Butler Parker 136 – Kriminalroman. Günter Dönges
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Kathy suchte im internen Telefonverzeichnis die Nummer des chinesischen Restaurants und wählte dann. Als die Verbindung hergestellt war, nannte sie ihren Namen und fragte nach dem Butler.
»Mister Parker?« erwiderte Hua Li, der sich gemeldet hatte. »Ich bedaure sehr, Miß Porter, aber er und Lady Simpson haben mein Restaurant bereits vor einer halben Stunde verlassen.«
»Dann werden Sie ja gleich hier sein«, sagte Kathy Porter beruhigt. »Nein, nein, es war nicht sonderlich wichtig, Mister Hua. Vielen Dank für die Auskunft!«
Sie legte auf und wartete auf das Erscheinen von Parkers Monstrum vor dem Haus. Doch die Zeit verrann, aber der Wagen erschien einfach nicht. Nach einer weiteren halben Stunde geriet Kathy Porter nun doch in Sorge. Obwohl die Zeit der mutmaßlichen Rückkehr weit überschritten war, hatte Parker sich noch nicht gemeldet, wie es sonst üblich war.
Es mußte etwas passiert sein!
Kathy war eine Frau, die auch ohne Anweisungen handelte. Sie hinterließ nun ihrerseits eine Nachricht auf dem Tonband, verließ das Haus und setzte sich in ihren kleinen Mini-Cooper, um nach Soho hinüber zu fahren. Sie benutzte den Picadilly und wechselte dann von Picadilly Circus hinüber in die Lexington Street. Hier ließ sie ihren Kleinwagen auf einem Parkplatz stehen und näherte sich zu Fuß dem Restaurant des Mr. Hua Li, das sie von früheren Besuchen her gut kannte.
Das Glück stand ihr zur Seite.
Als sie eine Seitenstraße passierte, auf die sie kaum geachtet hätte, entdeckte sie eine Ansammlung von neugierigen Zuschauern, die in respektvoller Entfernung einen hochbeinigen Wagen umstanden, der aus allen Nähten zu rauchen schien. Rußschwarze Wolken stiegen zum nächtlichen Himmel hoch und verdunkelten die bunten Neonreklamen.
Da wußte sie sofort, daß es sich nur um Parkers Wagen handeln konnte, der sich aus irgendwelchen Gründen gegen fremde Zugriffe zur Wehr setzte.
Kathy Porter pirschte sich an die neugierige Menge heran und schaltete auf höchste Wachsamkeit. Ihr Verdacht hatte sich bestätigt: Lady Simpson und Butler Parker mußten sich in Schwierigkeiten befinden ...
*
Josuah Parker wachte fast übergangslos auf und hatte heftige Kopfschmerzen.
Er versuchte herauszufinden, wo er sich befand und dachte gleichzeitig an Agatha Simpson. Dunkelheit umgab ihn, doch ganz in der Nähe war das Plätschern von Wasser zu vernehmen. Zudem roch es penetrant nach Fäulnis, Schlick und Schlamm. Und wenn ihn nicht alles täuschte, dann pfiffen und trippelten Ratten herum.
Langsam gewöhnten seine Augen sich an die herrschenden Lichtverhältnisse. Er erkannte die langgestreckten Lagerhallen im Hintergrund, sah knapp neben sich eine Mauer, die halb eingestürzt war und beobachtete einige Meter vor sich den Bug eines Kahns, der halb im Schlick zu stecken schien.
Man mußte sie in irgendeinen Hafen gebracht haben. Sie? Wo aber war dann Lady Simpson? Parker fühlte sich verantwortlich für seine Herrin und wollte gerade diskret nach ihr rufen, als er ihr grollendes Räuspern hörte.
»Mylady?« fragte er jedoch sicherheitshalber in die Dunkelheit hinein.
»Verdammte Ratte«, lautete die etwas überraschende Antwort. Und fast gleichzeitig mit diesem Ausruf erfolgte ein halblautes Klatschen. Ein schrilles Quieken war zu vernehmen, hastiges Trippeln überall, dann herrschte für einen Augenblick wieder Stille.
