Die Geschichten aus dem Wilden Westen: Abenteuerromane, Historische Romane & Erzählungen. Charles Sealsfield

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Geschichten aus dem Wilden Westen: Abenteuerromane, Historische Romane & Erzählungen - Charles Sealsfield страница 43

Автор:
Серия:
Издательство:
Die Geschichten aus dem Wilden Westen: Abenteuerromane, Historische Romane & Erzählungen - Charles  Sealsfield

Скачать книгу

ungeduldig des Zögerns, stürzte sich ein junger Mann mit seinem Rosse ins Wasser und alle dreißig folgten ihm, so wie sie in Reihe und Glied sich an ihn angeschlossen hatten.

      Die Breite des Flusses, gegenüber dem Wigwam, war etwa fünfhundert Fuß, und die Tiefe beträchtlich. Doch die rüstigen Reiter schienen in ihrem Elemente zu sein, und kaum daß sie aus ihren Gliedern brachen, schwammen sie auf ihren Pferden herüber.

      Der Seeräuber war hastig ans Ufer geschritten, seine Zähne knirschten, und in seiner Miene war gräßliche Wut zu lesen. – »Zehn gute Stutzen nur!« murmelte er dem Leutnant zu.

      »Vergebung, Kapitän! das sind keine Oconees; das sind Cumanchees; die haben den Teufel im Leib. Ich kenne sie aus meinen mexikanischen Feldzügen.«

      Die kleine Schar hatte die Bucht nun erreicht, wo die Kanus auf Wattapseilen hingen. Mit einem Schwunge wandten sich die Indianer auf ihren Pferden, und dann sprangen sie beinahe zugleich von dem Rücken ihrer Tiere auf das Ufer, zogen diese nach und schwangen sich wieder auf, mit einer Schnelligkeit und Gewandtheit, die beinahe im Zweifel ließ, ob die Fabel der Zentauren nicht verwirklicht war.

      Der Vorderste war bis auf einige Schritte an die Oconees herangekommen, die, ihren Miko an der Spitze, vor dem Councilhause warteten, als der Kreis sich öffnete, und dieser hervortrat, die flache Hand weit ausstreckend.

      »Der große Häuptling der mächtigen Cumanchees und der Pawnees des Toyaskstammes«, sprach er feierlich, »ist willkommen!«

      Der junge Indianer, an den die Worte gerichtet waren, hielt und hörte die Begrüßung mit Aufmerksamkeit an, indem er zugleich ehrerbietig sein Haupt neigte. Als der alte Mann gesprochen hatte, sprang er von seinem Rosse und schritt, seine flache Rechte ausgestreckt, auf den alten Mann zu. Als er diesem ganz nahe gekommen, verbeugte er sich noch einmal, ergriff seine Hand und legte sie auf sein Haupt.

      Die gegenseitige Begrüßung war nicht ohne Würde und hatte noch ein besonderes Interesse durch den Kontrast, der sich hier so auffallend zeigte. Nichts konnte wirklich einen stärkern Gegensatz mit dem vertrockneten, hagern Miko bilden, der, einem verwitterten Riesenstamme gleich, starr, schweigsam und melancholisch dastand, und dem offenen, männlich würdevollen und doch wieder so sanften, jungen Häuptling der Cumanchees. Sein ovales Haupt war mit einem malerischen Hauptschmucke von Federn und Fellwerken bedeckt; seine gewölbte Stirn und sein blühendes Angesicht von leichter Kupferfarbe schienen die wilde Kriegsfarbe seiner Gefährten zu verschmähen; seine ausdrucksvollen, glühend schwarzen Augen mit der edeln Römernase waren im schönsten Einklange mit seiner männlich gediegenen Gestalt, die durch seine Kleidung und Bewaffnung sehr hervorgehoben wurde.

      Seine Brust bedeckte ein Wams von blauen Fuchsfellen und von seinem Rücken hing eine Pantherhaut herab, die, mit goldenen Spangen an seinen Schultern befestigt, eine Form sehen ließ, die Thorwaldsen oder Canova entzückt haben würde. Es war eine herrliche Gestalt männlicher Schönheit, frei, rein und unverdorben aufgesprossen in den entzückenden Fluren Mexikos und in der Mitte eines mächtigen Volkes, das außer dem großen Geiste keinen Meister erkannte. Ein Dolch mit Griff von gediegenem Golde stak in seinem Gürtel, ein kurzer Stutzen und eine neun Fuß lange Lanze, an welcher ein Roßschweif hing, boten eine Rüstung dar, die, was Zweckmäßigkeit und Reichtum betraf, nicht schöner gedacht werden konnte.

      Als der junge Häuptling sich von seinem Roß geworfen, wurde dieses von einem seiner Begleiter aufgefangen. Es war ein schönes Rassepferd, gleichfalls mit einer Pantherhaut behangen, deren vier Enden mit goldenen Spangen am Nacken und Rücken befestigt waren. Es hatte weder Sattel noch Steigbügel; zu beiden Seiten hing jedoch an einem Riemen eine Kapsel herab, in welcher die Lanze und der Stutzen ruhten.

