Ausgewählte Lustspiele von Ludwig Thoma (Volksstücken und Bauernschwänke). Ludwig Thoma

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Ausgewählte Lustspiele von Ludwig Thoma (Volksstücken und Bauernschwänke) - Ludwig Thoma

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Man wollte flau machen, man wollte zweifeln, aber ich sagte mir, Eugen Ludwig, das ist die Kunst auf der hohen Linie.

      Zinnkraut: Das nämliche, wie ich.

      Meyer: Vielleicht tat ich doch mehr!

      Zinnkraut: Aber nach mir.

      Meyer ohne auf den Einwurf zu achten: Sie gaben ihm Geld; schön! Ich gab ihm mein Theater, ich gab ihm meine Existenz.

      Feuerstein: Und darum ist heute Ihr Ehrentag.

      Meyer abwehrend: Nicht so!

      Feuerstein: Auch Ihr Ehrentag, wollte ich sagen.

      Meyer: Vielleicht der Ehrentag meines Wollens, meines Strebens… auf und ab gehend … Der Siegestag meiner Ideale! Das ist das Wort!

      Feuerstein: Sie können nicht widersprechen, Zinnkraut!

      Zinnkraut: Wieso?

      Meyer ist auf und ab gegangen und bleibt nun stehen. Er wird rhetorisch: Herrschaften, ich sagte mir folgendes. Wo steckt mein Ziel? Steckt es hoch oder nicht? Gut, wenn es hoch steckt, dann führt ein steiler Weg nach oben. Darüber hat man sich klar zu sein.

      Feuerstein: Sie waren sich klar.

      Meyer steckt die rechte Hand in die Rocköffnung; theatralisch: Ich war es. Mein Ziel war die hohe Kunst, mein Weg war steil, mein Führer war Eugen Ludwig.

      Feuerstein korrigierend: Ihr Begleiter.

      Meyer: Sie sollen recht haben, – mein Begleiter. Sich gegen die Tür links wendend, durch die der Klavierspieler eingetreten ist. Was wollen Sie?

      Vierte Szene

       Inhaltsverzeichnis

      Klavierspieler hat Notenbücher unterm Arm: Ich bin hierher bestellt, – ich bin der Klavierspieler…

      Meyer: Haben Sie die Musikstücke, die ich wollte?

      Klavierspieler: Ja, wie Herr Direktor bestimmt haben…

      Meyer: Schon gut! Setzen Sie sich an den Flügel. Ich werde Ihnen das weitere mitteilen. Der Klavierspieler geht vorsichtig um Tische und Stühle herum zum Klavier und setzt sich.

      Meyer geht wieder auf und ab, in verhaltener Bewegung und mit Größe: Ich habe meinen Beruf stets ernst aufgefaßt. Ich habe ihn groß aufgefaßt, wenn ich es doch schon selbst sagen muß. Ich habe meine Sendung als Leiter einer moralischen Anstalt erkannt. Er bleibt stehen und faßt Zinnkraut streng ins Auge. Das kann man nicht leugnen, mag man auch sonst denken, was man will! Er blickt Zinnkraut durchbohrend an, indes er wiederholt … was man will!

      Zinnkraut bescheiden: Ich denke doch gar nicht!

      Meyer bitter: Sie denken gewiß – aber habe ich vielleicht Zugeständnisse gemacht?

      Feuerstein: Nein! Niemals!

      Meyer: Ich habe die hohe Kunst auf meine Fahne geschrieben, obwohl ich ihre Gefahren kannte. Herrschaften, ich sagte mir so: Erziehe ich das Publikum dazu, mir zu folgen, dann ist das Ideal erreicht. Wenn nicht, dann falle ich mit ihm…

      Feuerstein: Sie sind nicht gefallen.

      Meyer: Nein! Wir haben Schlachten geschlagen, wir haben Wunden davongetragen, aber der Sieg ist uns treu geblieben.

      Zinnkraut: Nu – treu!

      Meyer: Wie?

      Zinnkraut: Ich meine, der Sieg hat auch geschwankt.

      Meyer: Aber ich habe nicht geschwankt. Ich stand fest. Zwei Durchfälle sind an mir abgeprallt. Dieses Verdienst wird mir Eugen Ludwig heute zugestehen.

      Feuerstein: Er muß es tun.

      Meyer: Wenn ich zurückdenke an alles, was wir gemeinsam erkämpften, – vom bescheidenen Anfang bis zum letzten, großen Tag – schwärmerisch Herrschaften! Es war doch schön!

      Feuerstein: Und heute begrüßen wir Sie als Sieger.

      Meyer mit gemachter Bescheidenheit: Wer spricht von mir? Sagen wir, es ist der Sieg der Höhenkunst… Zum Klavierspieler, der sich erhoben hat und sich mit Verbeugungen bemerklich zu machen sucht. Was wollen Sie?

      Klavierspieler: Ich wollte mir die Frage erlauben, welches Musikstück wünschen Herr Direktor zuerst und…?

      Meyer: Ja so! Er zieht die Uhr. Also, wenn wir hier alle vollzählig sind, wird der Meister den Salon betreten. Auf mein Zeichen intonieren Sie sofort den Einzug der Gäste in die Wartburg.

      Klavierspieler: Jawohl, Herr Direktor, und später…

      Meyer: Das sage ich Ihnen schon… Er geht wieder auf und ab und spricht nicht ohne Bitterkeit. Vielleicht kann heute der eine und andere geringschätzig über mein Lebenswerk urteilen…

      Feuerstein feurig: Das ist niemand erlaubt!

      Meyer: Es ist der Lauf der Welt, lieber Freund! Und mit einem Blick auf Zinnkraut es liegt im Wesen der Menschen, schnell zu vergessen. Groß. Aber mag man es vergessen! Ich stehe bescheiden zurück, weil nur Eugen Ludwig da steht, wo er steht!

      Feuerstein zu Zinnkraut: Es ist unschön von Ihnen, Zinnkraut.

      Meyer groß: Lassen wir das! Was liegt an mir? Aber Herrschaften! Die Frage war nicht ganz so einfach… Damals, als noch niemand den Erfolg ahnte.

      Zinnkraut: Ich habe…

      Meyer ihn brüsk unterbrechend: Sie haben nicht! Niemand hat. Es lag eine Ungewißheit um uns, und man konnte sehr leicht straucheln. Ja, ich darf es heute bekennen: die Frage war nicht ohne innere Kämpfe zu lösen. Denn auch mich konnte es locken, auf bequemen Pfaden zum Erfolge zu wandeln. Er lag, wenn ich so sagen darf, lachend vor mir… Er bleibt stehen und wendet sich rasch gegen Zinnkraut. Wie?

      Zinnkraut schlicht: Nichts.

      Meyer: Ich dachte, Sie hätten etwas gesagt.

      Zinnkraut: Ich habe nichts gesagt.

      Meyer: Auch wenn Sie etwas gesagt hätten, ich habe keinen Einwurf zu scheuen. Geht wieder

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