Fürstenkrone Staffel 8 – Adelsroman. Maria Czigler Bianca
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Dann bemerkte Philipp zwei Personen, die eng umschlungen auf der anderen Seite des Sees standen. Er lächelte. Am See gingen oft Liebespaare spazieren. Eines zu sehen erinnerte ihn wieder an Katharina, ihre weiche Haut, ihr duftendes Haar und den sanften Blick, mit dem sie ihn ansah.
Plötzlich stutzte Philipp und zügelte überrascht sein Pferd. Prinzessin Laura ritt fast auf ihn auf. Die Frau am See hatte sich gerade von ihrem Partner gelöst, so dass Philipp sie klar erkennen konnte. Es war Komtess Katharina. Seine Katharina! Das konnte nicht sein! Unmöglich! Aber seine Augen trogen ihn nicht. Es war Katharina, und die Umarmung war eindeutig genug.
Nun lächelte Katharina den Mann an. Es war ein sehr vertrautes Lächeln, als ob die beiden sich schon lange kennen würden. Katharina legte sich am Ufer nieder. Der Mann setzte sich neben sie und beugte sich über die Komtess. Philipp hatte das Gefühl, ein Messer schnitte durch sein Herz.
»Philipp, was ist los? Ich wäre fast auf Tassilo aufgeritten. Du kannst doch nicht einfach so anhalten.«
Lauras Stimme brachte Philipp in die Gegenwart zurück. »Es ist gar nichts«, wehrte er ab. Er warf einen letzten Blick auf das Paar am See. Dann bog er links in einen Waldweg ein. Philipp hoffte nur, dass Laura Katharina nicht gesehen hatte.
Der Rest ihres Ausritts verlief ereignislos. Laura machte keine Bemerkung über Katharina und den Unbekannten, hatte die beiden also anscheinend nicht bemerkt. Philipp war das nur Recht. Er fühlte sich außerstande, mit irgendjemand über Katharina zu sprechen.
Sobald sie die Stallungen erreicht hatten, behauptete Philipp, arbeiten zu müssen, und floh in sein Arbeitszimmer. Dort lief er wie ein eingesperrtes Tier auf und ab. Er konnte nicht glauben, was er doch mit eigenen Augen gesehen hatte: Katharina in den Armen eines anderen Mannes. Katharina, die diesen Typen vertraut anlächelte. Sie liebte diesen Kerl, das war für Philipp sonnenklar. Wie aber hatte sie gleichzeitig so mit ihm spielen können? Wie hatte sie ihn glauben machen können, sie liebte ihn? Philipp wusste nicht, was er denken sollte.
Der Butler kam und meldete, dass das Mittagessen serviert sei. Philipp fühlte sich nicht in der Lage, seinen Geschwistern gegenüberzutreten. Er schützte daher weiter Arbeit vor und ließ sich ein Sandwich ins Arbeitszimmer bringen. Es blieb unbeachtet auf dem Schreibtisch stehen.
Gegen drei Uhr nachmittags hatte Philipp einen Entschluss gefasst. Er würde zu Irene Lorenzens Haus fahren und mit Katharina sprechen. Er brauchte Klarheit.
*
Philipp wollte gerade das Arbeitszimmer verlassen, als der Butler klopfte.
»Frau Daldorf möchte Sie sprechen, Durchlaucht.«
Philipp unterdrückte ein Stöhnen. Fiona war die Letzte, mit der er jetzt diskutieren wollte. Dennoch gebot es die Höflichkeit, sie zu empfangen. Er gab Johannsen Anweisung, Fiona hereinzubitten und Tee zu servieren.
Fiona rauschte ins Zimmer. Heute trug sie ein dunkles Rot, das ihr schwarzes Haar und ihre grünen Augen betonte.
»Philipp, Darling, ich muss dringend mit dir reden«, erklärte sie. Sie machte Anstalten, ihn zu umarmen, doch Philipp fing ihre Hände ein und hielt sie so auf Abstand.
»Wir haben uns erst heute Morgen um halb drei verabschiedet. Was ist passiert?«
Fiona zog einen Schmollmund und ließ sich in einem der englischen Sessel nieder. Philipp setzte sich ihr gegenüber, bevor sie ihn auffordern konnte, den Sessel neben ihrem zu benutzen.
