Fürstenkrone Staffel 8 – Adelsroman. Maria Czigler Bianca
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Silvia erwartete keine Absage und ging ein paar Schritte. Gerhard von Permont folgte ihr auf dem Fuß. Für ihn gab es nichts Schöneres, als mit ihr allein sein zu können.
Hinter der Balustrade des Palmengartens fiel der Hang terrassenförmig ab. Die Blütenpracht konnte man um diese Zeit nur ahnen, der Duft von Oleander und Jasmin begleitete Silvia und Gerhard jedoch bis zum Privatstrand des Hotels hinunter.
Es war eine berauschende Nacht, sternenübersät der Himmel, die Luft lau und vom Blütenduft durchdrungen. Leise Musik wehte vom Hotel herüber.
Gerhard ließ sich von dem Zauber mitreißen. Ja, er wagte es auch, einfach die Hand der Contessa zu nehmen, als sie am Strand spazierten.
»Schade, dass solche Stunden viel zu schnell vergehen«, sagte Silvia leise, blieb stehen und blickte aufs Meer hinaus, über das der Mond einen silbernen Streifen zog.
»Das muss nicht sein«, sagte er. Sein Atem streifte ihre Wange, so nahe war Gerhard ihr. Er legte die Hände auf ihre Schultern. »Silvia, ich liebe dich. Bitte, sag jetzt nichts, hör mir zu. Ich weiß, dass ich ohne dich nicht mehr sein möchte. Komm mit mir, Silvia, auf Pallenberg ist genug Platz für uns. Und bitte …, hab keine Angst, ich werde dir jeden Wunsch von den Augen ablesen.«
»Ach, Gerhard …«, Silvia seufzte und bettete den Kopf an seine Brust. Sie schmiegte sich an ihn, und leise, fast ängstlich fügte sie hinzu: »Ich habe Angst vor so viel Gefühl.«
»Dummchen«, flüsterte er zärtlich und legte die Hand unter ihr Kinn. »Schau mich an, Liebling. Für mich ist nur eines wichtig, dass du mich auch ein bisschen lieb hast.«
»Ich liebe dich, Gerhard«, erwiderte sie. Zögernd legte sie die Hände um seinen Hals, scheu streiften ihre Lippen seinen Mund.
Gerhard legte die Hände um ihr Gesicht. »Sag es mir noch einmal«, bat er.
»Ich liebe dich.« Die drei Worte, die alle Liebenden der Welt kannten und sich zuflüsterten, kamen wie ein Hauch von ihren Lippen.
Der junge Graf riss die geliebte Frau in die Arme. Seine leidenschaftlichen Küsse, seine stürmischen Zärtlichkeiten zerstreuten ihre Zurückhaltung. Gerhard wähnte sich im siebten Himmel.
Gerhard wusste nicht, wie lange sie engumschlungen am Strand gestanden hatten. Ja, er glaubte aus einem wunderschönen Traum zu erwachen, als Silvia sich plötzlich von ihm löste, ein paar Schritte ging und sich dann auf einen umgekippten Kahn setzte.
Sie hatte die Hände in den Schoß gelegt und hielt den Kopf gesenkt.
Verwirrt strich er sich die Locken aus der Stirn, zögernd kam er näher, blieb neben ihr stehen und schaute auf sie hinunter.
»Silvia …«
»Frag mich nicht«, flüsterte sie.
Täuschte er sich, oder zitterte ihre Stimme wie unter Tränen? Gerhard setzte sich neben Silvia, legte den Arm um sie und sagte: »Ganz gleich, was dich bedrückt, Liebling, sag es mir. Vielleicht kann ich dir helfen?«
»Ach, Gerhard …« Ein tiefer Seufzer folgte den Worten. Silvia lehnte den Kopf an seine Schulter und schaute aufs Meer hinaus, das leise ans Ufer platschte.
»Das klingt sehr traurig«, bemerkte er, und seine Lippen streiften ihr Haar.
»Ich bin es auch. Du bist sehr großzügig, Gerhard, aber ich kann deine Einladung nach Deutschland nicht annehmen«, erklärte sie, befreite sich von seinem Arm und setzte sich gerade hin. Offen sah sie ihn an. »Ich bin nicht allein.«
Seine Augenbrauen hoben sich kaum merklich. War sie vielleicht verheiratet? Oder hatte sie ein Kind? Oder gar beides? Wie sollte er sich jetzt verhalten?
