Jüdisches Leben in Wort und Bild. Леопольд фон Захер-Мазох

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Jüdisches Leben in Wort und Bild - Леопольд фон Захер-Мазох

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entzückender Werke, Beobachtungen gesammelt, die er in dem »Jüdischen Leben«, das heute veröffentlicht wird, niedergelegt hat. Auf diese Weise hat er eine abwechslungsvolle Reihe kleiner Gedichte in Prosa geschaffen, von dichterischem Schwung und Kraft, voll schlagender Gegensätze, lebhafter bald scherzhafter, und komischer, bald ernster, düsterer aber immer wahrheitsgetreuer Gestalten und Szenen.

      Die Litteraturfreunde wissen in wie hohem Grade Sacher-Masoch es versteht, seinen Schöpfungen Bewegung und Farbe zu verleihen, wie man zuerst versucht ist zu glauben, dass alles auf einer Nadelspitze erbaut ist, und wie es sich dann plötzlich zu einer weiten Szene öffnet, in der sich Personen und Situationen in überraschender Weise vervielfältigen. Man kennt die glänzenden Eigenschaften des Autors, seinen humoristischen Geist, seine alles durchdringende Poesie, seine heit're milde grossmüthige, wenn auch mit einem leichten Anflug von Pessimismus gefärbte Philosophie, seinen kräftigen, massvollen Stil voll Leben, Kraft, diesen so originellen, so ganz persönlichen Stil, der im Geiste des Lesers zahllose Gedanken und Bilder wach ruft.

      Der litterarische und moralische Werth dieser reizenden Sittenschilderungen haben uns veranlasst eine reich illustrirte Ausgabe zu veranstalten. Wir haben infolge dessen die berufensten Künstler, die das jüdische Leben aus dem Grunde kennen, zur Mitarbeiterschaft herangezogen. Nach unserer Meinung hätte der Text nicht geistvoller, wahrheitsgetreuer, schöner interpretirt werden können, als es Gérardin, Alphons Lévy, Emil Lévy, Henri Lévy, Eduard Loevy, Schlesinger, Wolf und Worms gethan haben. Die zahlreichen im Text verstreuten Zeichnungen tragen einen lebenswarmen Ausdruck.

      Wir wagen desshalb zu hoffen, dass alle Leute von Urtheil und gutem Geschmack uns das Zeugniss geben werden, dass das »Jüdische Leben« zu den originellsten litterarischen und künstlerischen Erscheinungen unserer Zeit gehört.

       Inhaltsverzeichnis

      Goethe sagt: Das auserwählte unter den Völkern ist nicht das beste, sondern das andauerndste.

      In diesem wunderbaren Ausspruch ist die ganze Geschichte des israelitischen Volkes enthalten, alle seine Schicksale, gute und böse, spiegeln sich in demselben. Ja, es war unter allen Völkern, die den Erdball bewohnen, das ausdauerndste und deshalb hat es viel grössere und wichtigere, als es selbst war, überlebt und sah den Ruhm, die lärmenden Thaten, den Glanz der Jahrhunderte vorüberziehen, gleich Schemen. Es hat das üppige Babylon in den Staub sinken sehen und das Reich der Pharaonen und Rom, der Sturm der Völker brauste an ihm vorüber, Gothen, Vandalen und Hunnen, das römische Kaiserreich Karl's des Grossen fiel in Trümmer, das geistliche Weltreich der Päpste, die Monarchie Karl's V., in der die Sonne nicht unterging, Holland, Schweden, Polen, traten vom Schauplatz ab, Spanien erntete die traurigen Folgen seiner Verfolgungswuth, der Thron der Bourbonen wurde umgestürzt, und der neue Cäsar fand in den Eiswüsten Russlands sein Ende, doch Israel bestand noch immer. Es trotzte dem Mord, der Pest, dem Scheiterhaufen und ging durch den Wechsel der Zeiten, ergeben und geduldig, die heiligen Gesetzrollen im Arm.

      Kein Volk ist so oft von Eroberern unterjocht, in die Sklaverei geschleppt, getheilt und zerstreut, keines so mit Feuer und Schwert verfolgt, unterdrückt, beraubt, geschmäht und gequält worden und es lebte immer und lebt noch heute, frisch und kräftig, wie einst in den gesegneten Thälern Kanaans.

      Und doch ist heute wieder eine grosse Verfolgung gegen dasselbe im Zuge, ein Kampf, der durch alle Länder Europas geht, bedroht die schwer errungenen Rechte, die Bildung, das Eigenthum der Israeliten, ja ihre Existenz.

      Woher in unserer Zeit, genau ein Jahrhundert nach der grossen Revolution, nach der Proklamation der Menschenrechte, dieser Hass, dieser Rassenkrieg, dieser religiöse Verfolgungswahn?