      Ähnlich gekleidet und bewaffnet waren noch vier Krieger des mächtigen Indianerstammes der Cumanchees. Sie trugen ihre Haare zu beiden Seiten der Stirne herabgekämmt, ihre Gesichtsfarbe war eine Mischung der Oliven- und Kupferfarbe. Sie schienen stolz zu sein und selbst auf die Pawnees vornehm herabzublicken. Um den Hals ihrer Pferde hing der Lasso, diese gefährliche Waffe, mit welcher der mexikanische Reiter Feinde, Büffel und Pferde im wildesten Galoppe fängt, indem er mit wunderbarer Schnelle und Geschicklichkeit die Schlinge über den Kopf von Mensch oder Tier wirft.

      Der Rest der Schar waren Pawnees des Toyaskstammes. Ihr Haar war glatt am Kopfe weggeschoren, und bloß ein Büschel war am Scheitel stehen geblieben, sorgfältig geflochten. Über ihren Schultern hatten sie weichgegerbte, rotgefärbte Büffelhäute, die sie mit der haarigen Seite nach innen gekehrt trugen. Statt des Sattels diente ihnen gleichfalls eine Büffelhaut. Jeder hatte einen zollbreiten Gürtel, an welchem sein Hüftenhemd befestigt war. Sie trugen Mokassins von Elksfellen. Etwa die Hälfte war mit Musketen und Stutzen bewaffnet, alle aber hatten Lanzen, ein langes Schlachtmesser oder vielmehr einen Fänger und den Tomahawk. Sie waren wohlgeformte und kräftige Männer, mit denen verglichen die Oconees, mit ihren dünnen Armen und schmalen Schultern, wie Kinder aussahen.

      »Mein Bruder ist dreimal willkommen!« wiederholte der Miko nach einer Weile, während welcher sein Blick mit dem Ausdrucke der reinsten Zufriedenheit auf seinem herrlichen Gaste und seinen Begleitern geruht hatte.

      »Hat der große El Sol der Worte gedacht, die ihm Tokeah durch seinen Läufer gesandt?« fragte der Miko.

      »Er hat offene Ohren und ein weites Herz mitgebracht«, versetzte der junge Häuptling würdevoll. »Ist die Rede des großen Miko für El Sol allein, oder mögen die Krieger der Cumanchees und Pawnees sie auch anhören?« fragte er nach einer Pause.

      »Die Häuptlinge und Krieger der Cumanchees und Pawnees sind willkommen im Councilwigwam der Oconees. Sie sind ihre Brüder.«

      Als der Miko diese Worte gesprochen, stiegen die vier Cumanchees und eine gleiche Anzahl der Pawnees von ihren Pferden und gingen mit den Häuptlingen auf das Councilwigwam zu. Nachdem diese mit den Kriegern in die Hütte eingetreten waren, stiegen auch die übrigen von ihren Pferden und bildeten, an die Hälse dieser gelehnt, einen Halbkreis.

      Näher am Councilhause standen die Oconees, bloß mit ihrem langen Schlachtmesser bewaffnet, und hinter ihnen in ehrerbietiger Entfernung die jungen Männer des Wigwams, gleichfalls in einem Halbkreise. Weit hinter diesen die Squaws und Mädchen und Kinder, denen die strengen Regeln indianischer Rangetikette selbst einen näheren Anschluß an ihre eigenen Leute nicht gestattete. Das Wigwam hatte so allmählich die Gestalt eines kleinen Lagers angenommen, in dem die verschiedenen Truppenkorps in rascher Bewegung auf und nieder strömen.

      An dem Ufer lagen vier Seeräuber auf ihre Arme gestützt, während ihr Kapitän und ihr Leutnant durch das Gebüsch dem Ufer entlang sich ergingen. Einen scharfen Blick ausgenommen, den sie zuweilen hinüber auf die Gruppen der Indianer warfen, schienen sie beide kein besonderes Interesse an ihnen zu nehmen.

      So mochte etwa eine Stunde verflossen sein, als die Türe des Councilwigwams sich öffnete und Tokeah heraustrat, mit hastigern Schritten als gewöhnlich dem Ufer zueilend. Er schien jemanden zu suchen, und die Seeräuber, seine Absicht erratend, deuteten schweigend auf das am Ufer krumm sich hinziehende Gebüsch. So wie der Pirat den auf sich zukommenden Miko bemerkte, hielt er stille.

      »Die Häuptlinge der roten Männer«, sprach dieser, »sind in die Wohnung gekommen, die Tokeah seinem Bruder eingeräumt hat, um da Rat zu halten. Will der Häuptling der Salzsee ihre Rede anhören?«

      Dieser nickte bejahend, und beide gingen durch die Menge dem Councilhause zu. Kaum daß einer der Indianer seine Augen erhob, um, wie es in zivilisierten Gemeinden der Fall gewesen sein würde, aus den Gesichtern der beiden gewichtigen Männer herauszulesen, was die plötzliche, ernste und so ungewöhnliche Versammlung zu bedeuten habe. Als sie beide ins Innere getreten waren, deutete der Miko schweigend auf den Ruhesitz. Eine geraume Weile schwiegen alle. Endlich begann

Скачать книгу