpson, ein ganz fremder Mann, veranlaßt haben, daß an jenem Abend in Strakers Hause Hammelragout gegessen wurde? – Oder läßt sich annehmen, daß er gerade mit dem Pulver in der Tasche einhergegangen kam, als dort zufällig ein Gericht gekocht worden war, in dem man das Opium nicht schmecken konnte? – An ein so unglaubhaftes Zusammentreffen vermochte ich nicht zu glauben und schloß daher bei der Erwägung des Falles Simpson völlig aus, während ich meine ganze Aufmerksamkeit auf Straker und seine Frau richtete; denn diese beiden allein konnten das Hammelragout zum Abendessen bestellt haben. Das Opiumpulver war erst in die Portion des Stallknechts hineingeschüttet worden, nachdem sein Teller aufgeschöpft war, denn die anderen hatten ohne schädliche Folgen von dem Gericht gegessen. Wer hatte wohl Gelegenheit gehabt, das zu tun, ohne daß die Dienstmagd es bemerkte?

      Noch bevor ich hierüber ins reine kam, war mir klar geworden, weshalb der Hund nicht angeschlagen hatte; denn eine richtige Schlußfolgerung leitet immer stets auf neue Spuren. Daß ein Hund im Stall gehalten wurde, bewies der Vorfall mit Simpson, und doch hatte er nicht laut genug gebellt, um die beiden Knechte auf dem Heuboden zu wecken, als jemand in den Stall kam und ein Pferd hinausführte. Offenbar mußte der nächtliche Besucher dem Hunde wohlbekannt gewesen sein.

      Ich war jetzt so gut wie überzeugt, daß John Straker bei nachtschlafender Zeit in den Stall gegangen war, um den Silberstrahl herauszuholen. Aber zu welchem Zweck? – Gewiß in unredlicher Absicht, sonst hätte er nicht seinen eigenen Stallknecht zu betäuben brauchen. Aber unerklärlich blieb es mir fürs erste doch, bis mir einfiel, daß Pferdezüchter sich den Gewinn großer Summen sichern können, wenn sie einen Agenten beauftragen, gegen ihre eigenen Renner zu wetten, und es dann den Pferden durch irgend eine Hinterlist unmöglich machen, den Sieg zu erringen. Es waren Fälle vorgekommen, daß man den Jockey bestochen hatte, doch gab es auch noch ein anderes und unfehlbares Mittel. Was aber war hier geschehen? – Ich hoffte, der Inhalt von Strakers Taschen würde mir Aufklärung darüber geben und ich täuschte mich nicht.

      Sie erinnern sich gewiß noch des seltsamen Messers, das man in des Toten Hand gefunden hat; kein Mensch, der bei Sinnen ist, hätte es als Waffe gewählt. Messer von solcher Form werden, wie uns Doktor Watson mitgeteilt hat, bei sehr schwierigen chirurgischen Operationen verwendet. Und zu einer derartigen Operation sollte es auch in jener Nacht dienen. Bei Ihrer großen Erfahrung in allem, was mit der Rennbahn zusammenhängt, werden Sie, Herr Oberst, ohne Zweifel wissen, daß man am Schenkel des Pferdes, unter der Haut, einen kleinen Einschnitt in die Sehnen machen kann, so daß äußerlich keine Spur zurückbleibt. Infolgedessen fängt das Pferd an, ein wenig lahm zu gehen, was gewöhnlich auf Überanstrengung geschoben wird oder auf einen leichten Anfall von Rheumatismus; ein Bubenstück vermutet niemand dahinter.«

      »So ein Schuft!« schrie der

Скачать книгу