Butler Parker 130 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker 130 – Kriminalroman - Günter Dönges Butler Parker

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Simpson hatte keine Ahnung, worauf ihre Gesellschafterin hinaus wollte.

      »Die beiden Männer heißen Herb Findon und Al Swanley«, sagte Kathy. »Sie kommen aus den Staaten und sind angeblich Bühnenagenten. Das wenigstens geht aus ihren Briefen hervor.

      »Zur Sache, Kindchen«, drängte die passionierte Detektivin ungeduldig. »Was hat das mit dem Schließfach zu tun?«

      »Als Ortsfremde werden sie entweder Waterloo-Station oder Victoria-Station gewählt haben.«

      »Das dürfte ja auf der Hand liegen«, behauptete die ältere Dame prompt. »Für mich war das überhaupt keine Frage, Kindchen. Und wo fangen wir an?«

      »Vielleicht mit dem Waterloo-Bahnhof, Mylady? Der ist von Soho aus schneller zu erreichen.«

      »Genau das wollte ich gerade vorschlagen.« Lady Simpson nickte wohlwollend. »Sie machen sich, Kindchen! Langsam lernen Sie, wie man folgerichtig denkt. Ich bin sehr zufrieden mit Ihnen, Kathy...«

      *

      Herb Findon hörte ein schallendes, aber auch gedämpftes Gelächter, glaubte zu träumen und merkte Sekunden später, daß dies nicht der Fall war. Er schlug vorsichtig die Augen auf und befand sich in einem Doppelbett wieder, in dem er nicht schlecht lag.

      Wie er in dieses Bett geraten war, vermochte er nicht zu erklären. Noch weniger begriff er, was diese Frau in seinen Armen sollte. Er konnte sich wirklich nicht erinnern, sie zu dieser ausgedehnten Ruhe eingeladen zu haben.

      Er hielt sie nachdrücklich umschlungen und spürte die reservierte Kälte, die von ihr ausging.

      Vorsichtig löste Findon sich von ihr und ... erstarrte!

      Das war keine Frau aus Fleisch und Blut, sondern eine moderne, wohlgestaltete Schaufensterpuppe. Und während er hastig vor ihr zurückwich, brauste das Gelächter deutlich auf. Irgendwo schien man sich köstlich zu amüsieren...

      Noch fühlte er sich nicht frei von jener seltsamen Benommenheit, die ihn im Bett festhielt. Er schloß noch mal kurz die Augen und versuchte Ordnung in seine Gedanken zu bringen. Wie war denn das noch gewesen? Er war zusammen mit Swanley in das Taxi gestiegen, um Lady Simpson einen zweiten Besuch abzustatten. Auf dem Weg dorthin mußte etwas Schwerwiegendes passiert sein.

      Wo war Swanley?

      Herb Findon schlug die Bettdecke zurück und stand auf.

      Worauf das Gelächter wie eine Brandung anschwoll, wie er deutlich hörte. Findon schaute an sich hinunter und ... fuhr zusammen. Er war splitternackt, was ihn völlig irritierte. Dann nahm er den Kopf herum und ... blieb wie versteinert stehen.

      Vor dem riesigen Schaufenster draußen auf der Durchgangsstraße standen gut und gern dreißig männliche und weibliche Zuschauer, die ihn interessiert musterten. Findon, der abgebrühte Spezialist aus den Staaten, bekam einen roten Kopf und sauste zurück ins Bett. Hastig zog er die Bettdecke über sich und hielt für einen Moment den Atem an.

      Langsam ging ihm ein Licht auf...

      Der Taxifahrer!

      Dieser mürrische Mann mußte ihm diesen Streich gespielt haben. Wie es dazu aber kommen konnte, blieb ihm schleierhaft. Findon überlegte krampfhaft, wie er sich absetzen konnte. Vermutlich dauerte es nicht lange, bis amtliche Vertreter erschienen, um ihn wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses festzunehmen.

      Sollte er die Bettdecke um seinen nackten Körper wickeln? Nein, darin konnte er sich ja kaum bewegen. Er fingerte zu seiner Nachbarin hinüber und ertastete deren kurzes, neckisches Nachthemd. Herb Findon schluckte diese bittere Pille, riß ihr das Shorty vom Kunststoffkörper und richtete sich dann auf. Ein wenig ungelenk streifte er sich das sexy wirkende Gewand über seinen durchtrainierten Körper, holte tief Luft und begann seine Flucht.

