Der Clan der McNarn. Barbara Cartland

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Der Clan der McNarn - Barbara Cartland Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland

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diente, das sie für eine besiegte Kolonie hielten.

      Und dann stellte er plötzlich erstaunt fest, daß er sich für einen Schotten hielt und zum ersten Mal seit Jahren Anstoß daran nahm, daß die Engländer auf die Schotten herabzusehen pflegten und sie wie Primitivlinge behandelten.

      Er war überzeugt davon, daß ein Großteil ihrer Feindseligkeit, Gleichgültigkeit und auch Brutalität aus der Angst geboren war.

      Nicht ohne Grund hatten Soldaten vor erst dreißig Jahren im Register House in Edinburg die „Verdammung des Königs“ gefordert.

      Der Herzog erinnerte sich auch daran, daß die Schotten Tannenbäume als Symbol der Freiheit gepflanzt hatten, als die Nachrichten von den Siegen der Franzosen unter Napoleons Führung zu ihnen gedrungen waren.

      Aber das war jetzt alles vorbei. König George IV. kam nach Schottland, man sprach von einem Freundschaftsbesuch.

      „Ich weiß nicht, ob Seine Gnaden es Ihnen gesagt haben“, wandte sich Lord Hinchley unterwegs an Robert Dunblame, „aber ich muß morgen, spätestens übermorgen schon wieder aufbrechen, um den Besuch Seiner Majestät in Edinburg vorzubereiten.“

      „Ich nehme an, Sie ziehen den Landweg vor, Mylord“, entgegnete der Verwalter.

      „Allerdings!“ rief Lord Hinchley. „Ich werde lange kein Wasser mehr sehen können, ohne daß sich mir gleich der Magen hebt.“

      „Ich kann nur hoffen, Mylord, daß sich eine von den Kutschen Seiner Gnaden als bequemer erweisen wird“, sagte Mr. Dunblame höflich.

      Wobei ich reiten würde, dachte der Herzog Er empfand es als äußerst angenehm, nach der Schiffsreise endlich wieder ein Pferd zwischen den Schenkeln zu haben.

      Das Moor war ein einziger violetter Teppich von Heidekraut. Am Horizont erhoben sich die Berge des Grampian-Gebirges. Ihre Gipfel waren noch mit Schnee bedeckt.

      Ein Schwarm Sumpfhühner stieg auf und rettete sich schnatternd in die Sicherheit des Tals.

      Das Gelände stieg stetig an. Schließlich, am Rande eines Plateaus angekommen, hielt Mr. Dunblame das Pferd an, um dem Herzog und seinem Gast die Möglichkeit zu geben, die Landschaft in Ruhe zu betrachten.

      Die Flußmündung glitzerte tiefblau im Sonnenschein. Die Dächer und Türme von Perth wirkten wie rote Flecken zu beiden Seiten der Ufer, die Wildnis der weitgedehnten Heide schien unendliche Freiheit zu vermitteln.

      Der Herzog hatte plötzlich das Gefühl, aus der Enge eines Gefängnisses entflohen zu sein. Ein Gefühl, das er sich nicht erklären konnte.

      Er mußte an die Gesichter der Bediensteten denken, die am Ende der Gangway auf sie gewartet hatten.

      Mr. Dunblame hatte ihm den Mann vorgestellt, der ihnen Vorstand: ein großer, rauher Schotte, der den Herzog mit Augen angesehen hatte, die voll Ergebenheit waren.

      Sollte ich nach all den Jahren den Menschen, die denselben Namen tragen wie ich, noch etwas bedeuten? hatte er sich gefragt.

      Er hätte gerne Mr. Dunblame gebeten, ihm dieses Phänomen zu erklären, aber er wollte den Verwalter nicht in Verlegenheit bringen. Außerdem hätte Lord Hinchley unter Garantie über seine Neugierde gelacht.

      Schließlich hatte er immer wieder betont, mit welchem Widerwillen er diese Reise antrat und wie sehr er Schottland haßte „Wenn Ihnen das Land derart zuwider ist, warum fahren Sie dann hin?“ hatte ihn der Freund einmal gefragt.

