Die heimliche Geliebte. Barbara Cartland

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Die heimliche Geliebte - Barbara Cartland Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland

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      Der Marquis lehnte jede Verbindung mit einem solchen Mann ab, und obwohl sie sich gelegentlich in Carlton House oder einem der Spielclubs trafen, standen sie nur auf flüchtigem Grußfuß miteinander.

      Nach einigen Sekunden brach Sir Julius das Schweigen, wobei er offensichtlich seine Worte sorgsam wählte.

      „Ich habe soeben gesehen, daß jemand dieses Zimmer betrat, eine Frau.“

      Der Marquis hob die Augenbrauen.

      ,,Da hat Ihnen das spärliche Licht auf dem Gang einen Streich gespielt. Sie können nur meinen Kammerdiener meinen. Gute Nacht, Stone.“

      Er wollte gerade die Tür schließen, als Sir Julius eine Schulter dazwischenschob.

      „Einen Augenblick noch, Ruckford“, sagte er. „Auf meine eigenen Augen kann ich mich verlassen. Ich sah eine Frau hier eintreten, die mir gehört.“

      „Zweifeln Sie etwa meine Worte an?“ fragte der Marquis.

      Obwohl er die Stimme nicht erhoben hatte, bewirkte sein Ton, daß Sir Julius einen Schritt zurücktrat.

      „Ich war mir meiner Sache völlig sicher“, murmelte er.

      „Gute Nacht, Stone“, wiederholte der Marquis, zog die Tür zu und verschloß sie von innen.

      Sekunden später teilten sich die Vorhänge, und das Mädchen schlüpfte heraus.

      Ein paar Augenblicke vergingen, bis der Marquis vernahm, daß sich die Schritte Sir Julius Stones wiederwillig entfernten. Erst als alles ruhig war, verließ er seinen Posten hinter der Tür.

      „Ist er weg?“ fragte eine weiche Stimme.

      „Ich denke schon, er könnte aber zurückkommen. Sie sollten daher vorsichtig sein.“

      „Ich danke Ihnen mehr als ich sagen kann“, sagte die atemlose kleine Stimme.

      „Kommen Sie näher zum Feuer“, schlug er vor. „Wenn Sie Ihrem lästigen Verehrer nicht noch einmal begegnen wollen, müssen Sie noch etwas warten, bevor Sie in Ihr Zimmer zurückkehren.“

      „Das kann ich nicht“, rief das Mädchen entsetzt.

      Mit einer Handbewegung bedeutete er ihr, auf einem Sessel gegenüber Platz zu nehmen. Sie sank auf die Kante und zog nervös den Schal über ihrer Brust zusammen, als ob ihr jetzt erst klargeworden wäre, wie wenig sie anhatte.

      Als sie den Blick hob, wirkte sie so jung und schutzlos, daß er ihr das Lächeln schenkte, das viele Frauen an ihm unwiderstehlich fanden.

      „Wollen Sie mir nicht erzählen, wie Sie in diese Lage geraten sind?“ fragte er.

      „Wenn ich das nur selbst wüßte.“ Da er jedoch offenbar auf eine Antwort wartete, begann sie zu sprechen. „Ich bin heute abend in der Postkutsche zusammen mit meiner Dienerin angekommen. Es war vorgesehen, daß die Passagiere hier übernachten sollten. Vorher wurde im Speisesaal ein Essen serviert.“

      Der Marquis war nicht besonders an ihren Worten interessiert, sondern lauschte vor allem auf den Klang ihrer weichen, musikalischen Stimme. Inzwischen fand er sie noch reizender, als sie ihm auf den ersten Blick erschienen war.

      Im Licht des Feuers wirkte die Farbe ihres Haares wie auf den Bildern früher Renaissanceschönheiten. Er glaubte, noch nie so große Augen gesehen zu haben. Sie hatte eine schmale, gerade Nase, und ihre schön geschwungenen Lippen waren von dem sanften Rot einer erblühenden Rose.

