Historische Romane von Henryk Sienkiewicz. Henryk Sienkiewicz
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Historische Romane von Henryk Sienkiewicz - Henryk Sienkiewicz страница 84
»Nein, nein,« ließ sich hieraus de Danveld nach kurzem Sinnen vernehmen, »dem ist nicht so. Wenn wir Erfolg haben, wird sich der Meister wohl insgeheim freuen, er wird Gesandte an den fürstlichen Hof schicken und die Verhandlungen so führen lassen, daß wir straflos ausgehen. Falls wir jedoch eine Niederlage erleiden, wird der Orden weder für uns einstehen, noch den Krieg erklären. Dazu müßten wir einen andern Meister haben. Hinter dem Fürsten steht der polnische König und mit dem bindet der Meister nicht an.«
»Dessenungeachtet haben wir uns des Gebietes um Dobrzyn bemächtigt, als Beweis dafür, wie wenig wir uns vor Krakau fürchten.«
»Weil wir scheinbar ein Recht dazu hatten … denkt an Opolczik. Nun, wir nahmen das Land ja nur als Pfand, aber auch das …« Hier blickte er sich vorsichtig um und fügte dann leise hinzu: »Ich hörte in Marienburg, daß auf dieses Pfand sofort Verzicht geleistet würde, wenn andernfalls ein Krieg drohen sollte.«
»Ach,« meinte Rotgier ungeduldig, »ich wollte, Markward Salzbach wäre hier, oder Szomberg, der die Brut Witolds erwürgt hat, die wüßten uns Rat zu schaffen wegen Jurand. Bedenkt Witold! Der Statthalter Jagiellos! Der mächtige Fürst! Und trotzdem entging Szomberg der Strafe. Er erwürgte Witolds Kinder und ward nicht zur Rechenschaft dafür gezogen! Wahrlich, uns mangelt es an Leuten, die sofort für alles Rat wissen.«
Als Hugo de Danveld diese Worte vernahm, versank er, das Haupt in die Hand stützend, längere Zeit in tiefes Sinnen. Dann, mit einem Male, leuchteten seine Augen und er hub also an: »Gesegnet sei der Augenblick, in dem Ihr den Namen des tapferen Szomberg nanntet.«
»Weshalb? Ist Euch ein guter Gedanke gekommen?« fragte Zygfryd de Lowe.
»Sprecht schnell!« riefen Rotgier und Godfryd.
»So hört denn!« antwortete Hugo. »Jurand hat ein einziges Kind, eine Tochter, die er wie seinen Augapfel liebt.«
»Ja, wir kennen sie. Nicht nur er, sondern auch die Fürstin Anna Danuta ist dem Mädchen zugethan.«
»Gewiß. Hört mich an! Wie wäre es, wenn wir versuchten, das Mädchen in unsere Gewalt zu bekommen? Jurand würde für dessen Auslösung nicht nur de Bergow, sondern sich selbst und Spychow dazu zum Opfer bringen.«
»Bei dem Blute des heiligen Bonifatius, das in Dockum vergossen ward!« rief Godfryd, »ganz so würde es kommen, wie Ihr sagt!«
Dann aber verstummten alle für eine geraume Zeit, wie erschreckt über einen so waghalsigen, gefährlichen Plan. Schließlich wandte sich Rotgier an Zygfryd de Löwe.
»Euer Verstand ist ebenso groß wie Eure Erfahrung. Was haltet Ihr von dem allem?«
»Ich glaube, daß die Sache der Ueberlegung wert ist.«
»Aber die Fürstin hat ja das Mädchen stets um sich,« fuhr Rotgier fort, »liebt sie es doch gleich einer eigenen Tochter. Bedenkt, welch ein Lärm sich erheben wird.«
Hugo de Danveld lachte.