      Mögen sich auch starke, egoistische, zumeist ökonomische Interessen unter der religiösen und nationalen Maske verbergen, es zeigt sich trotzdem in dieser ganzen Bewegung unleugbar eine Leidenschaft, welche nicht durch nüchterne Motive dieser Art erklärt werden kann.

      Das jüdische Volk ist das älteste Kulturvolk Europa's. Das ist der Grund. Andere Völker, welche eine gleich alte Kultur besitzen, sind ohne Einfluss auf uns geblieben, wie die Chinesen und Inder, oder vom Schauplatz verschwunden, wie die Egypter, Griechen, Römer. Hier ist aber ein Volk, mitten unter uns, das eine geordnete, musterhafte Staatsverfassung, das gute, vernünftige, humane Gesetze, eine reine Religion, einen erhabenen Kultus, edle Sitten, die einzig richtige Moral und eine grosse, herrliche Litteratur besass, zu einer Zeit, wo unsere Voreltern noch in Höhlen oder Pfahlbauten wohnten, und im Kampfe mit wilden Thieren selbst ein halbthierisches Dasein führten. Und diese alte Kultur, dieser reine Glaube, diese herrliche Moral sind diesem Volke nicht zu einer Vergangenheit geworden, mit der spätere Schicksale und eine neue Civilisation jeden Zusammenhang zerrissen haben, sie sind keine interessanten Antiquitäten geworden, oft nur mit dem Reiz der Rarität, wie die Religion des Inkas, wie die altgermanische Götterwelt der Edda oder der Perun und die Lada der alten Slaven, nein, der Strom ihrer Bildung geht ununterbrochen, nur immer breiter und mächtiger durch die Jahrhunderte von Palästina an, durch die Blüthezeit griechischer Kunst und römischen Staatswesens, durch das finstere Mittelalter mit seinem grossen Kampfe der Kaiser gegen die Päpste, durch die kirchliche Revolution Luther's und die Umwälzung von 1789 hindurch bis in unsere Tage.

      Das Volk Israel ist aber nicht nur das älteste Kulturvolk, sondern auch heute in Europa mitten unter gebildeten Völkern, die eine hohe Stufe der Gesittung erreicht haben, das gebildetste, jenes, das den reinsten Gottesglauben, die beste Moral, die mildesten Sitten besitzt und auf allen Gebieten menschlichen Wissens die regste Thätigkeit entwickelt.

      Die alte Kultur ist nicht ohne Einfluss auf seine physische Natur geblieben. Durch Jahrtausende mit grossen Ideen, erhabenen Empfindungen, edlen Gesinnungen und guten, menschlichen Sitten vertraut, hat es die thierischen Instinkte, die barbarischen Atavismen, weit mehr überwunden, als jedes andere und übertrifft alle an Humanität, das ist an Friedensliebe, Abscheu vor Gewaltthat und Blutvergiessen, Sittlichkeit und Nächstenliebe.

      Dies beweist die europäische Statistik und gegen die Sprache der Zahlen gibt es keine Einwendung. Der Hass anderer Völker gegen das Volk Israel's ist also nichts anderes, als der Hass des Indianers gegen den Trapper, der Hass des Wilden gegen civilisirte Menschen.

      Nie hat ein wahrhaft gebildeter Geist, ein wahrhaft edles Herz, ein wahrhaft reiner Charakter die Juden gehasst oder verfolgt, im Gegentheil, die erleuchteten Männer aller Zeiten, aller Nationen haben sie vertheidigt und beschützt.

      Diese Auserwählten liebten und lieben die Juden aus verschiedenen Gründen.

      Zuerst, weil in dem jüdischen Volke, wie in keinem anderen, der Familiensinn lebendig ist, welcher die wichtigste Grundlage einer gesunden, sittlichen, politischen und sozialen Entwickelung ist.

      In unseren Tagen wird viel und von verschiedenen Seiten gegen die Familie agitirt; in Deutschland sind es die Sozialisten und die Poeten der freien Bühne, in Frankreich die Kommunisten und die naturalistische Schule, im Osten die Nihilisten, welche ihr den Untergang geschworen haben.

      Alle diese Feinde der Familie sind in dem merkwürdigen Irrthum befangen, dass die Ehe, die Familie, eine rein jüdisch-christliche Einrichtung ist und gegen die Gesetze der Natur verstösst.

      Die Natur kennt allerdings in Bezug auf das Verhältniss von Mann und Weib nur ein Ziel: Die Erhaltung der Gattung.

      Es sieht so aus, als ob ihr die Eltern gleichgiltig, die Kinder alles wären. Um die Gattung zu erhalten, hat sie den Eltern den Trieb gegeben die Kinder gross zu ziehen, bis sie sich selbst erhalten können.

      Wir sehen in Folge dessen bei den Thieren,

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