»Darf man unterstellen, daß Mylady sich den Umständen entsprechend wohl fühlen?« fragte Parker.
»Wo stecken Sie?« war die Gegenfrage.
»Ich werde mir erlauben, Mylady ein Lichtzeichen zu geben.« Parker griff nach einer der vielen Westentaschen seines Anzugs und holte einen Patentkugelschreiber hervor. Es handelte sich dabei um eine geschickt getarnte Miniatur-Taschenlampe von hoher Lichtstärke. Der Butler schaltete diese Taschenlampe ein und suchte mit dem Lichtstrahl nach Lady Simpson.
Sie arbeitete sich gerade machtvoll und energisch aus einem Berg alter und deformierter Pappkartons. Ihr Hut, eine Art Kreuzung aus Südwester und Napfkuchenform, saß schief auf dem Kopf. Nasse Holzwolle rahmte fast schon dekorativ ihr Gesicht.
»Was haben Sie uns da wieder eingebrockt?« grollte sie prompt, als Parker ihr half.
»Mylady sehen meine bescheidene Wenigkeit irritiert«, antwortete der Butler.
»Wo hat man uns eigentlich abgeladen?« wollte sie wissen.
»Es scheint sich hier um ein verlassenes Dock zu handeln. Mylady fühlen sich wohl?«
»Mein Kreislauf scheint nicht ganz in Ordnung zu sein«, stellte sie fest.
»Sofort, Mylady.« Parker hatte verstanden. Er griff in eine der Innentaschen seines schwarzen Zweireihers und holte eine flache, lederumhüllte Flasche hervor. Er schraubte den Verschluß ab, der als Becher diente, und goß ein wenig von dem alten, französischen Kognak ein.
Lady Agatha kippte den Inhalt des kleinen Silberbechers gekonnt hinunter und nickte fast schon wieder wohlwollend.
»Worauf warten Sie noch?« fragte sie dann ungeduldig, als Parker fragend schaute. »Natürlich brauche ich einen zweiten Kreislaufbeschleuniger.«
Parker servierte ihr den gewünschten zweiten Kognak, den sie schluckweise genoß.
»Man hat uns betäubt«, sagte sie später grimmig. »Damit hätten Sie rechnen müssen.«
»Ich werde Mr. Hua Li selbstverständlich zur Rechenschaft ziehen«, antwortete der Butler. »Darf ich mir erlauben, Mylady in zivilisiertere Bereiche zu führen?«
»Und dann sofort zurück zu diesem Hua Li«, forderte sie energisch. »Ich bin in der richtigen Stimmung, dem Subjekt eins auf den Pelz zu brennen.«
»Vorsicht, Mylady!« Parker sprach plötzlich leise. »Mir scheint, daß wir Besuch bekommen. Vielleicht sollten wir uns wieder niederlegen.«
Er hatte das Licht der kleinen, aber leistungsstarken Taschenlampe bereits ausgeschaltet und half der älteren Dame zurück auf die Pappkartons. Dann bezog auch er Position und wartete auf das Erscheinen zumindest einer einzigen Person, deren Schritte jenseits des Müllberges zu hören waren.
*
Kathy Porter hatte sich nicht getäuscht.
Butler Parkers Wagen hing am Haken eines Abschleppwagens, doch er rührte sich nicht. Seine Hinterräder waren derart blockiert, daß der anziehende Abschleppwagen keinen Zentimeter gewann.
Währenddessen aber stieß das hochbeinige Monstrum weiterhin Rußwolken aus und hüllte die gesamte Szene in tiefes Schwarz. Die neugierigen Zuschauer wichen verständlicherweise noch weiter zurück und amüsierten sich über die drei verzweifelten Männer, die den Wagen abschleppen wollten.
Es handelte sich um Chinesen, die Overalls trugen. Es paßte ihnen gar nicht, daß sie im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses standen. Sie gestikulierten, redeten aufeinander ein und benutzten natürlich ihre Muttersprache, die Kathy Porter nicht verstand.
Verärgerte Anwohner hatten inzwischen die Polizei alarmiert. Von fern her war die Sirene eines Polizeistreifenwagens zu vernehmen. Dieses nervenverschleißende