Butler Parker 144 – Kriminalroman. Günter Dönges
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»Könnte der bewußte Goldschatz nicht längst schon geborgen worden sein?« stellte Parker die erste Frage. »Und falls nicht, muß dieser Schatz sich unbedingt im Wasser befinden?«
»Eben.« Die ältere Dame nickte nachdrücklich. »Das alles habe ich mich bereits insgeheim gefragt, Mr. Karoly.«
»Wann sollte der Goldschatz geborgen worden sein?« Karoly sah die Lady erstaunt an. »Seit 1945 weiß man von diesen Goldbarren, seit dieser Zeit wird nach ihnen getaucht.«
»Wer hat gesehen, daß das Gold im See versenkt wurde?« erkundigte sich Agatha Simpson streng. »Gibt es noch Augenzeugen?«
»Einige alte Menschen, die schwören, alles gesehen zu haben«, sagte Paul Karoly, »und diese Zeugen haben nie davon gesprochen, daß die Goldbarren oben im Fels versteckt wurden.«
»Die Zeugen können gelogen haben«, deutete die Detektivin an, »man könnte sie aber auch hinters Licht geführt haben. Ist es nicht so, Mr. Parker?«
»In der Tat, Mylady«, entgegnete Josuah Parker, »man lenkte die Aufmerksamkeit auf den See, um den Schatz in Wirklichkeit oben im Fels zu verstecken.«
Parker kam es einzig und allein darauf an, seine Herrin für ausgedehnte Klettertouren zu interessieren. Mit dem Hinweis auf den Zeitungsartikel und den Berggeist war es ihm gelungen, sie nach Österreich zu locken, und hier nun sollte Lady Simpson möglichst oft in die Bergwelt steigen, um im Lauf ihrer Ferientage zu erkennen, daß sie für einen Achttausender nicht geschaffen war.
»An diese hübsche Felswand dachte ich bereits die ganze Zeit«, behauptete Lady Agatha inzwischen, »dort muß es doch eine Unmenge von Verstecke geben.«
»Offen gesagt, an solch eine Möglichkeit hat hier bisher noch kein Mensch gedacht«, bekannte Paul Karoly und schüttelte verwundert den Kopf. Unmittelbar darauf trat er hart aufs Bremspedal, legte krachend den Rückwärtsgang ein und ließ den Landrover zurückrollen.
Kurz danach krachten und sprangen Felsbrocken von der hohen Böschung nach unten, erreichten den schmalen Weg und blockierten ihn.
»Der ... Der Berggeist«, stöhnte Karoly, drückte die Wagentür auf seiner Seite auf und sprang ins Freie.
»Eine ausgemachte Frechheit«, kommentierte die ältere Dame den Zwischenfall, »es ist völlig klar, daß man mich gerade umbringen wollte. Oder sind Sie etwa anderer Meinung, Mr. Parker?«
»Dies, Mylady, würde meine Wenigkeit sich nie erlauben«, gab Josuah Parker zurück. Er war bereits ausgestiegen und öffnete Myladys Wagentür, »es ist vielleicht angebracht, sich in Sicherheit zu bringen. Mit einer zweiten Geröll-Lawine ist durchaus zu rechnen.«
*
Parker hatte sich keineswegs verrechnet.
Kaum hatte Agatha Simpson den Landrover verlassen, da war auf dem Steilhang rechts vom Weg wieder Steinschlag zu vernehmen. Josuah Parker drängte die ältere Dame hinüber zum zweiten Rover, hinter dem Karoly und der Fahrer dieses Wagens bereits Deckung genommen hatten. Kurz danach polterten Steine aller Größe auf den ersten Landrover und deckten ihn ein. Nach wenigen Sekunden waren die Scheiben zerschlagen, das Blech zerschrammt und eingebeult.
Staub wallte von der geschotterten Straße auf und nahm die Sicht. Der Fahrer des zweiten Rover hatte sich geduckt und hielt sich die Ohren zu, Karoly starrte entsetzt auf den ersten Wagen, der im Staub nur noch in Umrissen auszumachen war.
