Historische Romane von Henryk Sienkiewicz. Henryk Sienkiewicz

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Historische Romane von Henryk Sienkiewicz - Henryk Sienkiewicz

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dem Krakauer König handelt es sich hier, sondern um eine Genugthuung. Unser Meister aber kann für gesetzlose Zustände an den Grenzen nicht verantwortlich gemacht werden, denn soviele Königreiche es auch auf der Welt giebt, überall an den Grenzen stiften unruhige Geister Aufruhr.«

      »Auf diese Weise sprichst Du und verlangst doch, daß Gericht über Jurand gehalten werde. Was wollt Ihr denn eigentlich?«

      »Genugthuung und Bestrafung.«

      Seine knöchernen Hände faltend sagte der Fürst nun abermals: »Der Herr verleihe mir Langmut und Geduld!«

      »Möge Eure fürstliche Durchlaucht bedenken,« ergriff Danveld von neuem das Wort, »daß unsere kampflustigen Ritter nur weltliche und nicht dem deutschen Stamme entsprossene Mannen bedrängen. Eure jedoch heben die Hand gegen den Deutschen Orden auf, wodurch sie sich gegen den Heiland schwer vergehen. Welche Strafen, welche Marter sind aber groß genug für solche, die gegen den Gekreuzigten sündigen?«

      »Höre!« rief der Fürst. »Führe den Namen Gottes nicht beständig im Munde, denn Ihn täuschest Du nicht.«

      So sprechend, ergriff er den Kreuzritter an den Schultern und schüttelte ihn dermaßen, daß dieser, erschreckt, mit viel sanfterer Stimme fortfuhr: »Wenn unsere Gäste zuerst in Jurands Gebiet eingedrungen sind, wenn sie die Reisigen nicht entlassen haben, so lobe ich sie nicht darob. Dies fragt sich aber noch, wie es sich auch fragt, ob Jurand die Forderung angenommen hat.«

      So sprechend, warf er dem Herrn de Fourcy, unmerklich mit den Augen blinzelnd, einen bedeutsamen Blick zu, wohl um diesen zur Verneinung der Frage zu veranlassen.

      Allein de Fourcy entgegnete rasch, ohne das Zeichen zu bemerken oder bemerken zu wollen: »Jurand erklärte sich bereit, mit zwei seiner Gefährten gegen uns drei zu kämpfen, sobald wir die Kriegsknechte entlassen haben würden.«

      »Seid Ihr dessen gewiß?«

      »Auf meine Ehre! Ich und de Bergow wären auf die Bedingungen eingegangen, Majneger aber widersetzte sich unserm Vorhaben.«

      »Starost aus Szezytno!« ließ sich jetzt der Fürst vernehmen, »Ihr wißt besser als die andern, daß Jurand die Forderung nicht abgewiesen hat. Wer aber von Euch diesen zu einem Kampfe zu Fuß oder zu Pferd fordern will,« wandte er sich hierauf an alle, »dem erteile ich die Erlaubnis dazu. Wenn es Euch gelingen würde, Jurand zu töten oder in Eure Gewalt zu bringen, käme Herr de Bergow ohne Lösegeld aus der Gefangenschaft. Mehr verlangt jedoch nicht von mir, denn mehr gestehe ich Euch nicht zu.«

      Nach diesen Worten trat tiefes Schweigen ein. Weder Hugo de Danveld, noch Zygfryd de Löwe, weder Rotgier noch Godfryd waren trotz ihrer anerkannten Tapferkeit geneigt, mit dem gefürchteten Gebieter von Spychow einen Kampf auf Tod und Leben zu wagen. Dazu hätte sich vielleicht ein fremder, aus fernen Landen stammender Kämpe wie de Lorche oder de Fourcy verstanden, ersterer war jedoch nicht anwesend, und letzterer stand noch zu sehr unter dem Eindrucke der jüngsten Erlebnisse.

