Bombenstimmung. Dietmar Wolfgang Pritzlaff
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3. = Eine Person kommt mit Strick und Abschiedsbrief auf die Bühne. Sie weint und liest nochmals den Brief. Sie legt ihn vorsichtig irgendwohin und erhängt sich dann. Keine Stimme schreit nach ihr.
4. = Eine Person rennt auf die Bühne, fällt, steht wieder auf. Rennt auf eine Wand zu und schlägt sich Kopf an der Wand, Die Person schreit. Sie schluckt Schlaftabletten und Gift und krümmt sich auf dem Boden, Steht wieder auf und versucht sich selber totzuschlagen. Sie nimmt ein Messer und sticht sich selber. Eine zweite Person kommt dazu und schaut sich die erste Person an die jetzt versucht sich selber zu erwürgen. Dann stellt zweite Person der ersten Person ein Bein. Erste Person bleibt tot liegen. Zweite Person reibt sich die Hände, lächelt ins Publikum und geht.
25. Szene - Betende Sünder
(Ein Pfarrer und eine Frau im Beichtstuhl)
FRAU: Hochwürden, ich habe gesündigt.
PFARRER: Wie hast du gesündigt?
FRAU: Ich habe mit einem Mann geschlafen.
PFARRER: Was war das für ein Mann?
FRAU: Es war Franz, mein Ehemann.
PFARRER: Dann ist es doch keine Sünde. Denn es ist ja dein dir angetrauter Ehemann. Eine Ehe bringt auch Pflichten mit sich, mein Kind.
FRAU: Ja, aber...
PFARRER: Ja mein Kind?
FRAU: Wir haben es mit - mit...
PFARRER: Ja mein Kind.???
FRAU: Mit Gummi getan.
PFARRER: Mit Gummi sagst du, tja dann mußt du doch um dein Seelenheil beten. Denn der Herr sprach: Gehet hin und mehret euch. Wenn du dich freimachen willst - ähhh - ich meine von all deinen Sünden, dann bete mein Kind. Bete drei Ave Maria.
FRAU: Ja, Herr Pfarrer, das will ich tun, aber...
PFARRER: Ist denn da noch etwas, mein Kind, was du mir sagen solltest?
FRAU: Herr Pfarrer, ich werde beten, aber Herr Pfarrer ich kann mich nicht dem Akt der Liebe hingeben. Auch wenn ich bete geht es nicht. Ich habe jedesmal Angst und durch die Angst wirkt die Liebe meines Mannes wie eine Folter bei mir.
PFARRER: Aber Kind, du mußt dich lösen von deinen Zwängen und Ängsten. Du mußt lockerer, ungezwungener werden. Die Liebe soll das Höchste sein, hinter der Anbetung Gottes natürlich, was der Mensch verrichten kann auf unsere Welt.
FRAU: Aber wie kann ich so frei lieben lernen, Herr Pfarrer?`
PFARRER: Komm zu mir mein Kind. Komm. Komm her zu mir. (Frau geht zum Pfarrer hinüber) Komm nur her, Kleines, komm setz dich auf meinen Schoß, dann beten wir gemeinsam und dann..
FRAU: Und dann?
PFARRER: Dann wirst du schon sehen. Es wird dir gefallen. Und dazu gebe ich dir natürlich den göttlichen Segen. Komm laß uns anfangen zu beten.
(Licht aus)
26. Szene - Der Traum der Raketen
(Zwei Atomraketen stehen zu beiden Seiten der Bühne. Die Raketen werden von Menschen dargestellt.)
RAKETE 1: (schwelgend) Ich bin schön. Ich kann fliegen, weit und hoch, hat man mir gesagt.
RAKETE 2: (lustlos) Ich auch.
RAKETE 2: Vor mir hat die Welt Respekt.
RAKETE 2: Vor mir auch.
RAKETE 1: Wer mich besitzt hat die Macht.
RAKETE 2: Na, na. Nimm den Mund nicht so voll.
RAKETE 1: Ich möchte fliegen, fliegen hoch über den.Wäldern, über Täler, Seen und fernen Ländern.
RAKETE 2: Biste platzt. Dann ist alles vorbei.
RAKETE 1: Aber das ist doch der Sinn einer Rakete.
RAKETE 2: Und was hast du hinterher davon gehabt? Du bist zerstört, die Welt ist zerstört. Aus. Vorbei. Keine Rakete mehr, keine Welt mehr. Nur weil du einmal fliegen wolltest.
RAKETE 1: Wie kann man nur als Rakete, so unraketisch denken?
RAKETE 2: Weil ich es erst gestern wieder gesehen habe, und miterleben mußte. Meinen kleineren Bruder haben Sie für Versuchszwecke hochgehen lassen. Nichts mehr ist übriggeblieben von ihm. Deshalb.
RAKETE 1: Er explodierte für das Vaterland.
RAKETE 2: Sei still. Sei bloß still.
RAKETE 1: Schon gut.
RAKETE 2: Ich will dir mal was sagen. Es kann schon bald sein, daß wir fliegen werden. Ich habe so was im Gefühl.
RAKETE 1: Ach du, was du immer hast.
RAKETE 2: Sei mal still, ich glaube sie kommen. Hörst du nicht, sie kommen!
RAKETE 1: Ich hab Angst. Du hast mir Angst gemacht.
RAKETE 2: Da hilft kein Zittern und kein Beten mehr. Sie kommen, sei tapfer. Bald bis du dahin.
RAKETE 1: Ich will nicht. Ich will nicht. Hör auf.
RAKETE 2: Ja, schrei du nur.
(Zwei Männer. kommen auf die Bühne, packen sich die Raketen und schleppen sie von der Bühne. Lautes Schreien ist noch zu hören.)
RAKETE 1: Ich will nicht. Laßt mich doch los. Ich will nicht, daß nach mir nichts mehr bleibt. Ich will auch nie mehr vom Fliegen träumen. Nein, nein, nein!!!
RAKETE 2: Zu spät. Wir sehen uns ja bald wieder, wenn auch nur für einen kleinen Augenblick. Und dann treten wir gegeneinander an.
27. Szene - Weltuntergang, oder der Schluss, oder doch nicht?
SPRECHER: (tritt auf) Liebe Kinder (oder wenn Erwachsene anwesend: Meine sehr verehrten Damen und Herren) in dieser Minute wird uns eine kleine Erschütterung heimsuchen. Grelles Licht und eine Druckwelle, die die Scheiben zerspringen lassen wird, werden folgen. Falls ihr danach nichts mehr sehen solltet, so sind eure Augen verbrannt. Falls ihr nichts mehr spüren solltet, so sind Sie tot, und das Fleisch wird euch von den Knochen fallen. Aber bitte, bitte liebe Kinder (oder: Damen und Herren) keine Panik. Bewahrt bitte Ruhe und stört den Untergang der Welt nicht unnötig mit lautem Geschrei. Ich danke für eure Aufmerksamkeit und wünsche euch viel Spaß in dieser letzten Minute.
(Licht aus, sehnsuchtsvolle Musik, dazu Sirenen, diese "nervende" Geräuschkulisse, langsam steigern, dann abruptes Ende)
STIMME: (aus dem Lautsprecher) Liebe