»Ich habe gestern ein wenig mit Herrn Rehmann geplaudert«, begann Fiona. »Er hat das Problem mit dem Medikament noch immer nicht im Griff. Er hat nicht einmal eine Ahnung, wo er suchen soll. Ich fürchte, er wird die Kreditrate für nächsten Monat auch nicht zahlen können.«
Philipp war alarmiert und versuchte, Fiona zu beruhigen. »Du weißt, dass das Medikament gut ist. Rehmann wird das Problem lösen und die Außenstände zahlen.«
Fiona zog eine Braue hoch. »Falls dann noch jemand das Medikament haben will, Darling. Die Lieferschwierigkeiten sprechen sich herum. Die Käufer sehen sich nach Alternativen um. Ich bin bei weitem nicht so optimistisch wie du, Philipp.«
In diesem Augenblick trat der Butler mit Tee und Gebäck ein. Eine lastende Stille herrschte zwischen Philipp und Fiona, während Johannsen das Tablett abstellte. Mit einer Verbeugung verließ er das Zimmer.
Philipp nahm das Gespräch wieder auf. »Warum erzählst du mir das alles? Hier? Auf einem Sonntag und nicht in deinem Büro mit Herrn Rehmann zusammen?«
»Ich sagte es dir schon einmal. Ich möchte dir nicht Haus und Hof versteigern müssen.« Fionas Stimme war ungewöhnlich sanft. Sie nahm die silberne Kanne und goss Tee in die Tassen aus Meißner Porzellan.
»Das würdest du tun?« Philipps Hals wurde eng. Er hatte das Gefühl, seine Krawatte würde ihn strangulieren.
»Ich habe Verpflichtungen gegenüber meiner Bank, Philipp. Das sagte ich dir schon.« Fiona stellte die Kanne wieder ab.
»Was erwartest du von mir?«, fragte Philipp, obwohl er die Antwort ahnte.
Fiona zog den Saum ihres Rockes herunter. Er endete eine Handbreit über dem Knie, und die Geste änderte nichts daran. Sie lenkte nur den Blick auf Fionas schöne Beine. »Ich hatte dir neulich schon eine Lösung vorgeschlagen.«
»Dass ich dich heirate?«
Fiona nickte.
Philipp sprang verärgert auf. »Fiona, das ist doch Unsinn. Ich liebe dich nicht. Wie oft muss ich dir das noch sagen, bevor du es glaubst?«
»Das werde ich nie glauben«, entgegnete sie heftig. »Ich erinnere mich zu gut daran, wie es war, als wir zusammen waren. Du kannst mir nicht erzählen, dass du all das vergessen hast. Die Liebe. Die Leidenschaft.«
»Das ist lange vorbei. Ich …« Der Fürst stockte. Er hatte sagen wollen, dass er Katharina liebe und sie ihn. Doch nun war er sich nicht mehr sicher, dass Katharina seine Liebe erwiderte. Nicht, seitdem er sie mit dem anderen Mann gesehen hatte …
Fiona erhob sich und kam auf ihn zu. »Philipp, ich liebe dich. Ich habe das schon immer getan. Lass uns heiraten. Ich bin sicher, du wirst deine Gefühle für mich wieder entdecken.«
»Nein, Fiona«, sagte Philipp bestimmt.
Ihr Gesicht wurde hart, die drängende Zärtlichkeit wich aus ihrer Stimme. »Und was willst du dann tun? Die ausstehenden Zinsen aus den Erträgen deiner Güter zahlen? Die reichen nicht aus, Philipp. Was mich angeht, so sehe ich es als meine Pflicht an, die Interessen der Daldorf-Bank zu wahren. Ich verspreche dir, ich werde nicht auf einen Cent der Zinsen verzichten.«
»Du willst mich ruinieren?« Der Fürst musste sich zu der Frage zwingen.
»Ich will dich nicht ruinieren. Aber mit meinem Privatvermögen unterstütze ich nur meinen Ehemann, nicht einen Ex-Liebhaber. Philipp«, sagte Fiona drängend, »du willst doch nicht der Fürst sein, der das Familienvermögen durchgebracht hat. Nach über 350 Jahren.«
Philipp