Father Brown - Krimis. Гилберт Кит Честертон

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Father Brown - Krimis - Гилберт Кит Честертон

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erträglich große Herzogin entdeckt hätte, er würde sie auf der Stelle verhaftet haben. Doch während der ganzen Fahrt war ihm niemand untergekommen, der ein verkappter Flambeau hätte sein können. Bezüglich der Leute auf dem Dampfboote hatte er sich bereits vergewissert, und diejenigen, welche in Harwich vom Zuge aufgelesen worden waren, beschränkten sich mit Sicherheit nur auf sechs. Da war ein kurzer Eisenbahnbeamter, der bis London mitfuhr, dann drei ziemlich kurze Grünzeughändler, welche zwei Stationen später hinzugekommen waren, eine sehr kurze Witwe aus gutem Hause aus einer kleinen Stadt in Essex und ein sehr kurzer römisch-katholischer Priester, der von einem kleinen Dorfe in Essex hereinkam. Beim letzten Falle angelangt, gab es Valentin auf; er mußte beinahe lachen. Der kleine Priester war so sehr das Muster eines Simpels aus dem Osten, er hatte ein Gesicht so rund und nichtssagend wie ein Norfolkpudding, er hatte Augen so leer wie die Nordsee, und er trug einige braune Papierpakete, die beisammenzuhalten er ganz außerstande war. Der Eucharistische Kongreß hatte anscheinend viele derartige Geschöpfe, blind und hilflos wie ausgehobene Maulwürfe, aus ihrer örtlichen Trägheit aufgescheucht. Valentin war ein Skeptiker vom strengen französischen Stile und kannte daher keine Vorliebe für Priester. Aber Mitleid konnte er für sie aufbringen, und dieser eine würde bei jedermann solches erweckt haben. Er trug einen großen, schäbigen Regenschirm, der ihm fortwährend zu Boden fiel. Er schien nicht zu wissen, welches das richtige Ende seiner Rückfahrtkarte war. Er erklärte mit der Einfalt eines Mondkalbes jedermann im Wagen, er müsse vorsichtig sein, denn er trage in einem seiner braunen Papierpakete etwas aus wirklichem Silber Verfertigtes »mit blauen Steinen«. Seine wunderliche Mischung von Essex-Plattheit und frommer Einfachheit belustigte andauernd den Franzosen, bis der Priester mit all seinen Paketen in Stratford anlangte und um seinen Regenschirm zurückkehrte. Als er letzteres tat, besaß Valentin sogar die Zuvorkommenheit, ihn zu warnen, nicht das Silber dadurch zu behüten, daß er jedermann davon erzähle. Doch mit wem immer auch Valentin sprach, stets hielt er sein Auge offen nach jemand anderm. Beständig blickte er nach jemanden aus, reich oder arm, männlich oder weiblich, der gut an sechs Fuß hoch wäre, denn Flambeau war noch um vier Zoll größer.

      In Liverpool Street stieg er jedoch ab, sich mit vollkommener Sicherheit bewußt, daß er den Verbrecher bislang nicht übersehen habe. Dann begab er sich nach Scotland Yard, seine Papiere in Ordnung zu bringen und für den Bedarfsfall Hilfe zu vereinbaren. Schließlich zündete er sich eine neue Zigarette an und machte sich zu einem langen Bummel in den Straßen Londons auf. Als er in dem Viertel jenseits Victoria umherwanderte, hielt er plötzlich an und blieb stehen. Der Platz war altmodisch und ruhig, sehr typisch für London, voll von zufälliger Stille. Die großen flachen Häuser sahen auf einmal wohlhabend und unbewohnt und das Sträucherviereck in der Mitte so einsam wie ein grünes Inselchen im Stillen Ozean aus. Eine der vier Seiten ragte wie eine Estrade über die anderen empor und die Linie dieser Seite war unterbrochen von einer von Londons wunderbaren Zufälligkeiten – einem Restaurant, das aussah, wie wenn es sich vom Soho hierher verlaufen hätte. Es war ein unvernünftig anziehendes Ding mit Zwergpflanzen in Töpfen und mit langen, gestreiften Stabjalousien in Zitronengelb und Weiß, lag eigentümlich hoch über der Straße, und in der in London üblichen Flickwerkart lief eine Flucht von Stufen von der Straße aus zum Eingange hinauf, fast wie etwa eine Rettungsleiter zu einem Ersten-Stock-Fenster. Valentin stand rauchend gegenüber den gelb-weißen Jalousien und betrachtete sie lange.

      Das unglaublichste Ding bei den Wundern ist, daß sie geschehen. Ein paar Wolken am Himmel ballen sich zusammen zu der auffallenden Form eines menschlichen Auges. Auf ungewissem Wege ragt mitten in einer Landschaft ein Baum auf in der genauen und vollendeten Form eines Fragezeichens. Ich habe selbst diese beiden Dinge in den letzten paar Tagen gesehen. Nelson stirbt im Augenblicke des Sieges, und ein Mann namens Williams ermordet zufällig einen Mann namens Williamson; es klingt wie eine Art Kindsmord. Kurz, es ist im Leben ein Element geisterhaften Zusammentreffens, welches Leuten, die nur mit dem Prosaischen rechnen, ewig entgehen wird. Weisheit sollte, wie es in Poes Paradoxen so gut heißt, sich auf das Unvorhergesehene verlassen.

