Dr. Norden Staffel 6 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Staffel 6 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden

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Chefin der Bäckerei ›Schöne Aussichten‹, wischte sich die Lachtränen aus den Augen.

      »Du musst dir für uns keine Geschichten ausdenken, Marla«, sagte sie und war auf einmal ernst geworden. »Wir wissen, dass es deine Mutter war, die gestern in die Klinik eingeliefert wurde. Und wir wissen auch, dass du keinen Kontakt mit ihr haben willst. Aber wir haben keine Ahnung, warum du dich so verhältst.«

      Mit jedem Wort, das Tatjana sprach, wurde Marla ein bisschen blasser.

      »Ich … ich …« Hilflos brach sie ab und war nur noch ein kleines Häuflein Elend.

      Tatjana hatte Mitleid mit ihr.

      »Schon gut«, winkte sie ab. »Wir werden dich zu nichts zwingen. Aber du sollst wissen, dass Danny und ich immer ein offenes Ohr haben für dich.«

      Marla nickte. Es war, als hätten sich Schleusen geöffnet, und Tränen strömten ihr über die Wangen.

      »Ich kann es nicht erklären, es tut mir leid«, stammelte sie. »Aber bitte, bitte sagt Pascal nichts davon. Wenn er es erfährt, ist alles aus.«

      *

      Während Daniel Norden auf die Ergebnisse der Blutuntersuchung wartete, die Matthias Weigand sofort angeordnet hatte, besuchte er seine Frau. Auch Fee war inzwischen an ihrem Arbeitsplatz angekommen.

      »Na, hast du den Kampf gegen dein Bett gewonnen?«, fragte er, nachdem er sie geküsst hatte.

      Volker Lammers, der auf dem Weg zu seiner Chefin war, hörte Daniel Nordens Stimme und machte kurz vor der Tür Halt. Um diese Uhrzeit war der Klinikflur leer, und er nutzte die Gelegenheit, um zu lauschen.

      »Mit knapper Not.« Nichtahnend, dass sie einen Zuhörer hatte, musterte Fee ihren Mann. »Aber du wärst besser auch mal liegen geblieben. Du siehst aus, als ob du direkt wieder Feierabend machen könntest.«

      »Vielen Dank für die Blumen.« Daniel deutete eine Verbeugung an. »Aber ich fürchte, ich sehe so aus, wie ich mich fühle.«

      »Dann komm und trink erst mal einen Kaffee mit mir«, forderte Fee ihn auf und hieß ihn auf der Sitzgruppe Platz zu nehmen.

      »Wenn das so weitergeht, ­bekomme ich demnächst einen Koffeinschock.« Dankend nahm er die Tasse entgegen, die sie ihm reichte.

      Dazu stellte Fee einen Teller mit frischen Butterbrezen aus Tatjanas Backstube auf den Tisch. Sie hatte die Gelegenheit genutzt und war auf dem Weg zur Arbeit schnell bei der Bäckerei vorbeigefahren.

      »Wie viele Tassen hast du heute denn schon?«

      »Das ist die zweite«, gestand Daniel, und Fee lachte.

      »Dann besteht noch keine Gefahr«, winkte sie ab und setzte sich zu ihrem Mann. »Laut einer neuen Studie ist maßvoller Kaffeegenuss sogar gesund. Der Kaffee schützt angeblich vor Leberkrebs. Außerdem könnte er sogar gut sein fürs Herz. Forscher haben festgestellt, dass die Arterien bei Menschen, die drei bis fünf Tassen Kaffee am Tag trinken, weniger verkalkt sind als bei denjenigen, die Kaffee meiden.«

      »Und dieses Studie gilt so lange, bis eine andere das Gegenteil beweist«, scherzte Daniel und biss in seine Butterbreze. Über den Sorgen mit Heike Moebius hatte er das Frühstück völlig vergessen. »Ich bleibe lieber bei meinem Credo ›Alles in Maßen‹«

      »Du bist ja auch der klügste Mann von allen«, schwärmte Fee und küsste ihm einen Butterklecks aus dem Mundwinkel. »Aber willst du mir nicht verraten, was dich hierher treibt? Eigentlich müsstest du doch längst in der Praxis sein.«

      »Im Augenblick warte ich auf die Blutwerte von Heike Moebius. Heute früh hat sie uns nämlich schon ganz schön auf Trab gehalten.« Er trank einen Schluck Kaffee und berichtete von seinem aufregenden Morgen.

