Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон

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großen roten Auto meilenweit die Umgegend durchjagen mit einer Geschwindigkeit, die ihm manche Strafe eintrug. Er zahlte lachend und ließ die Leute über seinen neuen Wahnsinn reden. Eines Sonntags befand er sich spät am Nachmittag jenseits der Bucht in den Piedmont-Bergen, diesmal aber nicht in seinem eigenen Wagen. Er war der Gast Wasserfall-Bills, eines Glücksritters, der nach dem Süden gekommen war, um das siebente Vermögen durchzubringen, das er dem gefrorenen Boden Alaskas entrissen hatte. Er war es gewesen, der das Land mit einem Meer von Champagner – zu fünfzig Dollar die Flasche – überschwemmte; der den Eiermarkt bis hundertzehn das Dutzend in die Höhe getrieben hatte, nur um seine Liebste zu ärgern, die ihm den Laufpaß gegeben; der einen Extrazug genommen und jeden Rekord zwischen San Franzisko und New York geschlagen hatte. Nun war er wieder hier – »das Glückskind der Hölle«, wie Daylight ihn nannte – und im Begriff, sein letztes Vermögen zum Fenster hinauszuwerfen.

      Es war eine lustige Gesellschaft. Sie hatten sich gut amüsiert und waren jetzt von San Franzisko um die Bucht herum über San José nach Oakland unterwegs. Dreimal waren sie wegen zu schnellen Fahrens angehalten worden, das drittemal waren sie jedoch ihrem Plagegeist entwischt. Da sie fürchteten, daß er telephonischen Bescheid gegeben hätte, sie anzuhalten, waren sie hinten um die Berge herumgefahren und sausten nun auf Oakland zu.

      In voller Fahrt schwangen sie um eine Wegbiegung und sahen vor sich einen abgeschlossenen Seitenweg. Jenseits des Gatters hielt auf einem kastanienbraunen Pferd eine junge Dame, die sich gerade niederbeugte, um das Gattertor zu schließen. Schon auf den ersten Blick kam sie Daylight sehr bekannt vor. Im nächsten Augenblick richtete sie sich mit einer Bewegung, die nicht zu verkennen war, im Sattel auf und ritt fort. Es war Dede Mason – er erinnerte sich, von Morrison gehört zu haben, daß sie sich ein Reitpferd hielt, und freute sich, daß sie ihn nicht in der lauten Gesellschaft bemerkt hatte. Wasserfall-Bill stand auf, klammerte sich mit einer Hand an die Rückseite des Vordersitzes und winkte mit der andern, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Er spitzte die Lippen, um den durchdringenden Pfiff auszustoßen, für den er in alten Tagen berühmt gewesen war, als Daylight ihm das Knie auf die Schulter setzte und ihn auf seinen Sitz zurückdrängte.

      »Du k–k–kennst die Dame?« sprudelte Wasserfall-Bill hervor.

      »Jawohl,« antwortete Daylight, »und darum sollst du den Mund halten.«

      »Schön. Ich gratuliere dir zu deinem guten Geschmack, Daylight. Sie ist einfach Puppe, und reiten kann sie auch!«

      Jetzt kamen einige Bäume dazwischen, so daß sie nicht mehr zu sehen war, und Wasserfall-Bill stürzte sich in das Problem, wie sie den lauernden Schutzleuten entwischen sollten, während Daylight sich im Wagen zurücklehnte, nachdem er noch gesehen hatte, wie Dede Mason den Landweg hinuntergaloppierte. Sie ritt im Herrensitz und saß ausgezeichnet zu Pferde. Bravo, Dede! Daß sie den Mut hatte, auf die einzige natürliche Art zu reiten, sprach auch wieder für sie. Sie hatte den Kopf auf dem rechten Fleck, das war sicher. Als sie am Montag zum Diktat hereinkam, betrachtete er sie mit erneutem Interesse, wenn er sich auch nichts merken ließ. Aber der nächste Sonntag fand ihn selbst zu Pferde jenseits der Bucht zwischen den Piedmont-Bergen. Er ritt den ganzen Tag umher, sah aber nicht einen Schimmer von Dede Mason, obwohl er schließlich auf dem Seitenwege mit den zahlreichen Gattern nach Berkeley ritt, wo sie nach Morrisons Erzählung angeblich wohnte.

      Es war ein verlorener Tag, denn Dede Mason hatte er nicht getroffen; und doch nicht ganz verloren, denn Daylight hatte die frische Luft und den Ausflug so genossen, daß er am nächsten Tage dem Pferdehändler den Auftrag gab, ihm das beste kastanienbraune Pferd zu verschaffen. Im Laufe der Woche besah er eine ganze Herde kastanienbrauner Pferde, probierte verschiedene, war aber nicht zufrieden. Erst am Sonnabend fand er Bob, der ziemlich groß war für ein Reitpferd, aber nicht zu groß für einen so starken Mann wie Daylight.

