Meine Jobs. Dietmar Wolfgang Pritzlaff

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Meine Jobs - Dietmar Wolfgang Pritzlaff

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Freude war. Überall, ringsherum wurde jetzt gekotzt. Mal grün mal rosa, mal rot. In allen Regenbogenfarben. Der Kapitän riss nun das Ruder herum und wollte nach der nächsten Welle drehen und zurückfahren. Aber das war gar nicht so einfach. Die See wütete immer mehr. Bei dem Drehversuch kamen die Kotzenden hautnah mit der Ostsee in Berührung, denn das Wasser stand plötzlich Oberkante Holz Reling. Die Kotze wurde davongeschwemmt, aber die anderen kotzten ja auch alle. Also schwamm immer wieder Kotze an mir vorbei. Das löste dann den nächsten Schwaps aus meinem Hals aus. Dann konnte ich mich nicht mehr auf den Beinen halten und kroch auf allen vieren in die Kajüte und legte mich auf eine Bank. Überall lungerten die Kranken herum. Was für eine Scheiße. Niemals wieder Schifffahren. Das braucht kein Mensch. Also seetüchtig war und bin ich wirklich nicht.

      Ein Bild aus diesem Eckernförde-Besuch werde ich niemals vergessen: Meine Mitschülerin Silvia und ihr Eis. Ich hatte in der Zeit des Eckernförde-Besuches Geburtstag, also musste auch gefeiert werden. Salz-Zeug, Kekse und süße Leckereien sollte es geben. Das musste für 25 Jugendliche erst Mal eingekauft werden. Silvia wollte mir helfen und wir gingen in die Stadt. Wir kauften wie bescheuert, 4 große Tüten voller Chipse, Flipse, Salzstangen und diverse andere Artikel zum Glücklich sein. Wir schleppten die vollen Tüten so vor uns hin und latschten wieder zurück zur Jugendherberge. Unterwegs hielten wir an einer Eisdiele und ich kaufte uns beiden Eis im Hörnchen für unterwegs. Aber Tüten schleppen und Eis lutschen zur gleichen Zeit, waren schon eine Herausforderung. Mal trug man auf der rechten Seite beide Tüten, mal links. Tüten abgestellt und schnell das Eis drumherum gelutscht. Das Eis drohte sich in der prallen Sonne zu verflüssigen. Mitten auf einem Zebrastreifen fegte eine Windböe den Sonnenhut von Silvias Kopf. Sie schrie auf und ich folgte dem nachfolgenden Schauspiel. Silvias Hut hing ihr noch im Nacken, in der linken Hand die Einkaufstaschen und in der rechten Hand das Eis. Es war keine dritte Hand zur Verfügung. Silvia griff nach dem Hut mit dem Eis in der Hand. Das Eis stand Kopf. Die Eiskugel hielt nicht im Hörnchen und es machte platsch, auf die Straße. Das schöne Eis. Silvia nahm ihre Hand wieder nach vorne. Sah auf ihr Hörnchen ohne Eis und mit einer Geste und einer enttäuschten Mine schmiss sie auch noch das leere Eishörnchen über ihr Schulter. Einfach so. Ein Bild für die Götter. Situationskomik pur. Wenn man es nacherzählt, ist es einfach nicht mehr so schön. Eine nächste Böe fegt Silvias Hut über den Zebrastreifen auf die andere Straßenseite. Wir mussten also wieder über den Zebrastreifen zurück. Die ganze Zeit wartete ein Autofahrer vor dem Zebrastreifen auf uns und sah unserem Treiben zu, ohne in seinem Wagen verrückt zu werden, denn er musste ja die ganze Zeit auf uns warten. Und wir latschten hin – dann das Eisdrama – und wieder zurück. Vielleicht hatte er auch seinen Spaß bei dieser Slapstickdarbietung gehabt.

      1978 kam eine Platte auf den Markt von einer gewissen Amanda Lear. Das Lied hieß QUEEN OF CHINATOWN und hatte es mir sofort angetan. Was für eine Stimme. Ich liebe dunkle Frauenstimmen. Zarah Leander, Lale Andersen, Tanita Tikaram und eben Amanda Lear. In einer Mathestunde sang ich vor Langeweile so vor mich hin das Discolied der Amanda. Der Lehrer wurde aufmerksam und sagte: „Erik, willste raus?“ Er sah Erik ernst an und der schaute ernst erstaunt zurück und beschwerte sich, dass das Gebrumme nicht von ihm stammte. Dem Lehrer war es egal. „Ich habe dich im Auge!“, gab er seine Warnung raus. Ich konnte mir ein Lachen kaum verdrücken. Noch heute können Erik und ich darüber herzhaft lachen.

      In Geschichte und Politik war ich immer gut. Aber dann geschah es. Meine erste 5 überhaupt handelte ich mir ein. Wir hatten den Warschauer Pakt und die Nato als Thema. Ich erdreistete mich in meiner Abhandlung den Beginn der Pakte nach dem Krieg zu beschreiben. Kurz zuvor hatten wir das Dritte Reich durchgenommen und ich war entsetzt von meinen Vorfahren. Dass sie solche grauenvollen Geschehnisse zugelassen hatten und sogar dabei mitgemacht hatten. Ich konnte es kaum fassen. Ich schrieb vom damaligen Führer und seinen Taten kurz und knapp und legte noch einen drauf: „Wenn wir nicht so ein Schwein wie Hitler in unserer Geschichte gehabt hätten, wäre alles anders verlaufen.“ Ich musste mir Luft machen.