»Man sollte Ihrem Berggeist keineswegs eine gewisse Anerkennung versagen«, urteilte Parker, als nur noch wenige Steine auf die schmale Strecke kollerten, »sein Ahnungsvermögen, um es mal so auszudrücken, ist geradezu beachtlich zu nennen.«
»Wie meinen Sie das?« Karoly wischte sich dicke Schweißperlen der Angst von der Stirn.
»Der sogenannte Berggeist muß gewußt haben, daß Mylady beabsichtigt, nach dem sagenhaften Goldschatz zu fahnden.«
»Von mir hat er jedenfalls nichts erfahren«, meinte Karoly in einem schüchternen Anflug von Spott.
»Ich wiederhole noch mal: Man wollte mich gerade umbringen«, ließ Agatha Simpson sich grollend vernehmen, »und das nehme ich dem Berggeist übel!«
»Natürlich könnte es sich auch um einen völlig normalen Zwischenfall gehandelt haben«, warf Josuah Parker ein.
»Papperlapapp, Mr. Parker.« Sie sah ihren Butler streng an. »An solch einen Zufall glaube ich einfach nicht. Mit wem, Mr. Karoly, haben Sie über meinen Besuch hier und über meine Absichten gesprochen?«
»Mit dem Personal«, gab Karoly Auskunft, »aber für meine Angestellten lege ich die Hand ins Feuer.«
»Ich werde mir die Leute genau ansehen«, drohte Lady Agatha, um dann auf das Geröll zu deuten, das die schmale Straße blockierte, »und wie soll es jetzt weiter gehen?«
»Haben Mylady Bedenken, den Restweg zu Fuß zurückzulegen?« fragte der Butler höflich.
»Unsinn, wieso sollte ich Bedenken haben?« Sie lächelte mild. »Die paar Meter schaffe ich natürlich ohne jede Verschnaufpause. Mir nach!«
Sie stieg erstaunlich geschickt und energisch über die Felsbrocken und sah sich dann den Landrover genauer an. Er war von Geröll förmlich eingekeilt worden und sah aus wie nach einem mittelschweren Unfall.
»Das war kein Zufall«, stellte sie fest, »das war reine Absicht. Der Berggeist fürchtet sich vor mir, er weiß genau, was auf ihn zukommt. Wie gut, Mr. Parker, daß ich noch im letzten Moment auf diesen Zeitungsartikel aufmerksam wurde.«
Sie war nach wie vor ahnungslos und wußte nicht, wie geschickt Josuah Parker ihr den Artikel über den Berggeist zugespielt hatte. Er hatte die Zeitungsseite so unter das Anmachholz im großen Kamin ihres Hauses geschoben, daß sie die Überschrift unbedingt sehen mußte. Nachdem Parker dann noch versucht hatte, ihr den Ausflug nach Österreich auszureden, hatte es für sie kein Halten mehr gegeben.
»Sie sind rein zufällig auf diesen Bergsee mit seinem Goldschatz gestoßen?« fragte Karoly.
»Im Grund natürlich nicht«, schwindelte die ältere Dame prompt, »ich beschäftige mich schon seit Jahren mit dem Thema. Ist es nicht so, Mr. Parker?«
»Mylady pflegt kaum etwas zu entgehen, was von Interesse ist«, behauptete der Butler. Sein glattes Pokergesicht blieb ausdruckslos wie stets.
»Eben«, meinte Sie und marschierte weiter, »im Grund hat der seltsame Berggeist bereits verloren, Er weiß es nur noch nicht.«
»Hoffentlich behalten Sie recht, Mylady«, sagte Karoly, der einen nervösen Eindruck machte. Er blickte immer wieder zum Steilhang hinauf und schien sich vor weiteren Überraschungen zu fürchten.
*
»Sie sollten uns was erzählen«, schlug Mike Rander vor und sah den jungen Mann lächelnd an, »Ihre Geschichte soll aber glaubhaft sein.«
Mike Randers Deutsch war beachtlich. Er brauchte Kathy Porter nichts zu übersetzen. Auch sie kannte die Landessprache des kleinen Fuchses recht gut.
»Was wollen Sie? Warum haben Sie mich angegriffen?« fragte der kleine Fuchs zurück und rieb sich die verstauchte