      Aristide Valentin war Franzose von reinstem Wasser und die französische Intelligenz ist eine Intelligenz ganz besonderer und einziger Art. Er war nicht eine »denkende Maschine«, denn dies ist eine sinnlose Redensart des modernen Fatalismus und Materialismus. Eine Maschine ist nur deshalb eine Maschine, weil sie eben nicht denkt. Er aber war ein denkender Mensch und gleichzeitig ein schlichter Mensch. All seine wunderbaren Erfolge, die wie Zauberei aussahen, hatte er errungen durch angestrengte Logik, durch klares und hausbacken französisches Denken. Die Franzosen elektrisieren die Welt nicht durch Aufstellung von Widersinnigkeiten, sie elektrisieren sie durch Ausführung von Gemeinplätzen. Und das treiben sie sogar bis – zur französischen Revolution. Aber eben weil Valentin die Vernunft kannte, kannte er auch die Grenzen der Vernunft. Nur ein Mensch, der nichts von Motoren versteht, spricht von Motorfahren ohne Benzin; nur ein Mensch, der nichts von Vernunft versteht, spricht von Vernünftigsein ohne starke unbestreitbare Urgrundsätze. Hier hatte er keine starken Urgrundsätze. Flambeau war zu Harwich entwischt, und wenn er überhaupt in London war, dann konnte er irgend etwas sein, angefangen von einem übergroßen Vagabunden in Wimbledon Common bis zu einem übergroßen Toastmeister im Hotel Metropole. In solch nacktem Zustande des Nichtwissens besaß Valentin seine eigene Ansicht und seine eigene Methode.

      In derlei Fällen rechnete er auf das Unvorhergesehene. In Fällen, da er nicht den Weg des Vernünftigen verfolgen konnte, verfolgte er kalt und sorgfältig den Weg des Unvernünftigen. Anstatt die richtigen Orte aufzusuchen – Banken, Polizeiwachen, Sammelpunkte –, suchte er systematisch die unrichtigen Plätze auf, klopfte an jedes leere Haus, lief jede Sackgasse entlang, rannte jede mit Schutt versperrte Gasse hinab, bog er in jede Kurve ein, die ihn unnütz vom Wege abbrachte. Er verteidigte dieses verrückte Verfahren ganz logisch. Er behauptete, wenn jemand sich nach einem bestimmten Schlüssel richte, sei dies der schlimmste Weg, wenn man jedoch jeden Schlüssel beiseite ließ, sei dies das allerbeste, denn dabei habe man eben den Vorteil, daß irgend etwas Auffälliges, das das Auge des Verfolgers auf sich lenkt, dasselbe sein kann, was das Auge des Verfolgten auf sich gelenkt haben mag. Irgendwo mußte der Mensch anfangen, und es sei besser, es dort zu tun, wo ein anderer aufhören würde. Etwas an dieser Treppenflucht hinan zum Eingange, etwas an der Einsamkeit und Seltsamkeit des Restaurants weckte des Geheimpolizisten ganze ihm eigentümliche Vorliebe für das Romantische und ließ ihn den Entschluß fassen, aufs Geratewohl loszugehen. So stieg er die Treppe empor, ließ sich an einem Tische neben dem Fenster nieder und verlangte eine Tasse schwarzen Kaffees.

      Der halbe Morgen lag schon hinter ihm und er hatte noch nicht gefrühstückt. Der Tisch wies die unauffälligen Spuren anderer Frühstücke auf und gemahnte ihn an seinen Hunger, und indem er seiner Bestellung noch ein Spiegelei hinzufügte, machte er sich nachdenklich daran, etwas weißen Zucker in seinen Kaffee zu schütten, wobei all seine Gedanken sich mit Flambeau beschäftigten. Er hatte nicht vergessen, wie dieser einmal mit Hilfe einer Nagelschere entkommen war und ein anderes Mal mit Hilfe eines brennenden Hauses, einmal, weil er für einen unfrankierten Brief Strafporto zu bezahlen hatte und ein anderes Mal, indem er die Leute durch ein Teleskop nach einem Kometen blicken ließ, der die Welt zerstören konnte. Valentin hielt sein Detektivgehirn für ebensogut wie das des Verbrechers, und er hatte recht, doch war er sich seines Nachteiles vollkommen bewußt. »Der schaffende Künstler ist der Verbrecher, der Detektiv ist nur der Kritiker,« sagte er zu sich mit saurem Lächeln, wobei er langsam seine Kaffeetasse zum Munde führte – und sie sehr schnell wieder niederstellte. Er hatte Salz hineingetan.

      Er blickte auf das Gefäß, woraus er das silberige Pulver genommen hatte, es war zweifellos eine Zuckerdose, so unverkennbar für Zucker bestimmt, wie eine Champagnerflasche für Champagner. Er fragte sich, weshalb man Salz darin hielt. Dann blickte er um sich, ob es noch weitere rechtgläubige Gefäße gäbe. Ja, es gab zwei vollgefüllte Salzgefäße. Vielleicht war irgend etwas Besonderes an dem Inhalt der Salzgefäße. Er kostete, es war Zucker. Dann blickte er mit einem erfrischten Anschein von Interesse im Restaurant umher, um zu sehen, ob noch irgendwelche andere Spuren dieses sonderbaren künstlerischen Geschmackes zu finden seien, der Zucker in Salzgefäßen und Salz in Zuckerdosen verwahrte. Außer einem eigentümlichen Flecken an einer der weißtapezierten Wände, der von irgendeiner dunklen Flüssigkeit herrührte,

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