Bombenstimmung 2 - erweiterte Version. Dietmar Wolfgang Pritzlaff

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Bombenstimmung 2 - erweiterte Version - Dietmar Wolfgang Pritzlaff

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aber auch eine nach der anderen. Rauchst du noch so viel?

      MARTIN Ich...

      Mutter geht im Zimmer umher ohne auf Martin zu achten.

      MUTTER Du könntest aber auch mal Staubputzen.

      MARTIN Ja, Mutti!

      Mutter nimmt ein Foto vom Regal.

      MUTTER Was ist denn das für eine Schweinerei?

      MARTIN (reißt der Mutter das Foto aus der Hand) Das sind zwei Männer die sich küssen.

      MUTTER In einer eindeutigen Stellung. Muss so was hier öffentlich rum liegen? Das ist doch Pornografie.

      MARTIN Mutter, die haben mir die Arbeitslosenhilfe...

      MUTTER (unterbricht) Ach, jetzt gibt’s doch die 400 Euro-Jobs. Kannste denn nicht so was mal machen. Du hast doch keine zwei linken Hände.

      MARTIN Ich suche schon 2 Jahre nach einem Job.

      MUTTER Na, dann wird es doch höchste Zeit mal wieder arbeiten zu gehen. So was kann man verlernen. Gemütlich hast du es ja nicht gerade. So unordentlich.

      MARTIN Unordentlich?

      MUTTER Unaufgeräumt.

      MARTIN Ich habe keine Putzfrau, so wie du in deiner Langzeittherapieklinik.

      MUTTER Oh, Junge, wir Patienten...

      MARTIN Alkoholiker!

      MUTTER (grinst einmal kurz zu Martin) Wir Kranken, wir werden hart rangenommen. Wir müssen sogar das eigene Zimmer sauber halten. Schrecklich. Die kommen und kontrollieren. Man weiß gar nicht, wo man die Flaschen noch verstecken soll.

      MARTIN (zornig) Wieso bist du heute hier? Der Besuch war doch erst für das nächste Wochenende geplant?

      MUTTER Die haben mich rausgeschmissen.

      MARTIN Die haben was?

      MUTTER Rausgeschmiss...

      MARTIN Du hast gesoffen.

      MUTTER Nur ein bisschen. Das machen alle. Sonst hält man es dort doch nicht aus. Und ausnüchtern kann ich doch auch hier bei dir. Kannst deiner armen, alten, kranken Mutter ruhig mal helfen. Ach übrigens, dein Wagen hat zwei platte Reifen.

      MARTIN Was? (Martin läuft zum Fenster und reißt es auf) Das gibt’s doch gar nicht. So eine Scheiße. Das auch noch.

      MUTTER (steht auf) Und ich dachte, du hast es extra gemacht, damit du deine arme, alte, kranke Mutter nicht abholen brauchst. Ich geh mal aufs Klo.

      Mutter nimmt die Flasche aus der Tasche an sich und versucht sie hinterm Rücken zu verstecken. Martin sieht es.

      MARTIN Was hast du da? Du willst doch nicht...

      MUTTER Nur einen winzigen Schluck.

      Martin geht ihr hinterher. Mutter geht schnell ins Bad und schließt ab.

      MARTIN Mama, mach die Tür auf.

      Kein Laut von drinnen.

      MARTIN Fängt die ganze Scheiße wieder an.

      Martin läuft zum Fenster.

      MARTIN Mein schönes altes Auto. Ich halt das alles nicht mehr aus.

      Martin klettert aus dem Fenster und springt.

      MARTINS STIMME AUS DEM OFF Mama! Mama?

      Mutter kommt vom Klo und verstaut die Flasche, die fast leer ist, wieder in der Tasche.

      MUTTER Jesses, jetzt lässt der Junge auch noch das Fenster offen. (lauter) Und Mutter kann sich ja den Tod an den Hals holen, was? Ich habe noch nicht genug getrunken, dass ich das nicht merke. Martin? Wo bist du denn? Ich glaub ich krieg ne Krise. Ist das kalt hier drin.

      Mutter geht zum Fenster und schließt es.

      Black.

      3. Szene Vor dem Haus, auf der Straße

      Ein großer, muskulöser Kerl im Sportdress hält Martin auf den Armen.

      AXEL Nur gut, dass ich heute etwas später mein Jogging-Training angefangen habe, sonst wäre ich schon an deinem Haus vorbeigelaufen.

      MARTIN Das du mich auffangen konntest? Unglaublich!

      AXEL Nicht wahr? Hätte ich auch nicht gedacht. Habe es einfach mal probiert, als ich deinen kleinen Knackarsch dort oben baumeln sah. Ich heiße übrigens Axel.

      MARTIN (klammert sich fest um Axels Hals und lehnt sich an seine Brust, lässt dann genießerisch den Namen auf seiner Zunge zergehen und seufzt) A - x - e - l !

      Axel trägt Martin von der Bühne.

      Black.

      Ende

Kapitel 2: Abendfüllende Schauspiele

      In dieser Minute

      Eine Inspiration oder ein paar ungeordnete Gedanken über das Leben und den Tod

      Ein Theaterstück in 27 Szenen

      Preise:

      1993 – unter den 10 besten des Wettbewerbs

      Stipendium/Theaterworkshop, Kurzdrama-Wettbewerb, Gladbecker Förderpreis

      2015

      Stipendium/Theaterworkshop, Luaga & Losna, Nenzing, Österreich

      27. Internationales Theaterfestival für ein junges Publikum

      Inhalt:

      Das Stück IN DIESER MINUTE ist ein Nummernprogramm, zeigt hier und jetzt, was irgendwo, so oder auch anders zur gleichen Zeit geschehen kann. Frei nach Strindbergs-Traumspiel-Motto: "Alles kann geschehen, alles ist möglich und wahrscheinlich".

      Dabei ist es unerheblich, ob das Programm von einigen wenigen auf Minimal-Niveau oder von vielen Schauspielern auf einer Drehbühne als Ausstattungsstück gespielt wird.

      Das Stück experimentiert mit der Realität und mit Fiktion. Spielt mit Sprache, Bewegung, Licht und Musik. Eine sozialkritische Revue, als Manhmal gegen die Oberflächlichkeit und als Aufforderung zur Intensivierung jeder Minute unseres Lebens gedacht.

      Besetzung

      mindestens 2D/2H - 1 Dek.

      Das

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