      Vor dem Schaufenster waren inzwischen zwei Bildreporter eingetroffen, die man alarmiert hatte. Sie ließen sich diese einmalige Gelegenheit nicht entgehen und schossen unter Zuhilfenahme von Blitzlicht serienweise Fotos.

      Der Superspezialist wurde von diesen Blitzen geblendet und stolperte über einen Fellteppich des Ausstellungsschlafzimmers. Er warf verzweifelt die Arme hoch und ... landete krachend auf einer Kommode, die unter seinem Gewicht zusammenbrach. Findon stöhnte, rappelte sich hoch und rieb sich, während er auf einem Bein tanzte, das Schienbein. Da er nur das kurze Shorty trug, wirkte sein Solotanz recht albern.

      Er raffte sich wieder auf, setzte seine Flucht fort und wollte um jeden Preis heraus aus diesem Schaufenster. Er verwickelte sich prompt in einem Vorhang, der wie ein Netz von der Decke herunterhing, schlug wütend um sich und ließ sich schließlich von zwei Angestellten des Möbelhauses einfangen.

      Donnernder Applaus belohnte ihn für seine Galavorstellung, doch Herb Findon reagierte darauf überhaupt nicht. Als seelisch angeschlagener Mann ließ er sich im Netz wegschleppen, wobei er verzweifelt darum bemüht blieb, seine Blöße zu bedecken.

      *

      Als Swanley träumte, er würde recht derb an der Schulter gerüttelt, knurrte er verärgert und merkte, daß er gar nicht träumte, und öffnete verwirrt die Augen.

      Vor ihm stand ein Londoner Bobby mit einem sehr dienstlichen Gesicht. Al Swanley, gegen Uniformen allergisch, zuckte zusammen, schaute um sich und begriff überhaupt nichts mehr. Er saß auf einem Gehsteig, mit dem Rücken gegen eine Hauswand gelehnt. Zwischen seinen sehr leicht gespreizten Beinen lag ein uralter, zerbeulter Hut, in dem die Pennies sich häuften. Um seine Schultern lag eine alte Wolldecke, die penetrant nach Müll roch.

      »Gehen Sie weiter, Mann«, sagte der Bobby. »Sie müssen ja nicht unbedingt vor der Admiralität herumsitzen und betteln.«

      »Betteln?« Al Swanley, der zweite Superspezialist aus den Staaten, bekam einen roten Kopf und ähnelte darin seinem Partner Findon, den er jedoch vermißte.

      »Sie laden nicht gerade zu einer Lotterie ein«, stellte der Bobby fest. »Weitergehen, Mann! Oder wollen Sie mit zur nächsten Polizeistation?«

      »Ich ... Ich weiß gar nicht...!« Mehr brachte Al Swanley nicht heraus. Auch er versuchte sich zu erinnern. Wie war er hierhergekommen? Was war denn überhaupt passiert? Wieso bettelte er? War er plötzlich verrückt geworden.

      »Also?« Der Bobby wurde ungeduldig.

      »Scho ... Schon gut«, murmelte Swanley mit belegter Stimme. Er hatte nur den einen Wunsch, sich so schnell wie möglich zu verdrücken. Er stand auf und begriff nicht, warum der Bobby Augen bekam, die so groß waren wie Untertassen.

      »Mann, setzen Sie sich schleunigst wieder«, fuhr der Bobby ihn an. »Los, Sie sollen sich setzen! Wollen Sie einen Aufstand verursachen?«

      Als Swanley an sich herunterschaute, ging ihm ein Licht auf. Und er konnte den Bobby plötzlich nur zu gut verstehen. Die Decke war nämlich sein einziges Kleidungsstück, und sie bestand praktisch nur aus mehr oder weniger großen Löchern.

      »Ich ... Ich begreife das nicht«, sagte Swanley verschämt. Er ließ sich hastig auf dem Gehweg nieder und schwitzte Blut und Wasser.

      »Das werden wir gleich haben«, versprach der Bobby ihm. Er griff nach seinem Funksprechgerät und informierte kurz und knapp seine Station.

      »Ich ... Ich begreife das nicht«, versicherte Swanley

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