Moonlight Romance Staffel 1 – Romantic Thriller. Scarlet Wilson
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Er wich aufreizend langsam zurück, zeigte nicht die geringste Furcht. Meinte er, nach wie vor alles unter Kontrolle zu haben?
»In die Küche«, sagte er betont gelassen. »Okay. Das ist ganz in meinem Sinn. Ich habe da bereits einige Vorkehrungen getroffen. Du wirst überrascht sein, Molly.«
Und das war sie Augenblicke später tatsächlich. Über alle Maßen überrascht war sie, als sie sah, was Toby Haggerty vorbereitet hatte: Am Lüsterhaken war eine Schlinge befestigt, und darunter stand ein Holzhocker …
*
»Du wirst dir das Leben nehmen, Molly Stone«, sagte Toby Haggerty frostig. Er starrte sie durchdringend an. »Ein Leben, mit dem du aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen nicht mehr zurande kamst. Wie furchtbar.« Er seufzte zynisch. »Du armes, bedauernswertes Mädchen. Was mag dich nur so sehr durcheinandergebracht haben? Deine Eltern werden an dieser unfassbaren Tragödie zerbrechen. Sie hatten dich doch so unwahrscheinlich lieb. Du warst ihr ein und alles. Obwohl sie gar nicht deine leiblichen Eltern waren, wie du weißt.«
Molly zuckte zusammen, als hätte Toby Haggerty sie mit einem glühenden Eisen berührt. »Wer sind meine leiblichen Eltern?«
»Wie denkst du über sie?«
»Beantworte meine Frage!«, verlangte Molly aggressiv.
»Verurteilst du sie?«, fragte Haggerty.
»Weißt du, wer meine leiblichen Eltern sind?«
Haggerty nickte. »Selbstverständlich weiß ich das.«
»Dann sag es mir.«
Er wackelte übellaunig mit dem Kopf. »Das ist eine lange Geschichte«, sagte er. »Ich bin nicht sicher, ob ich mir die Zeit nehmen soll, sie dir zu erzählen.« Er zeigte auf die Schlinge, die auf Molly wartete. »Ich sehe irgendwie keinen Sinn mehr darin, verstehst du?«
Sie machte einen raschen Schritt vorwärts. »Rede endlich!«
Dass sie damit einen entscheidenden Fehler gemacht hatte, erkannte sie erst, als es zu spät war. Sie war Toby Haggerty zu nahe gekommen, und er nutzte seine Chance in Gedankenschnelle.
Ehe sie begriff, was passierte, hatte er ihre Hand gepackt und brutal herumgedreht. Sie spürte einen furchtbaren Schmerz, schrie auf und war gezwungen, das Messer fallen zu lassen.
Wenn sie es nicht getan hätte, hätte ihr Toby Haggerty den Arm gebrochen. Er ließ sie los, stieß sie derb gegen die Wand, hob das Messer auf und sagte zufrieden: »So gefällt mir die Situation schon wesentlich besser.«
*
Er holte aus und schlug ihr seinen Handrücken hart ins Gesicht. Es schien ihm genauso viel Spaß zu machen wie dereinst seinem brutalen Vater. »Das ist dafür, dass du es gewagt hast, mich mit diesem Messer zu bedrohen«, knurrte er, doch im nächsten Moment war das grausame Lodern in seinen Augen schon wieder verflogen. »Niemand darf mir so kommen. Niemand. Da werde ich zum Höllenhund.« Er wedelte mit dem erbeuteten Messer. »Darf ich dich jetzt bitten, auf den Hocker zu steigen und den Kopf in die Schlinge zu stecken?«
Molly hielt sich den schmerzenden Arm, und ihre Wange brannte wie Feuer.
»Es ist Zeit, Abschied zu nehmen von dieser hässlichen Welt, Molly Stone«, sagte Toby Haggerty. »Du bist von ihr so sehr enttäuscht, dass du nicht einmal einen Abschiedsbrief hinterlässt. Möchtest nur so rasch wie möglich weg.«
»Was ist mit den Büchern?«, fragte Molly, um Zeit zu gewinnen.
