Dr. Daniel Staffel 1 – Arztroman. Marie Francoise

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Dr. Daniel Staffel 1 – Arztroman - Marie Francoise Dr. Daniel Staffel

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alle Bedenken beiseite. Dem jungen Mädchen mußte Mut gemacht werden.

      »Ja, Frau Schütz, ich bin sicher, daß Sie gesund werden«, meinte er. »Und Sie werden auch ein Baby haben, wenn Sie erst die Strapazen der letzten Zeit überwunden haben.«

      Professor Thiersch warf ihm einen kurzen Blick zu, enthielt sich aber jeglichen Kommentars, dann richtete er sich auf.

      »So, Frau Schütz, das Schlimmste haben Sie bald überstanden«, meinte er. »Und wenn sich Ihr Blut normalisiert hat, dann können Sie wieder in Ihr altes Zimmer zurück.«

      »Wann darf ich denn nach Hause?« wollte sie wissen.

      »Na, da gedulden Sie sich mal noch ein bißchen«, erklärte Professor Thiersch­, dann verließ er das Zimmer, während sich Dr. Daniel einen Stuhl ans Bett zog und sich setzte.

      »Professor Thiersch will ganz sichergehen«, erklärte er. »Er wird Sie erst dann entlassen, wenn er Sie für geheilt hält. Aber keine Sorge, das wird nicht mehr allzu lange dauern. Das Knochenmark Ihres Bruders wird sich schnell vermehren und gesunde Blutzellen bilden.«

      »Glauben Sie, daß ich Weihnachten nach Hause kann?«

      Dr. Daniel rechnete kurz nach, dann nickte er. »Ja, Frau Schütz, ich denke schon.«

      *

      Schon nach den ersten Wochen bemerkte Silvia Burgner, daß sich ihr Leben von Grund auf ändern würde – doch es war eine angenehme Veränderung. Gleich nachdem sie aus der Klinik gekommen war, war sie über Annas Anwesenheit sehr froh gewesen, denn es war gar nicht daran zu denken, daß sie ihre Pflichten gleich wieder in vollem Umfang aufnehmen konnte. Und Anna half auf so unscheinbare Weise, daß Silvia sich überhaupt nicht eingeengt fühlte.

      Und so dauerte es auch nicht lange, bis sich zwischen den beiden Frauen eine intensive Freundschaft entwickelt hatte. Schon längst waren sie zum vertrauten Du übergegangen, und Silvia stellte mit großer Freude fest, daß sie plötzlich mehr Zeit für ihre Kinder hatte. Und auch ihren kleinen Hobbys wie Stricken und Lesen konnte sie des öfteren nachgehen, weil Anna ihr einen großen Teil der Hausarbeit abnahm.

      Trotzdem konnte sich zumindest Anna nicht rückhaltlos über das Ganze freuen. Irgendwie rechnete sie noch immer damit, daß sie das Haus der Burgners eines Tages wieder würde verlassen müssen.

      Eine Woche vor Weihnachten faßte sie sich dann ein Herz und sprach das Thema an. Und sie stellte dabei fest, daß Silvia und Richard schon darauf gewartet hatten.

      »Wie soll das mit uns nun eigentlich weitergehen?« wollte Anna wissen, und die Angst griff ihr dabei mit eisiger Hand ans Herz.

      Silvia und Richard wechselten einen Blick.

      »Darüber haben wir auch schon nachgedacht«, gab Silvia offen zu.

      »Ja, und ich glaube, wir haben eine Lösung gefunden«, fügte Richard mit einem sanften Lächeln hinzu.

      Der liebevolle Ton, in dem Richard mit ihr sprach, wärmte Annas Herz immer wieder aufs neue. Und plötzlich wußte sie, daß sie sich umsonst Sorgen gemacht hatte. Silvia und Ri­chard würden sie nicht mehr wegschicken – niemals mehr.

