Herzmord. Dietmar Wolfgang Pritzlaff
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Vera und Edgar versorgten und pflegten mich ganz liebevoll in dieser Zeit. Die Lieben! Erst am Mittwochnachmittag trat ich die Rückfahrt nach Altena an und am Donnerstag konnte ich wieder arbeiten gehen. Was für ein Mist?! Das aus einem fröhlichen Kirmesspaß so eine Scheiße werden konnte? Ich musste demnächst aufpassen was ich mir zumutete.
Kapitel 22: Schützenfest mit Kotzerei
Im Juni 1986 wurde mal wieder ordentlich in Altena Schützenfest gefeiert. Eigentlich ist die ganze Vereinsmeierei nix für mich, sondern nur die Kirmes, welche wieder mal in Altena größer als sonst organisiert wurde.
Dieses Mal aber hatte mein Freund Erik eine Idee. Mit einer von einem weiteren Freund geliehenen Schützenkappe nahm er seine Freundin Christiane, meine Freundin Anika und mich einfach mit in das große Schützenzelt am „langen Kamp“ in Altena. Man kam eigentlich nur in das Zelt, wenn man in einem Schützenverein war oder viel Geld für den Eintritt bezahlte.
So „eingeschlichen“ saßen wir zu viert an einem Biertisch und ließen so richtig mal die Sau raus. Soll heißen, wir feierten mit den anderen Schützendödeln bis zum frühen Morgen.
1985 erschien von der Band „Opus“ das Lied „Live is life“ und auch der Ententanz war berühmt und wurde an diesem Abend wieder und wieder von einer Kapelle gespielt.
Das Lied „Live is life“ wurde in abgewandelter Form zur Schützenhymne. Im vollbesetzten Zelt sangen alle: „Steif ist steif, la-la-la-la-la...“ und so weiter. Zum Ententanz enterten viele Feierwütigen die Biertische und stampfen darauf herum. Einige Gläser gingen zu Bruch. Ja, zu dieser Zeit feierte man tatsächlich noch mit echten Gläsern. Dass die Biertische diese Hüpfe- und Stampferei aushielten? Unglaublich! Sie hielten. Jedenfalls an diesem Abend. Ich war sehr darauf bedacht mir nicht zu viel Alkohol zu gönnen. Allerdings ging es hoch her, bei diesem Saufgelage. Ständig wurde eine neue Fuhre Bier bestellt. Dazwischen immer wieder „Kurze“. Und alles rein in den Schlund.
Ich und Bier! Zwei Welten treffen aufeinander. Bier war nie mein Getränk. Ab und zu mal ein Gläschen oder auch zwei. Das war es dann aber auch schon. Dann musste schnell ein anderer süßer Geschmack her. Ich mochte immer Bier, wenn es gemixt wird mit „Fanta“ zum „Alster“, mit „Sprite“ zum „Radler“ oder mit „Cola“ zum „Drecksack“.
An diesem Abend nahm ich alles wie es kam. Ganz Altena war ja auf den Beinen und immer wieder gab es auch an unserem Tisch jemanden, der zu viel Geld hatte und eine Runde bestellte. Natürlich musste man selbst auch immer mal wieder was bestellen. Als Schnorrer wollte man ja nicht gelten. So kam eins zum anderen, ein Schnaps auf ein Bier und ein Bier auf einen Schnaps und schon war eigentlich der Kanal richtig voll.
Um vier Uhr früh wollte meine Freundin nach Hause. Sie wohnte noch bei ihren, so wie ich bei meinen, Eltern. Ich hatte ein paar Mal schon bei meiner Freundin Anika übernachtet. Sie wohnte nicht weit vom Feiergelände der Schützen. Also lieber dahin, als den Berg rauf zu mir.
Als wir aus dem Zelt schlenderten Hand in Hand traf mich die kühle frische Luft wie ein Hammerschlag. Mir gingen die Beine weg und ich wurde sofort schwindelig. Gegenüber dem Schützenzelt floss friedlich unser Fluss, die Lenne. Am Geländer zum Fluss mussten wir stehenbleiben, weil sich etwas den Weg aus meinem Magen bahnte, was eigentlich teuer bezahlt worden war und so schön rauschig-flauschig machen sollte. Nix war mehr mit flauschig. Jetzt holte mich die harte Realität wieder ein. Und dann reierte ich wie wild in den Fluss. Fische füttern nennt man das wohl. Da dürften aber so einige Forellen und Karpfen ihren Spaß dran gehabt haben.