      „Wie heißen Sie?“ fiel er ihr ins Wort.

      „Vanessa Lens“, erwiderte sie.

      „Ich bin der Marquis von Ruckford.“ Da er das Gefühl hatte, daß sich ihre Augen ein wenig weiteten, fügte er hinzu: „Vielleicht haben Sie schon von mir gehört.“

      „Aber ja, ich habe gehört, daß Sie einige sehr schöne Bilder besitzen.“

      Das war mit Sicherheit nicht die Antwort, die er erwartet hatte.

      „Interessieren Sie sich denn für Bilder?“ fragte er.

      „Mein Vater ist Miniaturenmaler.“

      Er dachte einen Augenblick nach.

      „Ich weiß von einem Bernard Lens“, sagte er. „Das kann aber nicht Ihr Vater sein, er lebte vor zu langer Zeit.“

      „Bernard Lens war mein Urgroßvater.“

      „Wie interessant“, rief der Marquis. „Wenn ich recht informiert bin, war er der erste englische Künstler, der auf Elfenbein malte.“

      Vanessas Gesicht leuchtete.

      „Wie schön, daß Sie von ihm gehört haben. Seine Arbeiten waren unvergleichlich, wie übrigens auch die meines Vaters.“

      „Hoffentlich habe ich das Vergnügen, einige davon zu sehen.“

      „Das hoffe ich auch“, erwiderte Vanessa.

      Plötzlich schien ihr ihre unkonventionelle Situation zum Bewußtsein zu kommen, und sie setzte nervös hinzu: „Glauben Sie, daß es jetzt draußen für mich sicher ist?“

      „Haben Sie nicht gesagt, daß Sie nicht in Ihr Zimmer zurückkehren wollen?“

      „Das stimmt, aber ich könnte zu Dorcas, meiner Dienerin, hinaufgehen. Bei ihr wäre ich bis zum Morgen sicher, wenigstens hoffe ich das.“

      Ihre zweifelnde Stimme veranlaßte ihn zu der Bemerkung, daß sie ihre Geschichte noch nicht zu Ende erzählt habe.

      „Wollen Sie nicht fortfahren?“ bat er.

      „Ja, natürlich, schon damit Sie verstehen, was geschehen ist.“ Sie zog ihren Schal ein wenig fester um sich. „Wir hatten unser Mahl fast beendet, als dieser Mann, den Sie Stone nannten, in das Speisezimmer kam. Er tobte, weil der Wirt ihm keinen Privatsalon gegeben hatte, setzte sich aber schließlich und gab seine Bestellung in ausgesprochen rüdem Ton auf. Sein Tisch befand sich nicht weit von meinem Platz entfernt. Er starrte mich fortwährend an, was mir sehr peinlich war, dann sah ich, daß er einen Kellner rief.“

      „Wie ging es weiter?“ fragte der Marquis.

      „Der Kellner kam und fragte, ob ich mit dem Herrn ein Glas Wein trinken wolle, was ich natürlich ablehnte. Dorcas und ich erhoben uns sofort, um unsere Zimmer aufzusuchen.“ Mit leicht zitternder Stimme sprach sie weiter: „Als wir das Speisezimmer verlassen wollten, blockierte der Mann uns den Weg.

      ,Ich glaube, wir haben uns schon einmal getroffen‘, sagte er. ,Sie würden mich sehr verletzen, wenn Sie meine Einladung ausschlügen.‘

      ,Ich bin sehr müde und wünsche schlafen zu gehen‘, erwiderte ich.

      ,Wie können Sie so ungefällig sein‘, beharrte er. ,Was ist schon dabei, wenn Sie ein Glas Wein mit mir trinken. Ich habe Ihnen viel zu sagen.‘

      ,Lassen Sie mich vorbei‘, fuhr ich ihn an. ,Meine Antwort kennen Sie bereits.‘

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