Butler Parker 139 – Kriminalroman. Günter Dönges
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»Die Sache hat sich erledigt«, meinte Agatha Simpson, »spannend ist dieses Spiel ja ohnehin nicht.«
Als sie und Parker den Kraftmesser verließen, folgte ihnen die Menge erwartungsvoll. Parker war mit der Entwicklung keineswegs einverstanden. Er horchte in sich hinein und erhielt Antwort. Seine Alarmanlage, ein fein ausgebildeter Instinkt, meldete Gefahr. Aber noch schien sie nicht akut zu sein.
»Wer will noch mal, wer hat noch nicht?« rief ein Losverkäufer mehr als leichtsinnig, als er Lady Simpson und Butler Parker sah. Er griff mit der linken Hand in einen mittelgroßen Plastikeimer, der mit Losen gefüllt war, wirbelte sie durcheinander und schnitt der älteren Dame den Weg ab.
»Was ist der Hauptpreis?« erkundigte sich Agatha Simpson, als er ihr den Eimer hinhielt.
»Ein Riesen-Teddybär«, antwortete der Mann, »aber wir haben auch sagenhafte Trostpreise.«
»Ich möchte diesen Hauptpreis sehen.«
Der Losverkäufer deutete weit hinauf in die bunte Auslage und zeigte dann gezielt auf einen Teddybär, der tatsächlich riesig war.
»Ihn werde ich selbstverständlich gewinnen«, verkündete die ältere Dame, »und wagen Sie es nicht, mich übers Ohr zu hauen.«
»Hier geht alles reell zu, die Dame«, trompetete der Verkäufer und deutete auf die Lose in seinem Plastikeimer, »je mehr Sie kaufen, die Dame, desto größer die Chancen.«
»Nun gut«, meinte Agatha Simpson, »ich habe heute meinen großzügigen Tag. Ich werde drei Lose kaufen. Ein Vermögen, wenn man es recht betrachtet, nicht wahr, Mr. Parker?«
»Mylady legen, wenn meine Wenigkeit dies sagen darf, geradezu eine Verschwendung an den Nachmittag.« Parkers Gesicht blieb bei dieser Feststellung glatt und unbewegt.
»Ich weiß, ich weiß«, sagte sie, »nun, Mr. Parker, Sie dürfen für mich die Lose ziehen.«
»Mylady laden damit meiner Wenigkeit die Last der Verantwortung auf.«
»Schnickschnack, Mr. Parker«, erwiderte sie, »zieren Sie sich nicht! Ich verlange allerdings, daß Sie die richtigen Lose kaufen!«
»Man wird sich bemühen, Mylady.«
Parker griff mit seiner schwarz behandschuhten Hand in den Plastikeimer, suchte sorgfältig und zog dann nacheinander drei Lose. Er deutete eine knappe Verbeugung an, als er Lady Agatha die drei Papierröllchen überreichte.
»Nun lasse ich mich überraschen«, sagte sie und blickte hinauf zum Hauptpreis. Dann maß sie den Losverkäufer mit eisigem Blick, »ich hoffe für Sie, junger Mann, daß Sie nicht nur Nieten angepriesen haben, sonst können Sie was erleben!«
Sie nahm sich Zeit, die drei Lose aufzurollen. Ihr erwartungsfrohes Gesicht wurde von Mal zu Mal ernster. Parker wußte bereits im vorhinein, daß seine Herrin nichts als Nieten in Händen hielt. Und deshalb rechnete er mit einem Tornado, der über die Losbude hereinbrechen würde ...
*
»Abgesehen mal von Ihrer Ungeschicklichkeit, Mr. Parker: hier lag einwandfrei Betrug vor«, entrüstete sich Agatha Simpson eine Viertelstunde später und blickte verächtlich auf eine große Fliegenklatsche aus Plastik, »und mit solch einer Alberei lasse ich mich dann auch noch abspeisen.«
Die Lady verharrte vor dem Imbißstand und wartete darauf, daß man ihr ein heißes Rostwürstchen servierte.