      Fee hörte zu, und ihre Betroffenheit wuchs von Augenblick zu Augenblick, von Wort zu Wort.

      »Wenn ich mir das alles so anhöre …«, murmelte sie, als ihr Mann geendet hatte. »Nein, ich glaube nicht, dass Frau Moebius ein Alkoholproblem hat oder gar Drogen nimmt.«

      »Sondern?« Daniel sah seine Frau an.

      Die Überraschung stand ihm ins Gesicht geschrieben.

      »Ich denke eher an Schizophrenie.«

      Dr. Lammers, der noch immer auf seinem Lauschposten hinter der Tür war, ballte die Faust vor Zufriedenheit. Diese Information war Gold wert.

      Daniel hingegen war es anzusehen, dass er bisher nicht mit diesem Gedanken gespielt hatte.

      »Schizophrenie? Darüber weiß ich zu wenig«, gestand er ohne Zögern.

      In diesem Moment hörte Volker Lammers Schritte hinter sich und fuhr herum. Eine Schwester kam des Wegs uns musterte ihn. So blieb ihm nichts anderes übrig, als die Schultern zu straffen, eine gewichtige Miene aufzusetzen und seinen Lauschposten aufzugeben. Aber das war nicht weiter schlimm. Er hatte genug gehört.

      Fee sprach unterdessen weiter.

      »Dann kannst du ja noch was von mir lernen«, scherzte sie, um gleich darauf zu einer Erklärung anzusetzen. »Bei der Schizophrenie handelt es sich um eine tiefgreifende psychische Erkrankung, die gekennzeichnet ist durch Veränderungen der Gedanken, der Wahrnehmung und des Verhaltens«, erinnerte sie sich an das, was sie in ihrer Facharztausbildung zu diesem Krankheitsbild gelernt hatte. »Typisch ist auch der Realitätsverlust, Psychose genannt. Diese Patienten sind zeitweise nicht in der Lage, Wirklichkeit und Wahn auseinander zu halten. Sie hören Stimmen und fühlen sich verfolgt.«

      »Das passt genau zu Frau Moebius’ Verhalten«, stimmte Dr. Norden zu. »Aber könnte es sich nicht auch um eine gespaltene Persönlichkeit handeln? Sie hat heute innerhalb von Minuten umgeschaltet und war wie ausgewechselt.«

      Noch während Daniel sprach, schüttelte seine Frau den Kopf.

      »Das darf man nicht verwechseln. Bei einer dissoziativen Identitätsstörung bildet der Patient viele verschiedene Persönlichkeiten, die abwechselnd auftreten.«

      »Stimmt. Heike Moebius wirkt nicht wie eine andere Person.«

      »Trotzdem muss natürlich eine sorgfältige Diagnose durchgeführt werden.«

      Diese Informationen ließ sich Daniel Norden durch den Kopf gehen. Wie ein Puzzle setzte er Stück für Stück ein Bild zusammen.

      »Wenn es denn nicht schon eine gibt.« Er schob das letzte Stück Breze in den Mund und leerte seinen Kaffee.

      »Wie meinst du das?« Fee verstand nicht, worauf ihr Mann hinaus wollte.

      »Vielleicht will Marla deshalb nichts mehr mit ihrer Mutter zu tun haben. Weil sie an dieser Krankheit leidet und alle Beteiligten das längst wissen. Und genau das werde ich jetzt herausfinden.« Er beugte sich zu Fee hinüber und küsste sie zum Abschied, ehe er aufstand und aus dem Zimmer eilte. »Ich melde mich bei dir!«, rief er ihr an der Tür noch zu.

      Dann verschwand er um die Ecke und ließ seine Ehefrau nachdenklich zurück.

      *

      Heike Moebius kam gerade aus dem Bad, als Dr. Norden ihr Zimmer betrat.

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