Harald Harst Krimis: Über 70 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Buch. Walther Kabel
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Читать онлайн книгу Harald Harst Krimis: Über 70 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Buch - Walther Kabel страница 144
Domke hatte nur Augen für den Toten.
„Wir – wir werden die Sache nach Babelsberg melden müssen – dem Amtsvorsteher,“ meinte er mit einem halb unterdrückten Seufzer. „Herr im Himmel – hätte ich nur nicht geschossen! Aber – ich wollte Sie retten! Es sah so aus, als würde der Mensch jeden Augenblick abdrücken!“
„Das entschuldigt Sie, Herr Domke.“
„Ja – meine Nerven sind ja auch schon fast zum Teufel durch den verdammten Spuk!“ polterte der Gutsbesitzer los, offenbar nur, um seine gedrückte Stimmung zu verbergen. „Wahrhaftig, Herr Harst, ich hätte den Brief an Sie nicht geschrieben, wenn ich nicht –“
„Ich begreife das durchaus, Herr Domke,“ fiel ihm Harald ins Wort. „Ihre Nervosität ist begründe. Der Spuk ist sehr schlau inszeniert worden.“
„Ja – und meine Kaltblütigkeit in dem Briefe war nur erheuchelt. Ich – ich schlafe seit Wochen stets bei Licht und hinter doppelt verriegelter Tür mit dem Revolver neben mir. Dieses – dieses Kettengerassel kann selbst den aufgeklärtesten Menschen verrückt machen! Ich habe alles versucht, der Sache auf den Grund zu kommen, aber –“
„– Sie hätten die Dielen in den Fluren aufheben sollen, Herr Domke.“
„Was – Dielen im Flur?!“ Er war ganz sprachlos.
„Ja. Die Dielen. Dann hätten Sie dort wahrscheinlich Ketten und Schnüre gefunden – Schnüre, mit deren Hilfe man die Ketten hin und her ziehen kann, so daß das schleifende Geräusch entsteht –“
„Donner – daß ich daran nicht gedacht habe!“
„Herr Domke, Orstras Tod muß natürlich gemeldet werden. Aber – vorher wollen wir noch in Ihrem Schloß einiges erledigen. – Kennen Sie die Ziege da?“
„Ja, gewiß. Sie gehört der Witwe Krämer, die das Häuschen hinter den Stallungen bewohnt. Der Mann der Krämer war Stellmacher bei mir. Er starb vor einem Jahr.“
„Hat sich Ihr Diener Gottlieb Krause mit der Krämer angefreundet?“
„Die beiden sind ja verwandt. Krause ist ihr Neffe.“
„So – so. Und – seien Sie jetzt ganz offen, Herr Domke – haben Sie vielleicht aus Indien besondere Kostbarkeiten mit herübergebracht?“
Der alte, dicke Herr blickte Harald scharf an. „Wie kommen Sie gerade darauf, Herr Harst?“
„Das ist keine Antwort auf meine Frage, Herr Domke.“
„Na – Sie sollen’s denn erfahren, meine Herren: ich besitze eine Brahmastatue von über ein Meter Höhe aus reinem Golde. Sie stammt aus den Ruinen von Delhi in Indien. Ich habe sie dort selbst gefunden.“
„Und – weiß niemand etwas von dieser Statue?“
„Nur einer wußte davon: der alte greise Krämer, der Stellmacher. Ihn zog ich ins Vertrauen. Mit seiner Hilfe schuf ich ein Versteck für die Statue, einen geheimen Wandschrank neben dem Kamin in der Vorhalle.“
„So – das genügt mir, Herr Domke. Nun wollen wir Frau Krämer aufsuchen und sie fragen, ob sie nicht jemand als Gast in ihrem Häuschen seit gestern heimlich beherbergt hat, – nämlich die Radlerin! Orstra also! – Ich denke, man wird von dem Häuschen hier in den Wald gelangen können, ohne gesehen zu werden.“
„Das stimmt. Es zieht sich ein ausgetrockneter tiefer Graben, der am Rande mit Gestrüpp bewachsen ist, bis zum Waldesrande hin. – Herr Harst, glauben Sie etwa, daß die Krause es auf die Brahmastatue abgesehen hatte?“
„Das möchte ich in Krauses Gegenwart erörtern. – Gehen wir!“
5. Kapitel
Wir schlichen den Graben entlang; wir betraten ganz plötzlich das Häuschen, das hinter Linden und Fliederbüschen völlig verborgen war.
Die Witwe des Stellmachers saß in der Stube und spann Flachs. Die Greisin hatte offenbar kein schlechtes Gewissen. Sie stand bereitwilligst Rede und Antwort. Nur eine Frage war ihr sichtlich peinlich: ob ihr Mann ihr etwas von dem goldenen Götzen erzählt hätte.
Harst redete ihr gut zu, und so erklärte sie denn, daß ihr Mann ihr freilich mitgeteilt habe, der Herr – das war Domke – besäße so ein Bild aus reinem Golde. Aber er habe ihr nicht verraten, wo es verborgen sei. Nein, das habe er nicht getan.
„Sie haben dann mal Ihrem Neffen gegenüber den goldenen Götzen erwähnt, Frau Krämer, nicht wahr?!“ meinte Harald freundlich.
„Ja –“
„Und dann kam Krause als Diener hierher?“
„Er war gerade ohne Stellung. Eigentlich ist er ja Artist.“
„Kannte Krause einen gewissen Gerstel, der sich auch Gumlowsky nannte?“
„Ja – ja. Bei dem war er mal Schreiber oder so was. Aber das war ein – ein schlechter Mensch, der Gerstel.“
„Ihr Neffe bat Sie dann gestern, Sie möchten doch eine Bekannte von ihm bei sich aufnehmen?“
„Seine Braut, sagte er –“
„War diese Braut in der ganzen verflossenen Nacht hier?“
„Das weiß ich nicht. Sie schlief dort in der andern Stube. – Ist – ist etwa mit dem Gottlieb irgend was nicht in Ordnung?“
„Bis jetzt ja, Frau Krämer. – So, wir danken Ihnen schön. Sie haben es hier recht hübsch. Eine Ziege halten Sie auch. Krauses Braut nahm die Ziege wohl mit in den Wald?“
„Ja. Ich bat sie darum. Sie hatte doch nichts zu tun. Erst wollte sie nicht. Sie ist ja überhaupt ’ne komische Person. Gottlieb sollte sich lieber nicht mit ihr abgeben. So ’ne heisere Stimme, und dann – dann wollte sie sich von niemand sehen lassen, grad so, als ob sie aus Berlin ausgerückt wär’ –“
„Also nochmals vielen Dank, Frau Krämer –“
Wir gingen über den Gutshof dem Schlosse zu.
„Der Zusammenhang ist Ihnen jetzt doch klar, Herr Domke,“ meinte Harald. „Es ging um den goldenen Brahma. Und Orstra, der mich um fünf Millionen bestohlen hat, glaubte sich hier bei der alten Frau vorläufig sicher, wollte auch Krause helfen, den Götzen zu suchen.“
„Hm – und der Spuk?! Herr Harst, mein Hühnerhund Pluto war doch –“
„Eine Frage: seit wann haben Sie den Hund?“
„Seit – ja, seit Juni etwa. Krause hat ihn mir besorgt. Sehr billig.“
„Aha, – und Krause gehorchte der Hund ebenfalls?“
„Auf’s