      »Das ist der richtige«, sagte Daylight; aber der Händler war nicht so zuversichtlich. »Er steckt voll von Launen und Einfällen, wenn er auch nicht eigentlich boshaft ist. Er kann Ihnen gelegentlich den Hals brechen, aus reinem Vergnügen, verstehen Sie, ohne sich was dabei zu denken. Ich selbst möchte ihn nicht reiten. Aber er ist ein Prachttier! Nicht der geringste Fehler! Er hat nie harte Arbeit geleistet. Es ist aber noch niemand mit ihm fertig geworden. Er ist aus den Bergen und von früh auf schlechte Wege gewohnt. Er ist so sicher auf den Beinen wie eine Ziege, solange er sich nicht auf die Hinterhand setzt. Er schlägt nicht aus, steigt nur. Man muß ihn mit Sprungriemen reiten. Es kommt ganz auf seine Laune an. Einen Tag kann man ihn in aller Gemütsruhe mehr als zwanzig Meilen reiten, und am nächsten Tage ist er gar nicht zu regieren. Automobile kennt er so gut, daß er sich neben sie zum Schlafen legen oder Heu aus ihnen fressen würde. Er läßt neunzehn vorüberlaufen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, und über das zwanzigste setzt er vielleicht aus reinem Übermut wie ein durchgegangener Mustang hinweg. Alles in allem: Er ist zu lebhaft und nicht zuverlässig genug. Der jetzige Besitzer hat ihm den Namen Judas Ischariot gegeben und will ihn nicht verkaufen, ohne daß der Käufer alles von ihm weiß. Mehr kann ich Ihnen nicht erzählen – aber schauen Sie sich mal die Mähne und den Schweif an! Haben Sie je so etwas gesehen? Haare, so fein wie die eines kleinen Kindes!«

      Der Händler hatte recht. Daylight untersuchte die Mähne und fand sie feiner als die irgendeines Pferdes, das er je gesehen. Auch die Farbe war ungewöhnlich, fast kastanienbraun. Während Daylight seine Finger durch das Haar gleiten ließ, wandte Bob den Kopf und legte ihm scherzend das Maul auf die Schulter.

      »Satteln Sie ihn, ich will ihn probieren«, sagte er zum Händler. »Ich möchte wissen, ob er Sporen gewöhnt ist. Aber keinen englischen Sattel. Geben Sie mir einen guten mexikanischen und eine leichte Kandare, weil er zum Steigen neigt.«

      Daylight überwachte die Vorbereitungen, legte selbst die Kandare an, stellte die Steigbügelriemen und schnallte den Gurt fest. Zu dem Sprungriemen schüttelte er den Kopf, hörte aber auf den Rat des Händlers und ließ ihn anlegen. Und Bob war außer einer gewissen feurigen Unruhe und ein paar scherzhaften Versuchen, sich auf die Hinterbeine zu stellen, sehr brav. Auch auf dem nun folgenden Ritt betrug er sich sehr manierlich bis auf einige unzulässige Seitensprünge und Tanzschritte. Daylight war entzückt; der Handel wurde abgeschlossen und Bob sofort mit allem Zubehör nach der anderen Seite der Bucht in die Ställe der Oakland-Reitschule geschickt.

      Am nächsten Tage, einem Sonntag, war Daylight früh auf und setzte mit der Fähre über. Er hatte Wolf bei sich, seinen alten Leithund, den einzigen von seinem Gespann, den er aus Alaska mitgebracht hatte. Aber wieviel er auch in den Pindmont-Bergen und auf dem Wege mit den vielen Gattern in Berkeley spähte, sah er doch keinen Schimmer von Dede Mason und ihrem kastanienbraunen Pferd. Ihm blieb jedoch nicht viel Zeit für seine Enttäuschung, denn er hatte genug mit seinem eigenen Kastanienbraunen zu tun. Bob versuchte allerhand Neckereien und Widersetzlichkeiten und ermüdete seinen Reiter ebenso wie der Reiter ihn. Daylight mußte seine ganze Kenntnis von Pferden aufwenden, während Bob wiederum alles versuchte, was sein Pferdeverstand hergab. Als er fühlte, daß der Sprungriemen sich gelockert hatte, begann er zu zeigen, was er an Steigen leisten konnte. Nach zehn Minuten vergeblicher Mühe mußte Daylight absteigen und den Sprungriemen anziehen, worauf Bob sich als ein Muster engelhafter Güte erwies. Es glückte ihm, Daylight völlig hinters Licht zu führen. Eine halbe Stunde verging, Daylight ritt, nichts Böses ahnend, im Schritt und drehte sich eine Zigarette, während er mit schlaffen Knien im Sattel saß und die Zügel lose über den Hals des Tieres hängen ließ. Plötzlich wirbelte Bob mit blitzartiger Schnelligkeit herum und drehte sich, die Vorderfüße in der Luft, auf den Hinterbeinen, wie auf einer Achse. Als Daylight zur Besinnung kam, war sein rechter Fuß aus dem Steigbügel, während seine Arme den Hals des Tieres umklammerten; und Bob benutzte die Gelegenheit und rannte den Weg hinunter. Daylights einzige Hoffnung war, daß er in diesem Augenblick nicht Dede Mason begegnete. Dann gelang es ihm, sich wieder zurechtzusetzen und die Herrschaft über das Pferd zu gewinnen.

      »Na, Bob,« sagte er zu dem Tiere, während er sich den Schweiß aus den Augen wischte, »ich muß schon gestehen, daß du das verfluchteste,

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