Bombenstimmung. Dietmar Wolfgang Pritzlaff
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18. Szene - Mann im Schrank
(Szene wird übertrieben theatralisch gespielt. Im Bett ein sich liebendes Paar, stöhnend - plötzlich: Geräusche auf dem Flur)
FRAU: Hör auf. Sei still. Hörst du nicht?
MANN: Aber Frau, was hast denn du?
FRAU: Geräusche, Geräusche dringen an mein Ohr.
MANN: Geräusche? Woher - woher - woher kommen sie?
FRAU: Vom Flur, vom Flur, vom Flur, mein Schatz.
MANN: Vom Flur?
FRAU: Ja vom Flur, vom Flur, vom Flur.
MANN: Ja, dann muß ich schnell weg.
FRAU: Aber wohin, wohin, wohin willst du so schnell. Die Geräusche kommen immer näher. Sie werden immer lauter, ach.
MANN: Wer kann das sein, mein holdes Weib?
FRAU: Es ist bestimmt mein - Mann, oh weh!
MANN: Was will denn der schon hier?
FRAU: Mich lieben.
MANN: So wie ich?
FRAU: Ja, so wie du.
MANN: So wie ich?
FRAU: Ja so wie du.
MANN: So wie ich?
FRAU: Ja, so - so - so - so wie du.
MANN: Na gut, aber wohin jetzt bloß? Ich kann nicht raus. Auf dem Flur dein Mann. Unterm Fenster - der Wassergraben mit den Krokodilen. Wohin, wohin also, wohin denn nur?
FRAU: In den Schrank, da ist noch Platz, hinein mit dir mein kleiner Schatz.
MANN: Na denn bis gleich mein Schnuckelchen.
(Mann verschwindet im Schrank, der Ehemann kommt herein)
EHEMANN: Ich habs gewußt, ein andrer Mann.
FRAU: Waaaaas?
EHEMANN: Ein andrer Mann.
FRAU: Bitte?
EHEMANN: Ein andrer Mann war bei dir noch gerade.
FRAU: Aber nein, komm her zu mir. Sei still. Es gibt keinen anderen Mann für mich, als dich.
EHEMANN: Doch was ist das; Geräusche aus dem Schrank und dann und dann und dann...
FRAU: Ja um Gottes Willen, und was denn dann?
EHEMANN: Ich hab es gleich gerochen. Der Duft, der Duft ist nur von ihm.
FRAU: Von wem?
EHEMANN: Von meinem Freund, mein liebster Freund. Nur er duftet so nach Rosen.
FRAU: Ro - ro - ro - ro - ro -ro - rrrrrrrrrrr - Rosen?
EHEMANN: Ja Rosen, Rosen, so lieblich und zart. (Ehemann geht zum Schrank, öffnet die Tür, Mann kommt hervor) Da ist er ja, mein holder Jüngling. Ich benetze ihn mit heißen Küssen. Mein lieber Schatz.
FRAU: Dein was, was, was, was?
EHEMANN: (zum Publikum) Also sie hat heute irgend etwas mit den Ohren (zur Frau, schreiend) Mein lieber Schatz!
FRAU: Was, was, was, was, was, was ist geschehn?
(Mann und Ehemann gehen Arm in Arm ab, beachten die Frau im Bett gar nicht mehr)
(Licht aus)
19. Szene - Einsamkeit, oder das langsame sterben des Menschen im Mensch
(Licht blendet langsam auf, ein Schauspieler sitzt allein auf einem Stuhl auf der Bühne)
EINSAMER: Ich sitze hier allein, völlig allein. Alleingelassen und einsam. Ich zähle Sekunden, Minuten, Stunden und Schafe.. Die Zeit will nicht vergehn. sie fließt nur zäh und träge an mir vorbei. Mit jeder Minute in der nichts geschieht wächst meine Ungeduld, wächst meine Unzufriedenheit mit mir selbst, doch es fehlt mir die Lust und die Kraft dazu, der Zeit nachzueilen, etwas zu tun, aufzustehen, zu gehen, mit anderen zu reden. (PAUSE) Mit anderen? Mit wem denn? (PAUSE) Ich hatte heute so viel vor. Ich wollte erst zu meinen Eltern, später zu Freunden, zu Frank, mit ihm vielleicht ins Theater oder zu Bettina und mit ihr in die Disco. Aber - Frank ist ja noch immer sauer - hach - wegen so ner blöden Sache - und - und Bettina, da muß ich ja ne Stunde fahrn. (PAUSE) Also wieder nichts. Keiner der kommt. (PAUSE) Ich gehe - nein, oder? - Warum gehe ich nicht, warum? Keine Kraft. Aber wenn ich sie hätte, oh, dann würde ich, dann würde ich... - aber wollen andere Leute mich sehen? Die haben bestimmt andere Sorgen, als die Zeit mit mir totzuschlagen. Und ich bleibe eben allein. Is ja auch schön, nur eben - einsam. (PAUSE) Einsamkeit - Einsamkeit ist die fehlende Kraft auf andere Menschen zuzugehen, sie zu verstehen, mit ihnen zu leben.und... und... Es gibt in dieser Minute viele, denen diese Kraft genauso fehlt, wie mir. Und durch das Sich-Selbst-Bedauern fallen sie, wie ich, immer mehr in ihre Einsamkeit, ja - (PAUSE) Ich bin einsam, hört ihr, ich bin einsam in dieser Minute.
(Licht langsam ausblendend)
20. Szene - Roulette
(Im Spielcasino will eine Frau ihren Mann dazu bewegen endlich zu gehen. Einige Schauspieler stehen an einem "Spieltisch" mit dem Rücken zum Publikum. Nur MANN und FRAU spielen zum Publikum. Mann geht immer nach hinten an Spieltisch drängelt sich dazwischen und setzt sein Geld.)
MANN: (zur Frau) Warte noch. Gleich wird meine Glückssträhne wiederkommen. Bestimmt.
FRAU: Du hast genug verspielt. Komm bitte.
MANN: Nur noch einmal, ich versprechs dir. (Er rennt zurück zum Spieltisch, dreht sich um.) Ich habe auf die 20 gesetzt. (Er geht zu seiner Frau.)
CROUPIER: Nichts geht mehr. (PAUSE) Die 21 gewinnt.
MANN: (Mann rennt wieder zu Spieltisch, kommt dann wieder nach vorne.) Jetzt aber, paß auf. (lacht) Die 13.
FRAU: Hör auf . Hör bitte auf. du weißt wie das endet.
MANN: Jetzt kommt meine Zahl. Du wirst sehen.
CROUPIER: Die 17 gewinnt, Gewinn für die 17.
(Mann will wieder zum Spieltisch. Frau hält ihn fest.)
FRAU: Du hast schon dein ganzes Gehalt von diesem Monat verspielt. Mit was willst du noch weiterspielen?
MANN: Ich habe noch genug Geld.
FRAU: Woher?
MANN: Von der Bank, was sonst.
FRAU: