Dr. Daniel Staffel 1 – Arztroman. Marie Francoise
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Mit einer einladenden Handbewegung bot er ihr Platz an. Anna setzte sich, dann sah sie den Arzt mit einem glücklichen Leuchten in den Augen an.
»Doch, Herr Doktor, Sie haben sogar sehr viel für mich getan. Sie waren es, der mich auf Silvia aufmerksam gemacht hat.« Ihr Lächeln vertiefte sich. »Ich habe jetzt ein neues Zuhause…, ein Zuhause mit Kindern und Enkelkindern. Ich bin der glücklichste Mensch auf Gottes Erdboden.«
»Das freut mich«, erklärte Dr. Daniel, und man sah ihm an, daß er diese Worte ehrlich meinte.
»Richard hat sich seit Jahren nach einer Mutter gesehnt«, fuhr Anna fort. »Und er ist genau der Mann, den ich mir immer als Sohn gewünscht habe.« Jetzt konnte sie ihren Eifer nicht mehr bremsen. »Gleich im Frühjahr bauen wir das Dachgeschoß aus, damit ich mein eigenes kleines Reich habe – obwohl ich das wahrscheinlich kaum brauchen werde. Richard, Silvia, die Kinder und ich – wir sind eine große, glückliche Familie geworden.« Sie machte eine kleine Pause, dann setzte sie hinzu: »Und mein Häuschen werde ich vermieten…, oder ich lasse es einfach leerstehen. Vielleicht will ja eines meiner Enkelkinder mal dort einziehen.«
Dr. Daniel lachte. »Na, Frau Deichmann, aber bis dahin vergehen aber noch einige Jährchen.«
Anna nickte mit einem glücklichen Auflachen. »Da haben Sie allerdings recht, Herr Doktor. Trotzdem – man kann nie früh genug anfangen zu planen.« Sie stand auf. »So, jetzt muß ich mich beeilen. Ich habe den Kindern Dampfnudeln versprochen.« Sie griff nach Dr. Daniels Hand und verabschiedete sich. »Und nochmals vielen, vielen Dank, Herr Doktor. Sie haben mich zum glücklichsten Menschen der Welt gemacht.«
*
Beschwingt lief Dr. Daniel wenig später die Treppe zu seiner Wohnung hinauf. Und dort wartete schon die nächste Überraschung auf ihn.
»Karina!« stieß er überrascht hervor, als er seine Tochter in der Küche sitzen sah. »Das ist schön, daß du für deinen alten Vater auch mal Zeit hast.«
»Also hör mal, Papa!« widersprach Karina energisch. »Von ›alt‹ kann ja wohl wirklich keine Rede sein.« Sie stellte sich auf Zehenspitzen und küßte ihn auf die Wange. »Außerdem komme ich nicht zu dir.«
Dr. Daniel seufzte. »Hätte ich mir ja denken können. Und wer ist der Glückliche, den du mit deiner Anwesenheit beehren willst?«
Karina grinste. »Nicht der, sondern die. Ich möchte Frau Deichmann besuchen.«
Da lächelte Dr. Daniel. »Diese Mühe hättest du dir sparen können. Frau Deichmann wird bestimmt keine Zeit für dich haben.«
Völlig fassungslos starrte Karina ihren Vater an. »Wie bitte? Aber…, die Frau ist doch immer so allein. Du selbst hast gesagt…«
»Ja, das war vor ein paar Wochen, aber mittlerweile hat sich die Lage grundlegend geändert.« Er legte seiner Tochter einen Arm um die Schultern und führte sie ins Wohnzimmer. »Komm, ich erzähle dir alles.«
Aufmerksam hörte Karina zu, dann glitt ein Lächeln über ihr Gesicht.
»Da hast du einen Menschen…, nein, eigentlich sogar fünf Menschen sehr glücklich gemacht«, meinte sie. »Frau Deichmann hat einen Sohn bekommen, Herr Burgner eine Mutter, die Kinder eine Oma, und Frau Burgner scheint über die Entwicklung auch sehr froh zu sein. Ihr ganzes Leben verläuft jetzt sicher leichter als zuvor.« Mit einem schwärmerischen Glanz in den Augen sah sie ihren Vater an. »Du bist wirklich ein wunderbarer Mensch, Papa.«
*
Leandra war mit ihrem Leben restlos zufrieden. Das Weihnachtsfest hatte sie zusammen mit Christian und ihren Adoptiveltern in der kleinen Wohnung gefeiert, die Christian und sie gleich nach der Hochzeit gemietet hatten.
Anschließend waren alle vier nach Kreta geflogen. Ahilleas holte sie vom Flughafen ab und schloß als erstes seine Schwester in die Arme.
»Ich hätte Weihnachten so gern mit dir gefeiert«, erklärte er. »Aber ich habe hier gewisse Verpflichtungen.« Er grinste. »Du wirst sie heute noch kennenlernen.«
Erst jetzt begrüßte er seinen Schwager und das Ehepaar Krenn, dann begleitete er sie alle zu seinem Auto.
»Es ist zwar nicht das größte seiner Art«, meinte er, »aber ich hoffe, daß wir alle Platz finden werden.«
»Na ja, wenn die Fahrt nicht weit ist«, entgegnete Leandra.
Ahilleas machte ein zerknirschtes Gesicht. »Leider schon. Aber ihr werdet von der kretischen Landschaft so begeistert sein, daß ihr die Unbequemlichkeit gar nicht merken werdet.«
Ahilleas behielt recht. Leandra, Christian und die Krenns konnten sich gar nicht sattsehen an den immer wieder neuen Landschaftsbildern und den vielen Eindrücken, die sie während dieser ersten Fahrt im fremden Land schon aufnahmen.
Und dann erreichten sie auf der gewundenen schmalen Straße den kleinen Ort Kastell. Strahlend weiße Häuser inmitten bunter Blumenpracht beherrschten das Ortsbild, und Leandra fühlte sich hier sofort wie zu Hause.
Dann hielt Ahilleas den Wagen an, und wie auf Kommando liefen Inge und Karl heraus, um ihre Tochter stürmisch in die Arme zu schließen.
»Meine Güte, Leandra, ich habe dich ja so vermißt«, stammelte Inge immer wieder.
»Jetzt laß mich aber auch mal zu unserer Tochter«, verlangte Karl mit Nachdruck und unüberhörbarem Akzent, der in krassem Gegensatz zu seinem deutschen Namen stand.
Das fiel auch Leandra auf. Überrascht sah sie ihren Vater an. Karl und Inge wechselten einen Blick, dann meinte Inge: »Ich glaube, wir müssen die Geschichte noch ein letztes Mal erzählen.«
Karl nickte zustimmend, dann geleitete er seine Tochter in das fremdartig eingerichtete, aber trotzdem sehr gemütliche Haus. Und im Laufe der nächsten zwei Stunden erfuhr Leandra, auf welch abenteuerliche Weise das Leben ihrer Eltern verlaufen war.
»Dann sind Ahilleas und ich eigentlich Prinz und Prinzessin«, meinte Leandra nachdenklich.
Inge schüttelte den Kopf. »Nein, mein Kind, den Adelstitel haben wir endgültig abgelegt, und ich kann dir nur raten – sei froh, daß du niemals eine Prinzessin sein wirst.«
»Und wenn überhaupt, dann nur meine Prinzessin«, warf Christian dazwischen.
Alle mußten lachen, und dieses Lachen vertrieb endgültig die Schatten der Vergangenheit. Sie wollten nichts anderes mehr sein als eine ganz normale Familie.
*
Die Wochen auf Kreta vergingen wie im Flug. Leandra blühte förmlich auf. Sie spürte eine Kraft in sich, die sie in den Wochen ihrer Krankheit immer mehr verloren hatte. Auch ihr Haar begann jetzt endlich wieder zu wachsen. Im Augenblick waren es nur kurze Stoppeln, aber die kamen so dicht, daß man ihre spätere Haarpracht schon ahnen konnte.
Und dann, wenige Tage vor der Abreise nach Deutschland, fühlte Leandra zum ersten Mal dieses eigenartige Ziehen in der Brust. Auch ihre Tage waren überfällig, doch das hatte sie zunächst der Klimaveränderung zugeschrieben. Jetzt sah sie dieses Ausbleiben plötzlich in einem völlig anderen Licht. Sollte es bedeuten, daß sich ihr größter Wunsch endlich erfüllen würde?
Sie