»Ich kann dir nicht folgen«, sagte er nach langem Schweigen. »Was heißt das?«
Silvia hatte diese Rolle schon häufiger gespielt. Jede Geste war ihr vertraut. Die junge Frau hob die Schultern und ließ sie langsam wieder sinken. Das gab ihr etwas Trostloses.
»Ich ginge gern mit dir, Gerhard, aber … Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll.« Wieder legte sie eine große Pause ein, bevor sie leise erklärte: »Ich bin zwar eine Contessa, aber ich kann das Leben einer Adeligen nicht führen. Ich bin arm, Liebling, sehr arm, und dass ich noch ein Leben in einem gewissen Stil führen kann, verdanke ich einzig und allein meiner Kinderfrau Tante Maria und meinem Cousin Marco de Rivera. Sie haben in den letzten Jahren rührend für mich gesorgt. Ich kann sie nicht allein hier zurücklassen. Verstehst du das?«
Gerhard atmete erleichtert auf. Wenn es nur das war …
»Nimm sie doch mit nach Deutschland«, schlug er vor und lachte. Er sah keine Probleme mehr.
»Auch das geht nicht.« Sie schluchzte leise. »Bitte, Gerhard, frag mich nicht weiter. Ich will nicht wie eine Bettlerin vor dir stehen.«
Fest legten sich seine Arme um ihre Oberarme. Er schüttelte Silvia leicht. »Was redest du für einen Unsinn, Liebling? Ich liebe dich, und ich will alles mit dir teilen. Auch deine Freunde sollen an unserem Glück teilhaben. Sag ihnen einfach, sie sollen mit nach Deutschland kommen. Um die Kosten brauchen sie sich nicht zu kümmern. Ich übernehme das schon. Und auf Pallenberg ist genug Platz für euch alle. Nun? Was sagst du dazu?«
Die Überraschung in ihrem Blick war echt, denn so viel Großzügigkeit hatte sie nicht erwartet.
»Gerhard«, flüsterte sie. »Ich …, ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll …«
»Deine Liebe ist für mich Antwort genug.« Sein Blick umfasste ihr Gesicht, in dem ein großes dunkles Augenpaar leuchtete. Der Mondschein glänzte auf Silvias Lippen, die sich ihm verlangend boten.
Der junge Graf küsste sie behutsam und zärtlich, und in diesem Augenblick wusste Silvia de Mirandola, dass Gerhard keine leeren Versprechungen machte. In ihm hatte sie endlich den Mann gefunden, den sie schon lange suchte. Ein Mann, der gut aussah und offensichtlich über sehr viel Geld verfügte. Dass er zudem auch noch einen alten Namen zu bieten hatte, war eine angenehme Begleiterscheinung.
Silvia erwiderte Gerhards Zärtlichkeiten leidenschaftlich, denn nun wusste die junge Frau, dass ihr Einsatz sich lohnte.
*
»Ich werde selbst fahren, Konrad, nehmen Sie sich ein Taxi«, entschied Gerhard von Permont, nachdem der Chauffeur Kurt Wollmer das Gepäck verladen hatte.
»Ich musste noch einen Teil der Koffer in Aufbewahrung lassen, Herr Graf«, erklärte Wollmer und drehte die dunkle Schirmmütze zwischen den Händen. »Wann werde ich über den Wagen verfügen können?«
»Sie stellen komische Fragen. Wollmer.« Gerhard hob die Augenbrauen. »Fahren Sie mit einem Taxi nach Pallenberg. Dort gibt es doch genug Wagen, um das Gepäck zu holen. Den Jeep zum Beispiel. Oder ist der Ihnen nicht gut genug?«
»Doch …, sicher …« In den Worten klang Verwunderung, denn so barsch kannte der Chauffeur den jungen Grafen nicht.
»Gut, dann tun Sie, was ich Ihnen gesagt habe.« Gerhard wandte sich seinen Gästen zu. »Silvia, möchtest du vorn bei mir sitzen?«