Gesammelte Gedichte von Rainer Maria Rilke. Rainer Maria Rilke

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Gesammelte Gedichte von Rainer Maria Rilke - Rainer Maria  Rilke

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erschauernd in die Augen schaun?

       Vielleicht erstarb schon lang der Strahl der Steine,

       es stahl sie mir vielleicht mein Gast, der Gram,

       vielleicht auch waren in der Krone keine,

       die ich bekam?...

      Weiße Seelen mit den Silberschwingen

       Inhaltsverzeichnis

      Weiße Seelen mit den Silberschwingen,

       Kinderseelen, die noch niemals sangen,-

       die nur leis in immer weitern Ringen

       zu dem Leben ziehn, vor dem sie bangen,

       werdet ihr nicht euren Traum enttäuschen,

       wenn die Stimmen draußen euch erwachen,-

       und ihr könnt aus tausend Taggeräuschen

       nicht mehr lösen euer Liederlachen?

      Ich bin zu Hause

       Inhaltsverzeichnis

      Ich bin zu Hause zwischen Tag und Traum.

       Dort wo die Kinder schläfern, heiß vom Hetzen,

       dort wo die Alten sich zu Abend setzen,

       und Herde glühn und hellen ihren Raum.

       Ich bin zu Hause zwischen Tag und Traum.

       Dort wo die Abendglocken klar verlangen

       und Mädchen, vom Verhallenden befangen,

       sich müde stützen auf den Brunnensaum.

       Und eine Linde ist mein Lieblingsbaum;

       und alle Sommer, welche in ihr schweigen,

       rühren sich wieder in den tausend Zweigen

       und wachen wieder zwischen Tag und Traum.

      In der Dämmerung

       Inhaltsverzeichnis

      Und einmal lös ich in der Dämmerung

       der Pinien von Schulter und vom Schoß

       mein dunkles Kleid wie eine Lüge los

       und tauche in die Sonne bleich und bloß

       und zeige meinem Meere: ich bin jung.

       Dann wird die Brandung sein wie ein Empfang,

       den mir die Wogen festlich vorbereiten.

       Und eine jede zittert nach der zweiten, -

       wie soll ich ganz allein entgegenschreiten:

       das macht mich bang...

       Ich weiß: die hellgesellten Wellen weben

       mir einen Wind;

       und der erst beginnt,

       so wird er wieder meine Arme heben -

      Den wir alle sangen

       Inhaltsverzeichnis

      Du, den wir alle sangen,

       du einziger und echter Christ,

       du Kinderkönig, der du bist, -

       ich bin allein: mein Alles ist

       entgegen dir gegangen.

       Du Mai, vor deinen Mienen

       sieh mich bereit, die Arme weit:

       dein Unmut, deine Zögerzeit,

       dein Mut und deine Müdigkeit

       hat alles Raum in ihnen...

      Du wacher Wald

       Inhaltsverzeichnis

      Du wacher Wald, inmitten wehen Wintern

       hast du ein Frühlingsfühlen dir erkühnt,

       und leise lässest du dein Silber sintern,

       damit ich seh, wie deine Sehnsucht grünt.

       Und wie mich weiter deine Wege führen,

       erkenn ich kein Wohin und kein Woher

       und weiß: vor deinen Tiefen waren Türen-

       und sind nicht mehr.

      Du musst das Leben nicht verstehen

       Inhaltsverzeichnis

      Du musst das Leben nicht verstehen,

       dann wird es werden wie ein Fest.

       Und lass dir jeden Tag geschehen

       so wie ein Kind im Weitergehen von jedem Wehen

       sich viele Blüten schenken lässt.

       Sie aufzusammeln und zu sparen,

       das kommt dem Kind nicht in den Sinn.

       Es löst sie leise aus den Haaren,

       drin sie so gern gefangen waren,

       und hält den lieben jungen Jahren

       nach neuen seine Hände hin.

      Ich möchte werden wie die ganz Geheimen

       Inhaltsverzeichnis

      Ich möchte werden wie die ganz Geheimen:

      

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