      „Aus familiären Gründen“, hatte der Herzog nur knapp geantwortet.

      Diskret, wie Lord Hinchley nun einmal war, hatte er es bei dieser einen Frage belassen. Lord Hinchley schätzte den Herzog sehr. Er bewunderte seine Fairness, mußte aber immer wieder feststellen, daß er von einer Reserviertheit sein konnte, die ihm noch bei keinem anderen Menschen begegnet war.

      Man hätte doch annehmen sollen, daß es unter Freunden, und sie waren sehr gute Freunde, nichts gab, worüber man nicht sprechen konnte. Nichts, was tabu war. Doch - kam die Rede auf die McNarn, so wurde der Herzog wortkarg.

      Sie ritten weiter. Hier, auf flachem Gelände, legten die Pferde ein ordentliches Tempo vor.

      Sowohl der Herzog als auch sein Freund Lord Hinchley waren daran gewöhnt, lange Stunden im Sattel zu verbringen. Sie legten oft Strecken zurück, die andere zu reiten nicht einmal erwogen hätten. Trotzdem war Lord Hinchley erleichtert, als der Ritt sich seinem Ende näherte.

      „Jetzt sind wir gleich da“, erklärte Mr. Dunblame nach etwa zwei Stunden. „In fünf Minuten kann man das Schloß bereits sehen.“

      Der Herzog war den Anblick gewöhnt, als sie jedoch aus einem Hohlweg kamen und es plötzlich vor sich liegen sahen, war er beeindruckt. In seiner Erinnerung war es viel kleiner und unansehnlicher gewesen.

      Aus grauem Sandstein erbaut, war Narn Castle mit seinen Türmen und Türmchen der großartigste Bau des ganzen Hochlandes.

      Lord Hinchley war begeistert.

      „Mein Gott, Taran!“ rief er. „Sie haben nie erwähnt, daß Sie ein Schloß besitzen, das sogar Windsor Castle in den Schatten stellt.“ „Ich freue mich, daß es Ihnen gefällt“, erwiderte der Herzog trocken, stellte jedoch zu seinem Erstaunen fest, daß er irgendwie stolz war.

      Er hatte das Schloß gehaßt. Wie ein riesiger Schatten hatte es seine Kindheit belastet. Es hatte so bedrohlich und so feindselig auf ihn gewirkt, daß er aufgeatmet hatte, als er mitten in der Nacht aus seinen Mauern geflohen war. Nie wieder kehre ich hierher zurück, hatte er sich damals geschworen.

      An diesem Tag jedoch spiegelte sich der Schein der Sonne in den Fenstern, die Flagge wehte auf der Spitze des höchsten Turms, und das, was für den Herzog als Kind beängstigend gewirkt hatte, wirkte jetzt majestätisch.

      Die perfekte Umgebung für das Oberhaupt der McNarn.

      Der Herzog drehte sich nach den sechs Dienern um, die ihnen in gebührendem Abstand gefolgt waren. Sie kamen näher.

      „Die anderen, warten vor dem Schloß“, sagte Mr. Dunblame in dem Moment.

      „Welche anderen?“ fragte der Herzog.

      „Die Mitglieder des Clans“, antwortete Mr. Dunblame. „Natürlich nur diejenigen, die in der Nachbarschaft wohnen. Der Rest kommt morgen oder übermorgen.“

      Der Herzog überlegte.

      „Und wozu das Ganze?“ fragte er schließlich. Sein Ton war scharf und leicht vorwurfsvoll.

      Mr. Dunblame sah den Herzog mit offenem Blick an.

      „Die Einführung eines neuen Oberhaupts ist seit eh und je mit traditionellen Zeremonien verbunden“, sagte er. „Die Leute warten schon sehnsüchtig auf die Rückkehr Euer Gnaden.“

      Der Herzog schwieg. Er konnte Mr. Dunblame unmöglich sagen, daß ihn erst der zweite Brief zu dieser Rückkehr bewogen hatte.

      Vage erinnerte er sich an Zusammenkünfte, die sein Vater abgehalten hatte und bei denen er nie hatte zugegen sein dürfen.

      Der Herzog wußte, wie wichtig ein Oberhaupt für die

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