»Die nehme ich mit – sowohl das mit den leeren Seiten als auch das mit dem ersten Kapitel«, antwortete Haggerty. »War ein guter Gag, finde ich. Die beiden Bücher brachten eine gewisse Würze ins Geschehen. So etwas hat es bestimmt noch nie gegeben. Ich liebe solche Einfälle, bin richtig stolz auf diese Idee. Auch der Titel hat mich von Anfang an begeistert. Vor allem deshalb, weil er so treffend ist. Wer weiß, vielleicht schreibe ich das Buch irgendwann einmal zu Ende und bringe es im Eigenverlag heraus. Es könnte ein Bestseller werden. Das Potenzial dafür wäre vorhanden.« Er wurde langsam ungeduldig. »Rauf auf den Hocker, Molly.«
»Ich weiß noch nicht alles«, stieß sie hastig hervor.
Er schüttelte unwillig den Kopf. »Du brauchst nichts mehr zu wissen.«
»Sollte ich nicht das Recht haben, zu erfahren …«
»Wozu?«, schnappte er.
»Delinquenten räumt man im Allgemeinen einen letzten Wunsch ein.«
Er atmete genervt aus. »Also gut. Wir wollen diese traditionelle Gepflogenheit meinetwegen beibehalten. Was willst du wissen?«
»Wer bist du, Toby Haggerty?«
»Wer ich bin? Wieso interessiert dich das? Soll ich mich geschmeichelt fühlen? Du hast doch in der kurzen Zeit, die wir uns kennen, nicht etwa eine Schwäche für mich entwickelt? In Anlehnung an das Stockholm-Syndrom. Ich könnte das zwar verstehen, aber es würde nichts bringen, denn … Sehen wir den Tatsachen doch mal ganz nüchtern ins Auge: Ich bin ein Mörder, Molly Stone. Ich habe deinen Liebsten erschlagen, und ich bin auch dein Mörder. Ich meine, niemand ist so verrückt, sich in seinen Henker zu verlieben. Das wäre doch echt bescheuert, oder etwa nicht?«
»Wer bist du?«, wiederholte Molly ihre Frage starrsinnig.
Er setzte ein gemeines Grinsen auf und begann seine Biografie herunterzuleiern. Geburtsdatum, Geburtsort, Name der Eltern, Schulbildung …
Es stellte sich heraus, dass er Rechtsanwalt war. Noch ledig, aber schon verlobt – mit einer jungen Frau, die, wie er offen zugab, nicht einmal halb so schön wie Molly war, dafür aber ungemein vermögend.
Als Molly abermals wissen wollte, wer ihre leiblichen Eltern waren, zeigte er keine besondere Lust, auch noch darüber zu sprechen.
Es schien in seinen Augen vergeudete Zeit zu sein. Was hatte sie denn schon davon, wenn sie die Namen ihrer richtigen Eltern kannte?
Sie würde in Kürze tot sein – und dann hatte das alles keinen Wert mehr für sie. Aber Molly beharrte darauf, auch das noch zu erfahren, und so begann er mürrisch mit der Frage: »Hast du schon mal von Agatha Pallin gehört?«
»Nein. Ist sie meine Mutter?«
Toby Haggerty nickte. »Sie ist deine Mutter. Als sie ungefähr in deinem Alter war, vielleicht ein bisschen jünger, wollte sie unbedingt beim Film Karriere machen. Sie war jung, hübsch, hatte zwar eine angenehme Ausstrahlung, aber ihrem schauspielerischen Talent waren doch ziemlich enge Grenzen gesteckt. Sie erschlief sich ein paar unbedeutende Rollen in unbedeutenden Filmen, ging von Hand zu Hand, war zu dumm, um zu erkennen, dass die Männer sie alle nur ausnutzten. Man versprach ihr tolle Engagements in großen Produktionen, doch zu guter Letzt kam es nie dazu, weil sie einfach – was sie nicht wahrhaben wollte – nicht das Zeug zum Star hatte. Sie begann zu trinken, nahm Drogen, um ihren aufgestauten Frust zu betäuben, erschien zu spät zum Dreh, drohte schon sehr bald total abzustürzen und wurde zu allem Überfluss auch noch schwanger. Wer ihr das Kind gemacht hatte, wusste sie nicht, weil dafür zu viele ehrlose Männer infrage kamen. Da