      »Einmal habe ich ihn gesehen,« murmelte er vor sich hin, »aber niemals möchte ich ihm wieder gegenüberstehen.«

      Zygfryd de Löwe aber ließ sich also vernehmen: »Die Ordensbrüder dürfen sich nur dann zum Zweikampfe stellen, wenn sie die besondere Erlaubnis des Meisters und des Großmarschalls dazu erhalten haben. Uns ist es aber nicht um die Erlaubnis zum Kampfe zu thun, uns liegt vor allem daran, daß de Bergow aus der Haft entlassen werde, daß Jurand mit dem Kopfe für seine Thaten büße.«

      »Nicht Euch gebührt es, in diesen Landen Recht zu sprechen!«

      »Schon viel zu lange haben wir die schlimme Nachbarschaft geduldig ertragen. Doch unser Meister wird uns Gerechtigkeit verschaffen.«

      »Wohl steht er über Euch, aber nicht über Masovien.«

      »Hinter dem Meister stehen die Deutschen und der römische Kaiser.«

      »Und hinter mir steht der polnische König, dem noch weit mehr Länder und Völker unterthan sind.«

      »Will Eure fürstliche Durchlaucht dem Orden den Krieg erklären?«

      »Wollte ich Krieg führen, so würde ich Euch nicht in Masovien erwarten, sondern gegen Euch ziehen. Doch unterlaß Deine Drohungen, denn ich hege keine Furcht.«

      »Was soll ich dem Meister melden?«

      »Euer Meister hat mir keine Frage vorgelegt. Sage ihm, was Du willst.«

      »So werden wir uns denn selbst Gerechtigkeit verschaffen müssen!«

      »Nimm Dich in acht!« rief nun der Fürst mit einer vor Wut entstellten Stimme, indem er dem Kreuzritter mit der geballten Hand drohte, »nimm Dich in acht! Wohl gestattete ich Dir, Jurand zum Zweikampfe zu fordern, doch planst Du, mit dem Kriegsheere des Ordens in das Land zu fallen, dann schlage ich los, und als Gefangener, nicht als Gast wirst Du hier weilen.«

      Seine Geduld war offenbar erschöpft. Mit aller Gewalt schleuderte er seine Kopfbedeckung auf den Tisch und warf, aus der Stube eilend, die Thüre krachend hinter sich zu.

      Bleich vor Zorn blieben die Kreuzritter zurück, und Herr de Fourcy blickte verstört von einem zum andern.

      Hugo de Danveld aber sprang fast mit Fäusten auf Herrn de Fourcy zu.

      »Was soll das Zugeständnis bedeuten,« schrie er, »daß Ihr Jurand zuerst gefordert habt?«

      »Ich habe die Wahrheit gesprochen.«

      »Ihr hättet alles leugnen sollen.«

      »Zum Kampfe zog ich aus und jede Lüge liegt mir fern.«

      »Brav habt Ihr gekämpft, das muß ich sagen.«

      »Und Ihr? Seid Ihr denn nicht vor Jurand nach Szezytno geflohen?«

      » Pax!« rief nun de Löwe. »Dieser Ritter ist der Gast des Ordens.«

      »Seine Aussage fällt ja gar nicht ins Gewicht,« warf nun auch Godfryd ein. »Ohne Gericht kann Jurand nicht gestraft werden, und vor Gericht würde ja doch alles an den Tag kommen.«

      »Was ist jetzt zu thun?« warf Rotgier ein.

      Ein kurzes Schweigen trat ein, dann ergriff der strenge und halsstarrige Zygfryd de Löwe das Wort.

      »Man muß dem Bluthunde einmal Ernst zeigen,« erklärte er. »De Bergow darf nicht länger in Ketten schmachten. Wir bieten die Besatzung von Szezytno, von Insburk und von Lubow auf, wir rufen den Kulmer Adel zu Hilfe und ziehen gegen Jurand. Es ist an der Zeit, ein Ende mit ihm zu machen.«

      Nun aber kreuzte der schlaue Danveld, der es verstand, ein jedes Ding von zwei Seiten zu beleuchten, die Hände über dem Haupte, runzelte sinnend die Stirn und bemerkte: »Ohne Erlaubnis des Meisters ist an ein solches Unternehmen nicht zu denken.«

      »Wenn wir unser Ziel erreichen, wird uns der Meister darob loben!« bemerkte Godfryd.

      »Und wenn es uns nicht gelingt, wenn der Fürst die Lanzenträger gegen uns schickt? Was dann?«

      »Davor wird er sich hüten. Es herrscht Frieden zwischen dem Orden und ihm.«

      »Freilich herrscht Frieden. Wir aber brechen

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