»Mylady ließen Ihren Unmut erkennen«, sagte Parker und blickte hinüber zur Losbude, die nicht mehr so aufgeräumt aussah wie vor dem Besuch durch Lady Agatha. Einige Regale mit Preisen waren zusammengestürzt und hatten sich in heilloses Durcheinander verwandelt. Drei Mitarbeiter des Tombola-Unternehmens hatten alle Hände voll zu tun, um Ordnung zu schaffen. Dabei blickten die Männer scheu zu Agatha Simpson hinüber, die für ihren Geschmack noch zu sehr in der Nähe stand. Wahrscheinlich fürchtete man eine Rückkehr des Tornados, den die ältere Dame verursacht hatte.
Man hatte ihr inzwischen das Rostbratwürstchen gereicht, und Agatha Simpson schnupperte wohlig an der Köstlichkeit. Sie biß herzhaft zu und schaffte es mühelos, einen neben ihr aufgetauchten Besucher des Rummelplatzes mit heißem Fett zu bespritzen.
Der Mann zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen und blickte Agatha Simpson grimmig an.
»Wollen Sie was von mir, junger Mann?« fragte die ältere Dame.
»Sie können sich wenigstens entschuldigen«, fauchte der Dreißigjährige, der den Schaden hatte.
»Ich soll mich für Ihre Aufdringlichkeit entschuldigen?« Agatha Simpson kniff die Augen zusammen. »Wie kommen Sie überhaupt dazu, mir so dicht auf den Leib zu rücken?«
Parker musterte den Mann und hatte den Eindruck, ihn schon mal gesehen zu haben. Von der Statur her glich er dem Mann, der das Messer hatte schleudern wollen. Parker schaltete auf höchste Wachsamkeit und beobachtete den Mann, der immer noch fassungslos war. Er hatte wohl tatsächlich eine Entschuldigung erwartet, wurde aber von Lady Simpson herb angegriffen.
Die ältere Dame biß zum zweiten Mal in das heiße Würstchen und hatte erneut keine Schwierigkeit, einen feinen Fettstrahl auf das Hemd des Mannes zu lenken. Der Getroffene sprang zurück und funkelte die Lady jetzt gereizt an.
»Sie werden lästig«, stellte Agatha Simpson fest.
»Das ist die Höhe«, giftete der Mann, »wenn Sie keine Frau wären, verdammt, ich würd’ Ihnen eine scheuern.«
»Würden Sie mir dies bitte übersetzen?« Agatha Simpson wandte sich an ihren Butler.
»Der Herr deutete gerade diskret an, Sie möglicherweise ohrfeigen zu wollen, falls Sie ein Mann wären«, antwortete Parker.
»Das ist eine handfeste Beleidigung«, übersetzte Agatha Simpson ihrerseits und benutzte die Fliegenklatsche als Waffe. Sie holte blitschnell aus und versetzte dem völlig überraschten Mann eine Art Doppelohrfeige. Da Lady Agatha Golf und Bogenschießen huldigte, fielen die beiden Schläge recht wirkungsvoll aus. Der Mann wurde nachdrücklich durchgeschüttelt und rutschte förmlich in sich zusammen. Dann fiel er gegen die Kante des behelfsmäßigen Tresens und stützte sich mit dem rechten Ellbogen auf. Dabei kippte ein großes Servierbrett aus Blech hoch und katapultierte vorbereitete, aber noch nicht gebratene Würste in die Luft.
Der Betreiber des Imbißstandes war damit überhaupt nicht einverstanden und hielt sich direkt an den unmittelbaren Verursacher des Schadens. Er goß dem Mann eine Schüssel Spülwasser ins Gesicht und schlug mit einem langen Holzlöffel nach ihm. Der Gemaßregelte fuchtelte mit den Armen in der Luft herum, wobei sich sein Jackett öffnete und hochschob.
Parker nahm zur Kenntnis, daß dieser Mann eine Schulterhalfter trug, in dem er eine Schußwaffe untergebracht hatte!
*
»Erlauben Sie, daß ich Ihnen meine bescheidene Hilfe anbiete?« fragte Josuah Parker. Ohne diese Erlaubnis abzuwarten, bemühte er sich ein wenig oberflächlich um den Mann, der gerade damit beschäftigt war, sich das Spülwasser aus dem Gesicht zu wischen. Dabei verirrte sich Parkers linke, schwarz