      Der Lehrer auch. Wir bekamen unsere Arbeiten zurück und ich staunte nicht schlecht. Eine 5. Zum ersten Mal in meinem Leben schlechter als 4. Das war wirklich neu für mich. Und welche Begründung gab es dafür?

      Ich hätte alles am Dritten Reich festgemacht, dass überhaupt ein Warschauer Pakt und die Nato entstanden sind. Ja, klar. Ohne das Dritte Reich gäbe es die nächsten Jahrzehnte so nicht. Ich protestierte und brachte meinen Satz über das Schwein Hitler nochmals vor. „Es war nicht alles schlecht in jener Zeit.“

      Das konnte er jetzt nicht gesagt haben. Nicht der Lehrer und schon gar nicht dieser Lehrer, ein ewiger Hippie-Verschnitt mit langen welligen Haaren aus den 1968gern. Das konnte nicht sein. Mir wurde klar: dieser Lehrer war alles andere als Hippie. Der war rechts, sehr weit rechts. Wie konnte man irgendetwas aus dem Dritten Reich gut finden? Und das in seinem Alter. Er war so um die 30 Jahre alt.

      Mir war das völlig schleierhaft. Alles war doch auf Lug und Trug im Dritten Reich aufgebaut. Ja, einige der Nazibauten sind genial. Ein Herr Speer durfte dafür sogar weiterleben. Obwohl er alles genauestens wusste. Was wir erst heute nach Öffnung diverser Giftschränke wissen. Er hätte auch an den Galgen kommen müssen.

      Na, gut, wenn das Arsch von Lehrer es so will. Meine anderen schriftlichen Arbeiten waren gut und mündlich auch. Dann gab es eben eine 3 auf dem Zeugnis anstatt einer 2.

      Neu war das Wahlpflichtfach. Zwei gab es zur Auswahl. Man musste eines nehmen. Leider. Nichts als Möglichkeit, wäre schöner gewesen. Im ersten Jahr gab es eine Theater-AG, aber bei dem Herrn Lehrer fühlte ich mich im ersten Halbjahr nicht wohl und wechselte dann zum Tanzen. Erst gab es zwei Jungen, mich und einen Klaus, der aber schon bald die Schnauze voll hatte und lieber zum technischen Werken wechselte als sein Tanzbein zu schwingen. Er hatte wohl keins.

      Ich war dann der Hahn im Korb. Allein unter Mädchen, die alle tanzen lernen wollten. Ich konnte schon Disco-Fox und Grundschritte der Standardtänze hatte ich gelernt von meinen zwei älteren Schwestern. Die nahmen mich schon frühzeitig mit in die Discos, weil ihre Stecher nicht gerne tanzten und die Herren dankten es mir, wenn ich meine Schwestern über das Parkett schleuderte. Dann hatten sie Ruhe und meine Schwestern hatten ihren Auslauf.

      In der Schule hatte ich so einen Lehrauftrag: Disco-Fox unter die weiblichen Mitschüler zu bringen. In einigen Fällen war das ganz leicht, in anderen gar nicht umzusetzen. Es kommt eben auf das Rhythmusgefühl an und da gab es Mädchen, die einfach keines besaßen.

      Nach 2 Jahren Tanzen im Wahlpflichtfach traf sich die Klasse wieder. Wir beschlossen nicht weiter zu tanzen, sondern das Wahlpflichtfach in eine Sport-AG umzuwandeln. Die meisten hatten die Schnauze voll von Tippelschritt und Cha-Cha-Cha. Wir landeten beim Volleyball-Spiel. Das bekamen natürlich die Jungen meiner Klasse mit. Sie wollten nicht tanzen, aber jeden anderen Sport lieber ausüben, als rumzuwerkeln. Also versuchten alle bei uns im Kurs unterzukommen, aber so einfach war die Wechselei nicht. Im laufenden Jahr konnten die Herren nicht und später hörten ihre Schuljahre an unserer Schule auf und sie gingen ab. Ätsch!

      Ich war natürlich sehr begehrt bei den Volley-Damen. Wenn Gruppen gebildet wurden, wurde ich immer als Erster in eine Gruppe gewählt und dann wurde gespielt. Auf Biegen und Brechen, auf was-haste-was-kannste und drauf. So ungefähr stemmte ich mich dann beim Volleyballspiel rein. Meine Aufschläge waren berüchtigt. Ich gab dem Ball immer einen gewissen Dreh mit und schon landete er auf dem Boden. 1 Punkt für meine Mannschaft. Und dann passierte es natürlich. Bei einem harten Aufschlag prellte ich mein rechtes Handgelenk. 2 Wochen Gips. Nicht schreiben, kein Sport, kein Schwimmunterricht. Später hatte ich jahrelang eine Sehnenscheidenentzündung und trug einen Leder-Stütz-Riemen um das Handgelenk. Das Gelenk musste geschont werden.

      Kotzen 3:

      Kotzen, nicht weil es mir schlecht war, sondern von einem Vorfall, der eine angemessene Übelkeit wegen Ungerechtigkeiten hervorrief.

      Das Ganze spielte sich ab im 10ten

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