Und wie immer, wenn ich denn mal erbrechen musste: war der Kreislauf im Eimer. Anika hatte ihre liebe Not mich mit zu ihrem Zuhause zu schleppen. Immer wieder mussten wir stehenbleiben, weil etwas saure Suppe durch die Speiseröhre nach oben dringen wollte. Zu Anika Zimmer kam man nur über eine steile Stiege. Anika schob von unten, aber ich hatte kaum Kraft mich nach oben zu ziehen. Ich wollte nur noch sterben oder in Ruhe gelassen werden. Aber ich war noch nicht oben, also weitergekämpft. Dietmar wieder runter von der Leiter und Anika als erstes rauf. Dann Dietmar an den Händen gepackt und Stufe für Stufe nach oben gezogen. Endlich oben. Auf allen vieren dann zum Bett und einfach nur reingeschmissen. Anika zog mir irgendwie noch Schuhe, Hose und Hemd aus und dann schliefen wir bis zum Mittag des nächsten Tages. Einen Kater durfte ich den ganzen nächsten Tag durch die Gegend schleppen. Also wieder rein ins Bett und mit Anika gekuschelt. Essen konnten wir nach der „Kuschelei“ auch noch. Ob wir an diesem Tag noch rausgekommen sind aus Anikas warmen Bettchen? Ich weiß es nicht mehr. Ich brauchte jedenfalls noch den ganzen Samstag und Sonntag zum Auskurieren der Saufexzesse.
Kotzen war und ist für mich immer noch eines der ekelhaftesten Erlebnisse überhaupt, dass es zu vermeiden gilt. Denn wenn ich göbeln muss kommt mir der saure Mist einfach so auch durch die Nase und läuft noch in die Nebenhöhlen, weil ich doch die klasse Nasen-Operation hatte, bei der die Stirn- und Nebenhöhlengänge so schön geweitet worden waren. Wenn ich dann versuche die saure Soße aus der Nase zu schniefen, schmeckt man gleich wieder Erbrochenes. Eklig!
Das durfte mir nicht nochmal passieren, so etwas. Das hatte ich mir danach geschworen. Das wäre mir auch fast gelungen, wäre da nicht noch...
Aber davon später mehr.
Kapitel 23: Neue innere Ruhe
War es wegen der Trennung von meiner Freundin Anika oder wegen meiner neuen Beziehung zu einem Mann, dem Detlef aus Hemer? War es wegen der Arbeit im Heimwerkermarkt oder wegen der Nebentätigkeit in der Stadtgalerie Altena? Vielleicht war es wegen allem.
1987 war ich unruhig, nervös, konzentrationslos, schlief schlecht alleine ein und wachte gerne mal wieder mitten in der Nacht einfach so auf. Irgendetwas musste ich unternehmen.
Im Haus der Stadtgalerie führte ein Arzt den Kurs „Autogenes Training“ durch. Ein Angebot der Volkshochschule Altena. Meine Mutter, ihre Freundin und ich schrieben uns in dem Kurs ein und schon saßen wir im Saal der Stadtgalerie Altena im ersten Obergeschoss.
Alle Teilnehmer saßen mit geschlossenen Augen vornübergebeugt mit den Ellenbogen auf den Knien aufgestützt. Der Arzt redete ruhig und bedächtig seine „Beschwörungsformeln“ und wir sollten uns einfach fallenlassen. Einfacher gesagt, als getan. Zuerst konnte ich mich überhaupt nicht auf dieses Training einlassen. Es drangen Geräusche von der Lennestraße in den Saal und ich war mit meinen Gedanken ständig woanders, aber nicht bei mir selbst.
„Mein linkes Bein wird ganz ruhig... mein rechtes Bein wird ruhig... mein linker Arm wird ruhig... mein rechter Arm wird ruhig... mein linkes Bein wird warm... mein rechtes Bein wird warm...“, und so weiter... und so weiter...
Irgendwann