      »Wir möchten das Dachgeschoß unseres Hauses ausbauen«, fuhr Ri­chard jetzt fort. »Auf diese Weise hättest du dein eigenes Reich, wenn du dich mal zurückziehen möchtest. Schließlich braucht doch jeder von uns einen gewissen Freiraum, nicht wahr?«

      Ein strahlendes Lächeln erhellte Annas Gesicht. »Dann darf ich also wirklich bei euch bleiben?«

      »Natürlich«, bekräftigte Richard. »Was hattest du denn gedacht?«

      Silvia schlug in die gleiche Kerbe. »Unser aller Leben ist doch viel ausgefüllter geworden, seit wir zusammen sind.«

      Anna ließ die Worte in sich nachklingen. Ja, Silvia hatte recht. Ihr Leben war jetzt wirklich ausgefüllt. Sie hatte nach dreiunddreißig Jahren endlich wieder das Gefühl, gebraucht zu werden, und das war das Schönste, was es auf dieser Welt gab.

      *

      Zwei Tage vor Weihnachten gab Professor Thiersch endlich grünes Licht für Leandra. Sie durfte nach Hause, doch der Chefarzt schärfte ihr ein, sich noch sehr zu schonen.

      »Aber ich werde gesund bleiben…, ich werde leben, oder?« fragte Lean­dra, die durch diese Bemerkung schon wieder verunsichert worden war. Sie konnte noch immer nicht so recht an ihre Heilung glauben.

      Professor Thiersch nickte. »Ja, Frau Schütz, Ihr Blut ist gesund, und ich bin sicher, daß es das auch bleiben wird.« Mit einer Herzlichkeit, die er nur äußerst selten zeigte, ergriff er Lean­dras Hand. »Ich wünsche Ihnen alles Gute, Frau Schütz. Und besuchen Sie mich, wenn Sie ein Baby haben. Ich würde es gern sehen.«

      Leandra strahlte, und unwillkürlich dachte sie daran, daß sie vor diesem Mann einmal Angst gehabt hatte. Doch in den vergangenen Wochen hatte sie ihn richtig liebgewonnen.

      »Gehen wir, Liebling?« Mit einer sanften Geste umfing Christian die Schulter seiner jungen Frau.

      Leandra lächelte ihn zärtlich an. »Ja, Chris, fahren wir nach Hause.«

      Der Weg zu der kleinen Wohnung, die sie unmittelbar nach ihrer Hochzeit gemietet hatten, war nicht weit. Und kaum hatten sie ihr eigenes Reich betreten, da führte Leandras erster Weg in das Kinderzimmer, das sie schon vor Monaten eingerichtet hatten.

      Zärtlich streichelte sie das helle Holz des Gitterbettchens und betrachtete die bunte Spieluhr, die über dem Bett hing, dann drehte sie sich zu Christian um, der hinter ihr stand und sie liebevoll anschaute.

      »Glaubst du, daß sich unser Wunsch jetzt endlich erfüllen wird?« fragte sie.

      Christian nahm sie in die Arme und nickte. »Ich bin sicher, Liebes. Nächstes Jahr wird in diesem Bett ein kleines Baby liegen.«

      *

      Dr. Daniel war gerade im Begriff sein Sprechzimmer zu verlassen, als die Empfangsdame noch eine Besucherin anmeldete.

      »Frau Deichmann möchte sie kurz sprechen«, erklärte sie.

      Dr. Daniel war überrascht. Es war das erste Mal, daß Anna Deichmann ihn in der Praxis aufsuchte. Normalerweise hatte sie ihn immer um Hausbesuche gebeten.

      »Schicken Sie sie gleich herein, Frau Meindl«, bat Dr. Daniel. Dann stand er auf, um der Patientin entgegenzugehen. Doch als sich die Tür öffnete und eine strahlende Anna Deichmann eintrat, blieb Dr. Daniel abrupt stehen. War das dieselbe Frau, die stets einen melancholischen Ausdruck in den Augen gehabt hatte? Konnte das die Frau sein, die so einsam gewesen war, daß sie einen Gynökologen um Hausbesuche gebeten hatte, nur um einmal mit jemandem sprechen zu können?

      »Guten Tag, Herr Doktor«, grüßte sie mit freundlicher, fester Stimme. Nichts erinnerte mehr an die oft nur mühsam vorgebrachten Worte.

      »Frau Deichmann!« stieß Dr. Daniel erstaunt hervor. »Das ist aber eine nette Überraschung.«

      Sie ergriff seine Hand und hielt sie länger als nötig fest.

      »Ich mußte einfach kommen, Herr Doktor«, erklärte sie, und in ihrer Stimme lag dabei ein Unterton, den Dr.

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