»Ihr habt selbst behauptet,« warf er ein, »daß Szomberg die Brut Witolds vergiftet oder erwürgt habe. Nun, welche Strafe ist ihm dafür geworden? Bei jeder Veranlassung wird Lärm geschlagen. Wenn wir aber Jurand in Ketten unserem Meister zuführen, ernten wir sicher Lob, wartet unsrer keine Strafe.«
»Ei,« ließ sich nun de Löwe vernehmen, »gar günstig ist freilich jetzt die Gelegenheit zu einem Ueberfalle. Der Fürst verläßt den Jagdhof, auf dem nur Anna Danuta mit den Hoffräulein bleibt. Doch wie läßt sich der Ueberfall auf einem fürstlichen Herrenhofe in Friedenszeiten rechtfertigen? Wenn dies noch Spychow wäre! Denkt an Zlotorja! Ganz das Gleiche kann sich abermals ereignen! Bei allen Königen, bei dem Papste werden aufs neue Klagen über die Gewaltthätigkeit des Ordens geführt werden, wieder wird sich der verfluchte Jagiello in wilden Drohungen ergehen, und der Meister, nun, ihr kennt ihn ja! Gern bemächtigt er sich zwar alles dessen, was er bekommen kann, aber einem Kriege mit Jagiello, dem geht er aus dem Wege. Ja, in ganz Masovien, in ganz Polen wird man gegen uns wüten.«
»Inzwischen bleichen aber die Gebeine Jurands am Galgen!« entgegnete Hugo de Danveld. »Und zudem, wer hat Euch denn davon gesprochen, daß das Mägdlein aus dem Jagdhofe entführt, von der Seite der Fürstin hinweggerissen werden soll?«
»Aus Ciechanow könnt Ihr es aber doch nicht entführen, aus Ciechanow, wo sich außer den Edelleuten dreihundert Bogenschützen befinden?«
»Nein! Kann aber Jurand nicht plötzlich erkranken und etliche Boten zu dem Mägdlein entsenden? Daß es die Fürstin unter solchen Umständen ziehen läßt, das unterliegt keinem Zweifel. Und wenn die Maid unterwegs verschwindet, wer wagt es, Euch oder mir zu sagen: ›Du hast sie geraubt‹?«
»Ei,« warf de Löwe ungeduldig dazwischen, »so bewerkstelligt doch, daß Jurand erkrankt und nach dem Mägdlein schickt!«
Mit triumphierendem Lächeln erklärte Hugo de Danveld darauf: »Ich kenne einen Goldschmied, der, wegen Diebstahls aus Marienburg vertrieben, seinen Wohnsitz in Szezytno aufgeschlagen hat und der jedes Siegel täuschend nachzuahmen versteht. Auch gebiete ich über Leute, welche, trotzdem sie uns untergeben sind, aus dem masurischen Volke stammen. Versteht Ihr mich endlich?«
»Ich verstehe alles!« erklärte Godfryd eifrig.
Dann drückte er die Augen zusammen, als ob er etwas in weiter Ferne schauen wolle und fuhr fort: »Ich sehe Jurand mit dem Stricke um den Hals an dem Danziger Thore in Marienburg stehen, ich sehe, wie ihn unsere Knechte mit den Füßen stoßen.«
Siebentes Kapitel.
Vor ihrer Abreise nach Szczytno stellten sich die vier Brüder und de Fourcy bei dem Fürsten und der Fürstin ein, um sich zu verabschieden. Wohl herrschte dabei keine allzufreundliche Stimmung, allein der Fürst, welcher der alten polnischen Sitte gemäß die Gäste nicht mit leeren Händen entlassen wollte, schenkte jedem der Brüder einen schönen Marderpelz und eine Menge Silbermünzen. Als es zu der Verabschiedung von der Fürstin kam, trat in dem Augenblick, da Zygfryd de Löwe ihr die Hand küßte, Hugo von Danveld zu Danusia, und sagte: »Eine Abgesandte wird sich hier einstellen und Euch, Jungfräulein, einen heilenden Balsam aus dem hercynskischen Walde bringen.«
De Fourcy hatte dies Gespräch beobachtet, und bestrickt von der zauberhaften Schönheit Danusias, fragte er, als er sich mit seinen Gefährten schon unterwegs nach Szczytno befand: »Wer ist das schöne Hoffräulein, mit dem Ihr vor der Abreise spracht?«
»Die Tochter Jurands!« entgegnete der Kreuzritter. »Ich versprach ihr, Balsam für den jungen Ritter zu senden, dem sie, wie Ihr wißt, angelobt ist,« erklärte er, »und der mit dem Auerochsen gekämpft hat. Wenn sich dann ein Lärm erhebt wegen der Entführung des Mädchens, wer will uns dann die Schuld beimessen, da wir ihr sogar aus Barmherzigkeit ein Heilmittel gesandt haben?«
»Das ist alles gut,« rief de Lowe, »es handelt sich aber darum, jemand Verläßliches zu finden.«
»Ich schicke eine zuverlässige, mir ergebene Frau mit dem Balsam an sie ab. Ihr befehle ich, Augen und Ohren offen zu halten. Wenn dann unsere Leute, zum Scheine von Jurand kommend, sich einstellen, werden sie den Weg schon geebnet finden.«
»Es wird jedoch schwer fallen, die